München: SPD sucht OB-Kandidaten:Wer wird Ude?

Die Münchner SPD sucht einen Kandidaten, den sie als Nachfolger für Christian Ude ins Rennen um den OB-Posten schicken kann. Wir stellen die Anwärter in Steckbriefen vor.

Lisa Sonnabend

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die SPD sucht einen Kandidaten, den sie als Nachfolger für Christian Ude ins Rennen um den Münchner Oberbürgermeisterposten schicken kann. Doch die Suche ist alles andere als einfach: Ude regiert München seit 17 Jahren, er gilt als omnipräsent in Stadt und Partei. Bis zur Wahl sind es noch vier Jahre, doch die Kür soll bereits im kommenden Jahr erfolgen - auch um dem Kandidaten noch rechtzeitig zu Bekanntheit zu verhelfen. Einen Kronprinzen oder auch eine Kronprinzessin für den OB-Posten gibt es nicht. Stattdessen gibt es mehrere mögliche Kandidaten. sueddeutsche.de stellt die fünf Anwärter vor.

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(Foto: Robert Haas)

Udes Favorit: Dieter Reiter Tätigkeit: Wirtschaftsreferent der Stadt München Geboren: 1958 in Rain am Lech (bei Donauwörth), zog allerdings bereits 1960 nach München. Reiter ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Berufliche Karriere: Reiter machte 1981 seinen Abschluss an der Beamtenfachhochschule als Diplom Verwaltungswirt (FH). 1982 begann er als Verwaltungsinspektor in der Stadtkämmerei. Dort blieb er in wechselnden Positionen bis 2008 - zuletzt war er stellvertretender Kämmerer. Seit April 2009 ist Reiter Wirtschaftsreferent von München. Der 52-Jährige ist dem pragmatischen, wirtschaftsnahen Flügel der SPD zuzuordnen. Pluspunkte: Großes Aufsehen erregte Reiter vor und während des Jubiläums-Oktoberfests. Er organisierte die Historische Wiesn maßgeblich mit und erlangte Sympathien, als er den rüpelnden Wiesn-Wirt Sepp Krätz abmahnte. Reiter hat zudem einen engen Draht zu Oberbürgermeister Ude - das dürfte bei der Kandidatenauswahl von Vorteil sein. In der Münchner SPD gilt Reiter als tief verankert. Zudem verfügt er über eine langjährige Erfahrung in der Stadtverwaltung. Er hat dort bewiesen, dass er einen Apparat mit 30.000 Mitarbeitern lenken kann. Zudem verfügt Reiter über Charaktereigenschaften, die einen Oberbürgermeister ausmachen: Er ist autoritär, ohne dabei unsympathisch zu wirken, und zudem bestimmt - aber bodenständig. Manko: Bis vor kurzem war Reiter noch weitgehend unbekannt. Es bleibt abzuwarten, ob er sich neben den Themen Oktoberfest und Wirtschaftspolitik profilieren kann. Wegen seiner wirtschaftsnahen Positionen ist Reiter beim grünen Koalitionspartner nicht gerade beliebt. Typischer Satz: "Ich habe einen guten Draht zu ihm." Gemeint ist: Oberbürgermeister Christian Ude.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Herr Professor: Julian Nida-Rümelin Tätigkeit: Philosophie-Professor Geboren am: 28. November 1954 in München als Sohn des Malers und Bildhauers Rolf Nida-Rümelin. Er galt "lange als Münchens begehrtester Junggeselle", so schrieb die SZ vor Jahren. 2001 heiratete er jedoch die Schriftstellerin und Dozentin Nathalie Weidenfeld, mit der er zwei Töchter hat. Berufliche Karriere: Nida-Rümelin studierte Philosophie, Physik, Mathematik und Politikwissenschaften in München und Tübingen. 1989 habilitierte er in München - sein Thema: "Kritik des Konsequentialismus". Nida-Rümelin unterrichtete an verschiedenen Unis, unter anderem hatte er einen Lehrstuhl in Göttingen. 1974 trat er der SPD bei, in den Achtzigern war er Kreisverbandsvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender der Münchner SPD. 1997 wurde Nida-Rümelin Kulturreferent der Stadt. 2001 ging er nach Berlin,  um die Nachfolge von Michael Nauman als Staatsminister für Kultur im Kabinett von Gerhard Schröder anzutreten. Bereits Ende 2002 verkündete Nida-Rümelin seinen Rücktritt und kehrte an die Uni Göttingen zurück. 2002 wechselte er an die LMU München als Leiter des Lehrstuhls für Politische Theorie und Philosophie. 2010 scheiterte er bei der Wahl zum neuen LMU-Präsidenten an Bernd Huber. Pluspunkte: Seit über 30 Jahren mischt Nida-Rümelin in der Münchner SPD mit. Er gilt als weltläufig und erfahren. Das Amt des Oberbürgermeisters wäre die Krönung seiner langen SPD-Karriere. Zudem ist er im Gegensatz zu den anderen Kandidaten stadtbekannt. Manko: Vielen gilt der Professor als zu abgehoben, als zu weit weg vom Menschen. Die Niederlage bei der Wahl zum LMU-Präsidenten hat zudem an seinem Image gekratzt. Typischer Satz: "Der Vortrag setzt sich mit dem Verhältnis von Universalität und Partikularität im Kontext der interkulturellen Philosophie auseinander." So eine typische Redewendung aus einem Nida-Rümelin-Vortrag.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die Soziale: Brigitte Meier Tätigkeit: Sozialreferentin der Stadt München Geboren: 1965 in Niederbayern als Tochter einer Bauernfamilie Berufliche Karriere: Brigitte Meier studierte Sozialpädagogik an der Katholischen Stiftungsfachhochschule in München. Nach dem Studium arbeitete sie als Sozialarbeiterin - zuletzt als Geschäftsführerin des zur Arbeiterwohlfahrt gehörenden Beschäftigungs- und Qualifizierungsunternehmens Anderwerk. 1996 zog sie für die SPD in den Münchner Stadtrat ein, sie war die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Rathausfraktion und arbeitete an zahlreichen Wahlkämpfen in München mit. Seit Juli 2010 leitet sie als Nachfolgerin von Friedrich Graffe das Sozialamt. Pluspunkte: Die charismatische Brigitte Meier gilt als anpackend und selbstbewusst - und das muss sie auch sein. Sie leitet das schwierigste Referat der Stadt: Das Sozialreferat verfügt über einen hohen Etat (über eine Milliarde Euro), hat aber unter Engpässen im Haushalt zu leiden. Das ist nicht angenehm, bietet aber viele Möglichkeiten, sich zu profilieren. Nachdem Münchens zweite Oberbürgermeisterin Christine Strobl auf ihre Kandidatur aus privaten Gründen verzichtete, ist Meier nun die einzige weibliche Anwärterin auf das OB-Amt. Manko: Meier gilt als zu unerfahren für das Amt der Oberbürgermeisterin. Zudem hat sie selbst noch gar nicht ihr Interesse an einer Kandidatur bekundet. Im Gegenteil: "Für mich war und ist die Kandidatur kein Thema", hat sie mehrmals gesagt. Typischer Satz: "Altersarmut und bedürftige Kinder darf es in einer so wohlhabenden Stadt nicht geben." Eine Forderung von Meier.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Der Nicht zu Übergehende: Hans-Ulrich Pfaffmann Tätigkeit: Münchner SPD-Chef Geboren am: 18. Januar 1956 in Annweiler in der Pfalz. Erst mit 26 Jahren kam Pfaffmann nach München. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder. Der SPD-Politiker radelt gerne, geht im Englischen Garten spazieren und mag Münchens Biergärten. Berufliche Karriere: Pfaffmann ist gelernter Krankenpfleger und Kaufmann. 1980 trat er der SPD bei, von 1990 bis 1998 saß er im Stadtrat, wo er gesundheitspolitischer Sprecher der SPD war, seit 1989 ist er Landtagsabgeordneter. 2009 trat er als Nachfolger von Franz Maget das Amt als Vorsitzender der Münchner SPD an. Pluspunkte: Als Chef der Münchner SPD ist Pfaffmann bei der Kür des Oberbürgermeisterkandidatens natürlich nicht zu übergehen - sein Amt hat Gewicht. Zudem verfügt Pfaffmann über eine lange Laufbahn in der Partei. Er hatte bereits viele Ämter mit verschiedenen Themenschwerpunkten inne. Manko: Vielen Münchner ist Pfaffmann noch immer unbekannt. Große Begeisterung konnte er bislang nicht entfachen. Zum Amtsantritt verkündete er, die SPD offener - auch für junge Menschen - zu machen und mehr Basisarbeit zu betreiben. Diese Ziele hat er bisher nicht verwirklichen können. Typischer Satz: "Das erste Mal war ich mit 16 Jahren in München. Wir haben damals einen Ausflug mit dem Gymnasium Bad Bergzabern an die Isar gemacht. Die Stadt hat mich fasziniert. Ich habe mir dann gesagt: 'Da will ich hin.'" So Pfaffmann in einem Interview mit sueddeutsche.de.

