Polizei im Münchner Westen:Unbekannte stellen vergiftete Getränke in Supermarkt-Regale

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In drei Fällen tranken Menschen davon und mussten behandelt werden - die Dosis hätte jeweils ausgereicht, um jemanden zu töten.

Eine Sonderkommission mit 22 Beamten soll aufklären, wer im März und April vergiftete Softdrinks in zwei Supermärkten im Münchner Westen ins Regal gestellt hat. In mindestens drei Fällen hatten Kundinnen und Kunden die Getränke gekauft und davon getrunken. In einem Supermarkt wurde eine weitere Flasche entdeckt, die noch im Regal stand. Eine 42-Jährige und eine 34-Jährige begaben sich wegen Schwindelgefühlen und Kreislaufbeschwerden in ärztliche Behandlung.

Ein 48-jähriger Mann führte die über mehrere Stunden anhaltende Übelkeit nach dem Genuss des Getränks zunächst auf eine andere Ursache zurück. Alle dreien gehe es inzwischen wieder gut, teilte Polizeisprecher Werner Kraus am Dienstag mit: "Die gesundheitlichen Schädigungen waren zum Glück nicht so schwer". Allerdings hätte die in den Flaschen enthaltene Dosis des Gifts ausgereicht, um einen Menschen zu töten. "Die Substanz hätte auf jeden Fall tödlich gewirkt, wenn mehr davon konsumiert worden wäre", erklärte Kraus.

Dass die Polizei sich erst nach mehr als einem Monat mit einem Warnhinweis an die Bevölkerung wandte, erklärte der Sprecher damit, dass die Ermittler die Fälle nicht sofort miteinander in Verbindung gebracht hätten. Erst nachdem aufwendige Analysen in den Getränkeresten die tödliche Substanz nachweisen konnten, wurde am Wochenende die Mordkommission eingeschaltet. Nach derzeitigem Kenntnisstand habe es im Mai keine weiteren Fälle gegeben.

Die Polizei macht bewusst keine Angaben darüber, um welchen Stoff es sich genau handelte, um keine Nachahmer auf schlechte Ideen zu bringen. Auch über Art und Marke der Erfrischungsgetränke wurde nichts bekannt, sie waren scheinbar zufällig ausgewählt worden. Die Getränke hätten auffällig nach Lösungsmittel gerochen und bitter geschmeckt, hieß es. In den Flüssigkeiten konnte auch eine milchige Eintrübung beobachtet werden.

Einen Erpressungsversuch oder ein Bekennerschreiben habe es nicht gegeben, teilte die Polizei mit. Eine unbeabsichtigte Verunreinigung beim Hersteller wird ebenfalls ausgeschlossen. In den vier bekannten Fällen waren sowohl unterschiedliche Getränkehersteller betroffen als auch Lebensmittelmärkte unterschiedlicher Handelsketten.

Die Polizei ruft Verbraucher dazu auf, darauf zu achten, dass die Versiegelung der Flaschen intakt ist. Wer eine Flasche mit gebrochenem Siegel entdeckt, sollte den Inhalt nicht wegschütten, sondern sich an die Marktleitung wenden und die Polizei verständigen, falls der Verdacht besteht, dass an den Flaschen manipuliert wurde.

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