Verdacht auf Körperverletzung:Streit um Sitzplatz im Zug: Polizei muss einschreiten

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Die Polizei nahm beide Fahrgäste mit aufs Revier (Symbolbild). (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Ein Mann belegt vier Plätze, angeblich weil er seinen operierten Fuß hochlegen muss. Das lässt sich ein anderer Fahrgast nicht gefallen. Am Ende landen beide auf dem Revier.

Es ist ein bekanntes Phänomen in vollen Zügen: Obwohl viele Reisende stehen müssen, legen Mitreisende Gepäckstücke auf ihre Nachbarsitze. So geschehen am Abend des Gründonnerstags in einem Regionalzug vom Münchner Hauptbahnhof nach Salzburg. Wie die Bundespolizei berichtet, saß ein 58-jähriger Mann aus Chieming in einem Vierer-Abteil, die drei Plätze um sich herum belegte er mit Gepäckstücken. Mehrere Mitreisende, die sich gerne gesetzt hätten, schickte er mit der Begründung weg, dass er am Fuß operiert worden sei und den Platz brauche, um das Bein auszustrecken. Ein 56-Jähriger aus Feldmoching wollte das nicht akzeptieren und nahm - laut Polizei "nach kurzer, heftiger Diskussion" - einen Koffer vom Sitzplatz und hob ihn in die Gepäckablage. Dies habe er ruhig und ohne Aggression getan, so gibt die Polizei Zeugen wieder. Dann nahm der 56-Jährige zusammen mit seiner Tochter Platz.

Hier hätte der Alltagsdisput ein Ende finden können, doch der Koffer war offenbar nicht vollständig verschlossen, Akten fielen heraus. Der 56-Jährige habe angeboten, die Papiere aufzuheben, was der Kofferbesitzer aber nicht angenommen habe. Stattdessen verständigte er die Polizei. Am Ostbahnhof warteten Beamte auf den Zug, um die beiden Männer "zur Sachverhaltsklärung" mit aufs Revier zu nehmen.

Das missfiel dem 58-Jährigen so sehr, dass er "sehr erbost" gewesen sei, so die Polizei. Zugleich habe eine "erste informatorische Erfragung" ergeben, dass er sich einer Körperverletzung schuldig gemacht haben könnte, durch Tritte gegen den 56-Jährigen. Der Tatverdächtige wollte den Beamten weder seinen Ausweis zeigen noch diese ausreden lassen. "Ständig unterbrach er die Beamten und sprach am Bahnsteig lautstark unbeteiligte Reisende an", heißt es im Polizeibericht. Nachdem die Polizei alles erledigt hatte, durften alle Beteiligten wieder gehen.

Die Bundespolizei will nun klären, ob sich der 58-Jährige tatsächlich einer Körperverletzung schuldig gemacht hat. Der wiederum habe eine "Dienstaussichtsbeschwerde" angekündigt, heißt es in der Pressemitteilung. Ob der Mann auch monieren wird, dass die Polizei das F in seiner Beschwerde zu einem S gemacht hat? Immerhin, die Polizei gesteht diesen Regelverstoß sofort.

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