München:Schock am siebten Geburtstag

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Der schwere Unfall von Unterföhring verlief für Quirin und seinen Mitschüler glimpflich. Am Tag danach erkennen Eltern und Beteiligte, wie viel Glück die Kinder tatsächlich hatten - nun wird erst einmal gefeiert

Von Sabine Wejsada

Quirin aus Unterföhring kann es kaum erwarten, denn es gibt viel zu feiern: seinen Geburtstag, Weih- nachten und das Heer der Schutzengel, die ihn und seine Schulfreunde vor noch Schlimmerem bewahrt haben, wie sein Vater Stefan Schmidbauer sagt. Quirin ist einer der beiden Buben, die am Mittwoch bei dem schweren Verkehrsunfall an der Münchner Straße in Unterföhring verletzt wurden, ausgerechnet an seinem siebten Geburtstag. "Er hat zum Glück keine Brüche und keine inneren Verletzungen", sagt Vater Schmidbauer, "und jetzt gibt es ein großes Fest für den Kleinen." Dem 35-Jährigen sitzt der Schrecken über das Unglück noch in den Gliedern. Aber dem Unterföhringer ist auch anzumerken, wie dankbar er ist, "dass die Schutzengel auf die Kinder aufgepasst haben", wie er sagt. Und dass so viele Menschen geholfen haben.

Quirin und seine Schulkameraden waren gerade auf dem Weg in den Hort gegenüber dem Bürgerhaus gewesen, als das Unglück seinen Lauf nahm: Ein 61 Jahre alter Autofahrer aus München, der in Richtung Ismaning unterwegs war, hatte wegen eines Herzinfarkts die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Das Fahrzeug schleuderte auf den Gehweg, rammte zunächst einen Zaun und fuhr dann in die Gruppe von Kindern. Ein Sechsjähriger brach sich das Bein, er musste wie Quirin ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Quirin erlitt eine Platzwunde am Kopf, "ist aber auf dem Weg der Besserung und darf auf jeden Fall vor Heiligabend heim", sagt sein Vater. "Er kann es kaum erwarten, seine Geburtstagsparty nachzuholen, die am Mittwochnachmittag im Freizeitheim hätte stattfinden sollen." Stefan Schmidbauer denkt auch an den 61-jährigen Autofahrer, der offenbar trotz des Herzanfalls noch versucht habe, den Kindern auszuweichen. Der Mann wurde am Mittwoch von Notärzten reanimiert und in eine Klinik gebracht. Nach Angaben der Polizei ist er inzwischen außer Lebensgefahr. Das Unfallkommando der Münchner Polizei hat die Ermittlungen zum genauen Unfallablauf aufgenommen. Die Beamten suchen noch Zeugen, die das Geschehen beobachtet haben. Wer Hinweise dazu hat, soll sich an das Unfallkommando des Polizeipräsidiums an der Tegernseer Landstraße wenden, unter der Telefonnummer 089/62 16 33 22.

Schmidbauer dankt der Vielzahl von Einsatzkräften und dem Unterföhringer Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer, der einer der ersten Helfer an der Unfallstelle war. Dieser lief zu den verletzten Kindern, sperrte die viel befahrene Münchner Straße ab und kümmerte sich darum, dass die unverletzten, aber geschockten Buben und Mädchen zurück in die Grundschule geleitet wurden. Dort wurden die Kinder von Lehrern und Erziehern betreut. Die Eltern haben Quirin inzwischen erklärt, wie es zu dem Unfall gekommen ist, "dass der Mann krank war", so Schmidbauer. Damit der Kleine das Geschehene verarbeiten könne, wolle man sich um psychologische Hilfe bemühen. Doch zuvor wird gefeiert. Geburtstag, Weihnachten und dass Quirin und sein Schulkamerad glimpflich davon gekommen sind.

© SZ vom 23.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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