München:Zu wenig Personal

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Erzieher fordern mehr Betreuung für Flüchtlingskinder

Von Melanie Staudinger

Nur wer die deutsche Sprache richtig lernt, kann sich auch in die Gesellschaft integrieren. Darin sind Experten sich einig. Umso wichtiger ist es, dass Flüchtlingskinder so früh wie möglich eine Kindertagesstätte besuchen. Doch in der Praxis stoßen Erzieher immer wieder auf Schwierigkeiten, wie eine Umfrage unter den katholischen Kindertageseinrichtungen der Caritas im Erzbistum München und Freising ergeben hat. Die Erzieher fühlen sich bei ihrer Aufgabe nur unzureichend unterstützt. Sie kritisieren, dass es zu wenig Personal gibt, Dolmetscher für die Elternarbeit fehlen und Schulkinder mit Fluchthintergrund keinen gesetzlichen Anspruch auf eine Betreuung nach der Schule haben.

"Die Kitas würden sich gerne mehr engagieren, doch der Mangel an Kita-Plätzen und die Schwierigkeit, Personal zu finden, sind schwer zu überwindende Hürden", sagt Hilke Gerber, Leiterin der Caritas-Fachberatung für Kitas. Denn gerade die pädagogische Arbeit mit Flüchtlingskindern erfordert viel Einfühlungsvermögen: Menschen aus anderen Kulturen haben oftmals andere Vorstellungen, wie Kinderbetreuung abläuft und müssen an das deutsche System erst herangeführt werden. Zudem haben die Familien nicht nur während ihrer Flucht schlimme Erfahrungen gemacht, sondern leben auch hier unter unsicheren Verhältnissen. Manchmal verließen die Kinder die Kitas sehr plötzlich, berichtet Gerber. Die Ungewissheit, was mit den Kindern und ihren Familien geschehen ist, führe zu Sorgen.

Trotz aller Schwierigkeiten würden Kinder mit Fluchthintergrund als große Bereicherung gesehen, sagt Gerbe. Dennoch wünschten sich die Mitarbeiter bessere Bedingungen. Wichtig sei zum einen, dass es klare und transparente Kriterien gebe, wie die Plätze vergeben worden seien, damit es nicht den Anschein habe, als würden Flüchtlingskinder bein knappen Platzangebot bevorzugt behandelt. Zudem müsse es trotz des Erziehermangels ausreichende personelle Ressourcen geben, fordern die Einrichtungen. Eine akzeptable Ausstattung hängt, so bemängelten die Kita-Leitungen, oft einzig vom guten Willen des Trägers und der Kommune ab.

Bei der Betreuung von Schulkindern komme erschwerend hinzu, dass sie keinen gesetzlichen Anspruch auf eine Betreuung nach der Schule hätten, obwohl dies dringend nötig sei. Ein großer Wunsch der Einrichtungen auf dem Land sei zudem ein Dolmetscher-Pool, wie er in der Stadt München schon vorhanden sei. Sie müssten sich derzeit mit Fotobüchern oder Erklärvideos behelfen, wenn sie mit den Eltern kommunizieren wollten.

Die Fachberatung für katholische Tageseinrichtungen befragte im Januar Kitas: Sie wollte wissen, wie viele Kinder mit Fluchthintergrund bereits in den Kitas angekommen sind und welche Bedingungen nötig seien, um den Alltag in den Einrichtungen gut zu bewältigen. Von den 570 Einrichtungen im Erzbistum München und Freising beteiligte sich knapp die Hälfte. Von diesen 226 Kitas wiederum gaben 178 Einrichtungen an, dass sie Flüchtlingskinder aufgenommen hätten. Damit stieg die Zahl der Kinder mit Fluchthintergrund in katholischen Kitas von 406 im Kindergartenjahr 2015/16 auf mittlerweile 499 Kinder an.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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