Reptilien als Haustiere:Der Trend geht zum Farbmorphen

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Eine grüne Baumeidechse läuft auf einer Zimmerpflanze. (Foto: Daniel Löb/dpa)

Wie bei jedem Hobby gibt es auch bei der Reptilien-Haltung immer neue Entwicklungen. Die Folgen lassen sich auch in der Münchner Auffangstation beobachten.

Von Irena Güttel

Etwa 1,3 Millionen: So viele Terrarien gab es nach Angaben des Industrieverbands Heimtierbedarf im vergangenen Jahr in Deutschland. Das Hobby ist beliebt, genaue Zahlen, wie viele Reptilien und Amphibien als Haustiere gehalten werden, sind aber kaum möglich - denn: "Ähnlich wie in einem Aquarium in der Regel nicht nur ein Fisch zu finden ist, leben in Terrarien als Abbild natürlicher Biotope meist mehrere Insassen, die durch leichte Züchtbarkeit dann oft auch zu Hunderten in einem Haushalt zu finden sind", so Axel Kwet von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde.

Wie jedes Hobby unterliegt auch das Halten von exotischen Tieren Trends - und diese sind auch in München zu beobachten. Besonders gefragt seien seltene oder neu entdeckte Arten und spezielle Züchtungen, berichtet Katharina Lameter von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife: "Genau wie bei Hunden gibt es Modetrends. Das Tier soll eine besondere Optik haben."

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Dies könne zu Qualzuchten führen, beispielsweise wenn Reptilien die Schuppen wegzüchtet oder die Farben und Muster der Tiere verändert würden. Dadurch könnten neurologische Probleme entstehen.

"Der Trend mit den Farbmorphen ist aus Asien und den USA herübergeschwappt und ist mit viel Geld verbunden", sagt Markus Baur von der Auffangstation für Reptilien in München. "Es gibt Halter, die Tiere wie Briefmarken sammeln und davon träumen, eine bestimmte Farbe zu züchten."

Ein Tier mit einer anderen Scheckung oder einem besonderen Farbton könne mehrere Zehntausend Euro wert sein. Doch sobald anderen das auch gelinge, sei der Preisverfall exorbitant. Die vergangenen Trends bekommt er auch in der Auffangstation zu spüren.

Viel zu tun: Markus Baur in seinem Büro in der Reptilienauffangstation an der Kaulbachstraße. (Foto: Catherina Hess)

"Wir haben immer das bekommen, was nicht mehr angesagt ist", so Baur. Die meiste Arbeit habe sein Verein mit Arten wie bestimmten Schildkröten, Kornnatter, Königspython, Boa constrictor, Leopardgecko und Bartagame - also solchen, die es massenhaft im Handel gibt, auch in Baumärkten oder Gartencentern.

Solche Angebote sieht der Tiermediziner Michael Pees kritisch. Der Direktor der Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel der Tierärztlichen Hochschule in Hannover findet: "Ein Reptil sollte man nicht wie eine Blume kaufen können." Das befördere Spontankäufe und suggeriere, dass die Haltung einfach sei.

Hinzu kommt, dass manche Tiere mit der Zeit immens wachsen - und damit die Probleme. Eine Python-Schlange könne zum Beispiel mehr als vier Meter lang werden. Dann kommt es vor, dass Auffangstationen wie die in München die exotischen Tiere überforderter Besitzer übernehmen müssen.

Prachtstück: Eine chinesische Krokodilschwanz-Höckerechse in einem privaten Terrarium. (Foto: Daniel Löb/dpa)

Der Großteil der Reptilien und Amphibien stamme inzwischen aus Nachzuchten, gibt der Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz an. Für Fans ist die Herkunft der Tiere aber oft nicht nachvollziehbar, weil die Händler dazu keine Angaben machen.

Ein großes Problem sieht das Bundesamt für Naturschutz im Internet. Dort verlagert sich der Handel zunehmend in soziale Netzwerke. In geschlossenen Gruppen oder über private Chats von Messenger-Diensten könnten geschützte Tiere angeboten werden, ohne dass die Behörden dies kontrollieren könnten. Deshalb ist eine Taskforce geplant, die den illegalen Online-Handel mit geschützten Arten bekämpfen und den Auffangstationen wie der in München weniger Arbeit bescheren soll.

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