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(Foto: Catherina Hess)

Der in Ungnade gefallene: Alexander Reissl Tätigkeit: SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat Geboren am: 15. Februar 1958 in München. Reissl wuchs in Moosach auf. Wenn er nicht arbeitet, kocht er gerne, liest und hört englische Rockmusik der siebziger Jahre. Berufliche Karriere: Reissl ist gelernter Schriftsetzer. Von 1978 bis 1996 war er Mitglied im Bezirksausschuss Moosach, seit 1984 als BA-Vorsitzender. Seit 1996 sitzt er im Stadtrat. 2008 wurde er Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion. Pluspunkte: Reissl ist ehrgeizig. Er ist einer, der sich in der Partei hochgearbeitet hat und nicht auf einer Welle der Begünstigung geschwommen ist. Zudem gilt Reissl als pragmatisch und realitätsnah. Manko: Reissl ist nicht gerade als Stimmungskanone bekannt. Zudem ist der 52-Jährige als "Grünen-Fresser" bekannt, da er den Koalitionspartner im Rathaus oft angreift. Seine Kandidatur dürfte deswegen zu Problemen führen, die Grünen würden ihn wohl bei der OB-Wahl nicht wählen. Auch gilt Reissl als unbekannt: Eine Umfrage hat ergeben, dass ihn nur vier Prozent der befragten Münchner kennen. Typischer Satz: "Nach 20 Jahren ist man nicht mehr frisch verliebt" - so Reissl über die rot-grüne Rathauskoalition.

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