München:Nur ein Billigprovisorium

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Es wird viel gebaut am Hanns-Seidel-Platz, nur auf ihr Kulturzentrum warten die Neuperlacher noch immer. (Foto: Catherina Hess)

Pläne für Neuperlachs Mitte kommen einfach nicht voran

Von Hubert Grundner

Seit Jahrzehnten schon verspricht die Stadt den Neuperlacher Bürgerinnen und Bürgern ein Kulturzentrum. Doch über das inzwischen abgerissene Provisorium am Hanns-Seidel-Platz und wacklige Planungen ist dieses Versprechen nie hinausgekommen. Wer etwa zur Zeit der Grundsteinlegung für die einstige "Entlastungsstadt" am 11. Mai 1967 geboren ist, geht vermutlich noch vor der Eröffnung des Musentempels in Rente. Das zumindest legt die Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage zum Zeitplan für die Nordparzelle des Hanns-Seidel-Platzes nahe. Wolfgang Thalmeir (CSU), der Vorsitzende des Unterausschusses Bauvorhaben, Stadtplanung und Stadtteilentwicklung, hat sie dem Bezirksausschuss präsentiert. Seinem Urteil zufolge sind diese Auskünfte "komplett unbefriedigend" ausgefallen.

So falle auf, dass derzeit nur noch von einer "Nordparzelle" gesprochen werde. Von einem Bürger- und Kulturzentrum sei bereits nicht mehr die Rede. Bei Thalmeir keimt deshalb der Verdacht, dass man sich von dem Projekt bereits gedanklich verabschiedet haben könnte. In Anbetracht der Art und Weise, wie das Projekt von der Stadt bisher verfolgt wurde, wäre das nicht überraschend. Dass die entsprechenden Flächen auf dem nördlichen Teil des Hanns-Seidel-Platzes derzeit für die Baustelleneinrichtung der Perlach Plaza benötigt würden, sei nachvollziehbar. Unbefriedigend ist laut Thalmeir allerdings, dass dieses Areal nach Fertigstellung der Plaza offensichtlich wieder in seinem ursprünglichen Zustand als Erd- und Kiesfläche hergerichtet werden und auch so verbleiben solle. Wenn so Perlachs neue Mitte aussehen solle, dann könne er das nur als beschämend bezeichnen. Zumindest sei eine sinnvolle, hochwertige Zwischennutzung bereits jetzt zu planen, wenn man schon nicht in der Lage sei, das Kulturbürgerhaus in absehbarer Zeit fertigzustellen. Entsprechend attraktiv müsste auch das Umfeld gestaltet werden, forderte Thalmeir. Es sei ohnehin komplett unverständlich, dass sich Investor und Betreiber der Perlach Plaza nicht massiv gegen die nur rudimentäre Gestaltung der "Nordparzelle" zur Wehr setzten.

Nach Jahrzehnten des Verschiebens, des Vertröstens und der leeren Versprechungen, nach unzähligen Konferenzen und der Aufstellung diverser Nutzungskonzepte sowie deren Diskussion sei bisher nichts anderes herausgekommen als eine Erd- und Kiesfläche, so Thalmeirs vernichtendes Fazit: "Das ist absolut armselig." Die Bürger seien auch nicht mehr bereit, dieses Versagen der Stadt zu akzeptieren und weitere Billigprovisorien auf Dauer hinzunehmen.

Die Tatsache, dass die Nordparzelle eine unbebaute Brachfläche bleiben soll, obwohl dafür vor nicht allzu langer Zeit noch fantastische Planungen vorgestellt worden seien, sei jedenfalls nicht nachvollziehbar. Außerdem stelle sich die Frage, weshalb die privaten Investoren ihre Projekte am Hanns-Seidel-Platz hätten realisieren können, wohingegen die Stadt für ihr Grundstück bis heute keine konkrete Planung auflegen könne. Wolfgang Thalmeir ist erkennbar enttäuscht: "Das Ganze ist unbefriedigend, war unbefriedigend und wird wohl auf absehbare Zeit unbefriedigend bleiben."

© SZ vom 04.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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