Kundgebung am Weltfrauentag:Proisraelischen Demonstrierenden wird Teilnahme erschwert

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Auf dem Marienplatz versammelten sich am Freitag Tausende Menschen. Ein Bündnis aus verschiedenen Organisationen hatte zur Kundgebung aufgerufen. (Foto: Stephan Rumpf)

Auf dem Marienplatz kommt es zu Auseinandersetzungen, als sich die Anliegen der Frauen mit politischen Botschaften vermischen. Die Veranstalter wollen daraus lernen.

Von Leon Lindenberger

Am vergangenen Freitag kam es am Rande der Kundgebung zum Weltfrauentag zu Auseinandersetzungen zwischen propalästinensischen und proisraelischen Gruppen. Von 17 Uhr an demonstrierten mehrere Tausend Menschen auf dem Marienplatz, das "Bündnis 8. März" hatte zum "Frauen*Kampftag" aufgerufen.

Schon um 16 Uhr fand auf dem Odeonsplatz eine Kundgebung des Bündnisses "Run for their lives" statt. Seit November versammeln sich Demonstrierende unter diesem Slogan, um auf das Leid der von der Hamas entführten Geiseln aufmerksam zu machen. Aus Anlass des Weltfrauentages "wollten wir zusammen mit anderen jüdischen Organisationen zu einem Lauf für die Frauen aufrufen", sagt Organisator Guy Katz. An dieser Versammlung nahmen auch Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, und Martin Hagen, Vorsitzender der Bayern-FDP, teil.

Katz schildert, man habe sich im Vorfeld mit den Organisatorinnen des Frauen-Bündnisses geeinigt, die Kundgebung von "Run for their lives" schon am Alten Rathaus offiziell zu beenden, sodass sich die Teilnehmenden danach der Demonstration auf dem Marienplatz anschließen könnten. Zudem habe Versammlungsleiterin Holga R. vom "Bündnis 8. März" gebeten: "Bitte keine Israel-Flaggen." R. bestätigt dies auf Nachfrage. Man habe darauf hingewiesen, dass Nationalflaggen grundsätzlich nicht erwünscht seien, da man den Fokus der Kundgebung bewusst auf die Schicksale von Frauen habe legen wollen.

Dennoch wehten auf dem Marienplatz zahlreiche Palästina-Flaggen. Die proisraelische Gruppe habe ihre Israel-Flaggen indes wie vereinbart weggesteckt, so Katz. Die Demonstrierenden trugen vornehmlich Schilder mit Fotos der in Israel entführten Frauen, darunter der abgewandelte Slogan "Run for her life".

Auf dem Marienplatz seien die proisraelischen Demonstrierenden daran gehindert worden, sich der Kundgebung anzuschließen. Das berichten Katz, Hagen und eine weitere Teilnehmerin übereinstimmend. Videos zeigen eine Gruppe, die sich der Bühne ab- und den Neuankömmlingen zugewandt hat, ihnen im Chor "Free Palestine" entgegenruft und mit Bannern die Sicht auf die Bühne verwehrt. Darauf ist zum Beispiel zu lesen: "Nur Rassisten unterstützen Genozid".

Die Lage habe sich weiter zugespitzt, schließlich seien "ältere Frauen geschubst worden", so Katz. Auch Ordnerinnen des Frauen-Bündnisses hätten klar zum Ausdruck gebracht, dass die proisraelischen Demonstrierenden nicht erwünscht seien. Schließlich habe die Polizei eine Kette gebildet und die beiden Lager getrennt.

Holga R. betont, es habe "Schwierigkeiten auf beiden Seiten" gegeben - auch ein "Geschiebe" seitens "Run for their lives". Schon im Vorfeld habe man mit Konflikten gerechnet, jedoch versucht, eine Eskalation zu unterbinden und "niemanden auszuschließen". Dass dies nicht gelungen ist, sei "bedauernswert". Das Ordner-Team habe man angewiesen, sich politisch neutral zu verhalten. Dass Ordner sich dennoch antiisraelisch positioniert haben könnten, schließt R. nicht aus. Für zukünftige Versammlungen wolle man nach Wegen suchen, politische Parteinahme zu verhindern.

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