München sucht Notunterkünfte:Flüchtlinge in die Fahrzeughalle

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Die bestehenden Unterkünfte zur Unterbringung von Flüchtlingen - hier die Bayernkaserne - reichen nicht mehr aus. (Foto: Catherina Hess)

Oktoberfest-Besucher gegen Asylbewerber: Während der Wiesn ist es für die Regierung von Oberbayern besonders schwer, Notunterkünfte für Flüchtlinge zu finden. Alle Zimmer sind restlos ausgebucht. Nun sollen Notquartiere helfen - teilweise in notdürftig umgebauten Räumen.

Von Bernd Kastner

Die Regierung von Oberbayern bereitet in der ehemaligen Bayernkaserne nach Informationen der Süddeutschen Zeitung eine Notunterkunft für etwa 150 neu ankommende Flüchtlinge vor. Ein Sprecher der Regierung bestätigte dies auf Nachfrage und spricht von einer "Notlösung". Ihm zufolge soll eine ehemalige Fahrzeughalle der Bundeswehr für die Asylsuchenden genutzt werden; in einem anderen Teil des Notquartiers hätten sich laut dem Sprecher früher Büros befunden. Bereits von Ende dieser oder Anfang kommender Woche an soll die Erweiterung der Erstaufnahmeeinrichtung genutzt werden. Derzeit würden sanitäre Anlagen erweitert oder neu eingebaut, der Hallenboden solle mit einem Teppichboden ausgelegt werden, ehe Betten hineingestellt werden.

Anlass für die "Notlösung" ist die extreme Raumnot in den Erstaufnahmeeinrichtungen von Asylbewerbern. Derzeit kämen laut Regierung täglich bis zu 100 Asylsuchende nach München, darunter bis zu 50 syrische Bürgerkriegsflüchtlinge. Die Erstaufnahmeeinrichtungen, die sich bisher schon in der Bayernkaserne befinden, aber auch in der Baierbrunner Straße, in einem Hotel in Aubing und in Containern in Berg am Laim, seien mit etwa 1300 Personen voll belegt.

Weil eine Entspannung der Lage nicht abzusehen ist, sucht die Regierung verzweifelt nach weiteren Unterkünften für Flüchtlinge in München. Regierungsvizepräsidentin Maria Els appelliert an potenzielle Vermieter, der Regierung Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Alle Räumlichkeiten, die sich für mindestens 20 Personen eignen, seien willkommen, auch ehemalige Bürogebäude.

Übernachten in Turnhallen oder Containern

Der Hilferuf kommt nicht zufällig in dieser Woche: Während des Oktoberfestes sei "auch die kleinste Pension im weiten Umfeld mit gut zahlenden Gästen belegt". Wiesngäste konkurrieren also mit Flüchtlingen um bezahlbare Schlafmöglichkeiten. Zimmer in Pensionen nutzt die Regierung normalerweise als Puffer, um Engpässe in den Unterkünften auszugleichen. Im Herbst träfen erfahrungsgemäß besonders viele Flüchtlinge ein, erklärt Els.

Sie deutet an, was geschieht, wenn sich keine Unterkünfte finden: Dann müssten Flüchtlinge womöglich in Schulturnhallen einquartiert werden, als "allerletzter Ausweg". Vorgesehen sei auch, Flüchtlinge vorübergehend in Containern unterzubringen, erklärt Regierungssprecher Stefan Frey. Dies bedürfe aber eines gewisses Vorlaufs, da die Kapazitäten der Container-Lieferanten derzeit ausgeschöpft seien. Auf keinen Fall aber wolle man Flüchtlinge in Zelten unterbringen. Dies sei nicht adäquat.

© SZ vom 19.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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