Der große SUV muss sich schon durchzwängen, als ihm bei der Suche nach einem Parkplatz eine Gruppe von Menschen in die Quere kommt. Diese Gruppe, größtenteils in rote Jacken gekleidet, marschiert gerade zielstrebig auf die barrierefreien Parkplätze zu, mit dem Maßband in der Hand. Nein, es handelt sich hier nicht um einen SPD-Parteiausflug. Vielmehr sind es Vertreter des Auto Club Europa (ACE), die den Park-and-Ride-Parkplatz (P+R) Fröttmaning am Montagnachmittag auf Herz und Nieren prüfen.
Es ist die Auftaktveranstaltung der neuen ACE-Clubinitiative "Kann Deutschland P+R?". Von 1. April an sollen mindestens 250 dieser Anlagen in ganz Deutschland überprüft werden. Mit einem Fragebogen ausgestattet, laufen die Ehrenamtlichen die Anlage ab; vergeben Pluspunkte, wenn etwas gut gelöst ist, ziehen aber auch Punkte ab, wenn etwas fehlt. Am Ende erhält die Anlage dann eine Wertung zwischen null und 16 Punkten - und wird folglich kategorisiert in "exzellent", "bestanden" oder "durchgefallen".
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Mehr als 13 Millionen Menschen pendeln in Deutschland täglich zur Arbeit. Deswegen sei es wichtig, dass man sich um diese Gruppe kümmert, erklärt Stefan Heimlich, Vorsitzender des ACE. Und gerade in der Stadt sei das Auto "ein völlig ungeeignetes Mittel". Deswegen will der ACE den Umstieg vom privaten Pkw auf die öffentlichen Verkehrsmittel unterstützen.
Auch der stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende im Münchner Stadtrat Hans Theiss ist zum P+R-Check gekommen. Er betont, dass es Ziel sein müsse, den Verkehr aus der Innenstadt herauszubekommen. Anlagen wie jene in Fröttmaning seien dafür "essenziell". Theiss zitiert eine Passage aus dem Koalitionsvertrag der grün-roten Stadtregierung, die jährlich mindestens 500 Parkplätze abbauen will. "Da treten wir als CSU dagegen an", stellt er klar.
Los geht es also mit dem Rundgang durch die ziemlich menschenleere Anlage. E-Ladesäulen vorhanden? Check. Barrierefreie Parkplätze vorhanden? Check. Cafeteria vorhanden? Check. Darauf gibt's gleich mal einen Cappuccino.
Anlage in Fröttmaning bekommt 14 von 16 Punkten
Bei jeder Station muss dann posiert werden, damit auch der Fotograf zufrieden ist. Zu guter Letzt wird noch die Leitstelle besichtigt, die rund um die Uhr besetzt ist. Gerade als Wolfgang Großmann, Geschäftsführer der P+R Park & Ride GmbH München, über die Möglichkeit der Beschallung von Tiefgaragen bei Gefahr referiert, geht der Lautsprecher los und ein verzweifelter Autofahrer meldet sich: "Servus. Der Automat will meine Karte nicht nehmen." Business as usual für den Wärter.
Dann kommt der Moment der Wahrheit. Wie hat der P+R-Parkplatz Fröttmaning abgeschnitten? "Es ist tatsächlich ein exzellenter Parkplatz", lobt Falk Hoffmann, Projektkoordinator der ACE-Clubinitiative. Insgesamt erreicht die Anlage 14 von 16 Punkten. Es gibt ausreichend barrierefreie Parkplätze, ein gutes Sicherheitskonzept samt Videoüberwachung, dazu zusätzliche Mobilitätsangebote.
Wofür es allerdings Minuspunkte gibt, ist die Tatsache, dass der barrierefreie Parkplatz mit E-Ladesäule nur 2,80 Meter breit ist. Laut Norm sind aber mindestens 3,50 Meter vorgeschrieben. Dazu ist die Ladesäule für Rollstuhlfahrer unerreichbar weit oben an der Wand befestigt. CSU-Stadtrat Theiss freute sich insgesamt über das Ergebnis. Nun müsse aber der Ausbau des ÖPNV vorangetrieben werden. Und die Kommunen im Umland müssten sich stärker beteiligen, ergänzt der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Ingo Wortmann.