Obersendling:Heftiger Streit um Neubaupläne für den Kistlerhof

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Die Pläne für das Gewerbegebiet "Kistlerhof" an der Kistlerhofstraße 70 sind überarbeitet worden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Auf dem Areal mit den sogenannten Hirmer-Bauten geht es um Ökologie, aber auch um Kunst und einen beliebten Treffpunkt. Kritik der SPD nennen die Grünen "einfach nur erbärmlich".

Von Jürgen Wolfram

Die Zeit der Spekulationen ist vorbei, inzwischen zeichnet sich klar ab, was aus dem Areal mit den sogenannten Hirmer-Bauten an der Aidenbach- und Kistlerhofstraße in Obersendling werden soll. Ein Vorbescheidsantrag der Empira Asset Management GmbH, der sich auf sechs Gebäude bezieht, sieht den Erhalt des gelb-blauen Riegels an der Aidenbachstraße (Haus 1) sowie die Aufstockung des roten Gebäudes an der Kistlerhofstraße (Haus 5) um eine Etage vor. Die übrigen Gewerbebauten sollen - in drei Bauabschnitten - Neubauten weichen, darunter ein neunstöckiger "Hochpunkt". Die meisten Parkplätze werden in eine Tiefgarage verlegt. Im Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln wurden die Pläne kontrovers diskutiert. Am Ende reichte es dennoch für eine gemeinsame Stellungnahme.

Danach steht die Stadtteilvertretung "der Grundkonzeption des Antragstellers positiv gegenüber". Den bisherigen Mietern, darunter der Installationskünstler Wolfgang Flatz, ein Billardsalon-Betreiber, ein Fitnesscenter sowie die Brotfabrik Aumüller, solle eine "Zukunft im Quartier gewährleistet werden", wünscht sich der BA. Das derzeitige Gebäude des Bäckerei- und Cafébetriebs ist allerdings dem Abbruch geweiht. Daran ändert auch sein viel beschworener Charakter als beliebter Treff nichts.

An der Frage des Mieterschutzes vor allem entzündete sich im BA die Kontroverse um den künftigen "Kistlerhof". Dabei heftig im Clinch: die Fraktionen von SPD und Grünen. Wegen der Mietverhältnisse bleibe sie "misstrauisch", sagte SPD-Fraktionssprecherin Dorle Baumann, die darüber hinaus den geplanten Abbruch von vier Gebäuden kritisierte. "Abriss ist unökologisch", konstatierte sie. Man frage sich, wieso der Investor nicht auf Umbau und auf mehr als eine einzige Aufstockung setze. Ob München in Zukunft überhaupt so viele Gewerbebauten brauche, wie an der Kistlerhofstraße wieder geplant, sei sehr die Frage. Michael Kollatz (SPD) rief dazu auf, vor allem um den Fortbestand der Brotfabrik Aumüller zu kämpfen. "Beim Café Kustermann in Solln haben wir uns doch auch mit Erfolg für den Erhalt eingesetzt", rief Kollatz in Erinnerung.

Energetische wie architektonische Aufwertung

Henriette Holtz, Fraktionssprecherin der Grünen, widersprach generell der Kritik am Bauvorhaben. Aus ihrer Sicht sei eine "totale Aufwertung" des Gewerbeareals zu erwarten. Detailliert äußerte sich dazu in einer schriftlichen Erklärung auch der Vorsitzende des BA-Unterausschusses Bau und Planung, Alexander Aichwalder (Grüne), der krankheitsbedingt der Sitzung fernblieb. Er nennt die Einwände der SPD darin "einfach nur erbärmlich". Die Sozialdemokraten interessierten sich offenbar überhaupt nicht für die höheren ökologischen, energetischen und baulichen Standards, welche die geplanten Neubauten mit sich brächten. BA-Vorstandsmitglied Peter Sopp (Grüne) rief gar dazu auf, "Bauvorbescheide ernster zu nehmen".

Moderater zur "komplizierten Weiterentwicklung" an der Kistlerhofstraße äußerte sich die CSU-Fraktionsvorsitzende Claudia Küng. Aus ihrer Sicht gilt es, ein "von den Leuten angenommenes, charmantes und identitätsstiftendes Gebiet" zu erhalten. Ausdrücklich nannte sie in diesem Zusammenhang die Brotfabrik Aumüller, diese sei "ein Schmuckstück".

Am Ende einigte sich der Bezirksausschuss allen Meinungsverschiedenheiten zum Trotz darauf, in seiner Stellungnahme ein paar Vorzüge des Empira-Entwurfs zu benennen, auf deren Realisierung er gesteigerten Wert lege. Dazu zählen eine bessere Durchwegung des Geländes, eine Erhöhung des Grünanteils, die Ansiedlung von Läden, Dienstleistern und Gastronomie sowie die "energetische wie architektonische Aufwertung des Gevierts". Der Antrag, 48 Bäume zu fällen, schreckt den BA nur mäßig. Lediglich zwei der Gehölze fallen unter die Baumschutzverordnung.

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