Münchens junge Kreative:"Ich bin ein Spielkind"

Lesezeit: 1 min

(Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Anton Haberl.

Von Nicole Salowa

Anton Haberl ist nicht nur Rapper und DJ. Der gelernte Holzbildhauer verbringt seine Zeit gerne in einem Keller der No-Depression-Room-Ateliers. "Ich finde es schön, mit etwas Greifbarem zu arbeiten und somit Einfluss auf meine Umwelt zu nehmen", sagt Anton. Sorgfältig mustert er das Holz, bevor er anfängt. Ein gekonnter Griff lässt eine Kerbe in dem Holz entstehen, das er zu einer Skulptur schnitzt.

(Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Schon als Kind musste er immer an etwas "rumfriemeln", wie Anton es nennt. Von den alten Büro-Computer seines Vaters, die er auseinanderbaute, bis hin zu Sprühdosen, mit denen er als Jugendlicher auf einer Wand in seinem Garten Graffiti sprühte. Über Freunde lernte er vor ein paar Jahren das Arbeiten mit Holz kennen, er zog sogar aus München weg, um seine Ausbildung als Holzbildhauer zu beginnen.

(Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

"Holz verhält sich nie gleich, es bleibt lebendig. Es hat Stellen mit unterschiedlichen Eigenschaften, die einem beim Arbeiten überraschen können", sagt Anton. Darauf müsse man sich einlassen können. Bevor Anton sein Werkzeug (von Motorsägen bis zu Schnitzeisen) an das Holz ansetzt, arbeitet er ein Konzept aus. So kalkuliert sein Prozess ist, so spontan kann er auch sein.

(Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Die Gesichter, die Anton ins Holz schnitzt, sind für seine Spontanität beispielhaft. Hier legt er einfach drauflos, lässt Gefühlen und Launen freien Lauf. "Wenn an einer Stelle ein Muskel verändert oder eine Falte gezogen wird, kann ein freundliches Lachen plötzlich schadenfroh sein. Ich finde es spannend, mich auszuprobieren und herumzuspielen", sagt er.

(Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Perfektion und Spontanität sind zwei Gegensätze, die Antons Arbeiten prägen. "Ich sehe mich eher als Kunsthandwerker, statt als reinen Künstler, weil mein Fokus auf der Technik und dem Schaffen liegt", sagt er. Zu sehr ist er begeistert von den unterschiedlichen Arbeitsweisen und ihren Resultaten, um sie gänzlich dem Zufall zu überlassen.

(Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

"Da ist eine innere Unruhe in mir", erzählt Anton. Das sei aber nicht zwangsläufig etwas Schlechtes, findet er. Denn genauso wie die Unruhe ihn dazu bringt, während eines Gesprächs immer an etwas "herumfriemeln" zu müssen, bringt sie ihn dazu, ein Ventil für sie zu finden. Und dieses Ventil mündet schlussendlich in Kreativität - und in einem Kunstwerk. "Ich bin ein Spielkind", sagt Anton.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Münchens junge Kreative
:"Schmerz ist nicht immer etwas Negatives"

Wo arbeiten Münchens junge kreative Köpfe? Wir haben sie an ihren Arbeitsplätzen besucht und ihnen über die Schulter geschaut. Heute: Federico Brens Ortiz.

Von Ornella Cosenza

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: