München:Zwei Junge und eine Ersatzmutter

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Wo es für einen reicht, reicht's auch für zwei. Getreu diesem Sprichwort stillt Orang-Utan-Mutter Matra nicht nur ihr eigenes Baby, sondern auch das Neugeborene ihrer Artgenossin Jahe. Der Ammendienst ist notwendig geworden, weil Jahe, mit 13 Jahren in puncto Mutterschaftspflichten noch gänzlich unerfahren, nichts mit dem Baby anfangen kann, das sie am 24. Oktober im Tierpark Hellabrunn geboren hat. Da trifft es sich gut, dass Matra wenige Woche zuvor einen Sohn auf die Welt gebracht hat und deshalb gut eingearbeitet ist, wenn es darum geht, Säuglinge zu pflegen. Überhaupt ist die 41-jährige Matra eine Expertin in Sachen Orang-Utan-Erziehung: Das Anfang Oktober geborene Jungtier ist bereits ihr sechstes Kind. Jahe hingegen war schon wenige Stunden nach der Geburt mit ihrem Baby überfordert, weshalb die Ältere einspringen musste. Kein Problem, sagt die zoologische Leiterin Beatrix Köhler: "Solange Matra genügend Milch produziert, und das tut sie, kann sie die beiden Jungtiere ohne Bedenken großziehen." Derartige Ersatzmutterschaften sind bei den auf Sumatra beheimateten Menschenaffen nicht ungewöhnlich, erklärt Köhler. "Dieses Verhalten kann bei Orang-Utans in ihrem natürlichen Lebensraum ebenso vorkommen wie in menschlicher Obhut. Bereits in der Vergangenheit konnte man in Zoos beobachten, dass sich die erfahrenste Mutter der Gruppe um den gesamten Nachwuchs kümmert. Für Jahe ist das eine große Entlastung." Hin und wieder, berichtet Köhler, linst die jugendliche Mutter aus der Ferne zu Matra hinüber, ihr Kind aber interessiert sie kaum. Vater der beiden Jungtiere ist Bruno, der 1969 im Tierpark Hellabrunn geboren wurde. Als Boss der dortigen Orang-Utan-Gruppe ist Bruno unangefochten, was sich unter anderem darin zeigt, dass er bereits mehr als 30 Mal Vater geworden ist. Zwei seiner Töchter, Isalie und Jolie, leben bis heute in der Münchner Menschenaffenkolonie. WG/Foto: Hellabrunn/Susanne Bihler

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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