Ukraine-Demos in München:"Heute wir, morgen ihr!"

Lesezeit: 2 min

Knapp 300 Menschen haben bereits am Donnerstagmorgen vor der Staatskanzlei gegen den Angriff auf die Ukraine demonstriert. (Foto: Stephan Rumpf)

Vor dem russischen Generalkonsulat und der Staatskanzlei formieren sich erste Demos gegen den Angriff auf die Ukraine. Die Leute dort sind wütend auf Putin - und berichten von den Erlebnissen ihrer Verwandten vor Ort.

Von Lea Kramer und Philipp Crone

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine in der Nacht zu Donnerstag sind erste Mahnwachen und Demonstrationen dagegen in bayerischen Großstädten geplant oder finden bereits statt, darunter auch in München - am russischen Generalkonsulat in der Maria-Theresia-Straße. Um kurz vor zwölf Uhr sind Sascha und Mila mit einem Plakat dorthin gekommen. "Wir sind spontan von Zuhause los", sagt die Ukrainerin, die mit ihrem Mann seit vier Jahren in München lebt. Um sechs Uhr morgens habe ihre Mutter aus der Heimat - 200 Kilometer entfernt von der Donbass-Region - angerufen und erzählt, dass sie Explosionen höre. "Mein Mann sagte: Lass uns etwas machen und unsere Meinung äußern", erzählt sie.

Zehn Minuten nach ihrer Ankunft am Konsulat sei die Münchner Polizei da gewesen. "Dann haben wir eine offizielle Versammlung vor dem Friedensengel angemeldet", sagt sie. Eine Stunde später demonstrieren dort schon gut zwei Dutzend Menschen. Spontan, organisiert über Chat-Gruppen und soziale Netzwerke. Sie haben eine Putin-Figur mit Geld am Königsmantel mitgebracht, halten ukrainische Fahnen in die Luft oder zeigen Plakate mit der Aufschrift " Hände weg von der Ukraine". Bis zum Nachmittag wollen sie bleiben.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Demo vor der bayerischen Staatskanzlei

Vadym kann nur leise und langsam sprechen. Der 35-Jährige steht am Donnerstag um kurz vor 13 Uhr mit 300 weiteren Demonstranten vor der bayerischen Staatskanzlei, er hat sich eine blaugelbe Flagge um die Schultern gelegt, holt Luft, und atmet dann doch erst noch einmal aus, ehe er etwas sagt. Neben ihm bückt sich eine Frau zu ihrem Kind hinunter und wischt sich eine Träne aus dem linken Auge. "Wir sind schockiert", sagt Vadym. "Der Schock geht vorbei, wir müssen uns verteidigen."

Ein Lkw rollt vorbei und hupt mit der Wucht eines Tankers, dass alle kurz jubeln. Es geht um Aufmerksamkeit, es geht um Zusammenhalt, "und um Unterstützung und Hilfe aus Deutschland", sagt Vadym und schaut zur Staatskanzlei rüber. Der 35-jährige Datenschutz-Spezialist dreht sich um, als die Gruppe beginnt, "Ukraine, Ruhm den Helden, Tod den Feinden" zu rufen. "Ich will nicht, dass irgendjemand vor der Situation steht, seine Heimat zu verlieren", sagt Vadym. Eine Frau mit einem "Killer!"- und "Stop Putin"-Plakat geht vorbei, die Demonstranten rufen: "Heute wir, morgen ihr!" und am Rand steht ein Mann mit einem Plakat: "Who's next?"

Weitere Aktionen in Bayern angekündigt

Das Kreisverwaltungsreferat in München teilte am frühen Donnerstagnachmittag zudem mit, dass mehrere Demonstrationen für den Abend und die folgenden Tage angemeldet wurden. Von 18 bis 19 Uhr findet demnach eine Versammlung auf dem Stachus statt, eine weitere Versammlung mit 1000 Personen wurde ab 18 Uhr vor dem russischen Generalkonsulat angemeldet. Für Samstag ist eine Demo mit dem Titel "Frieden für die Ukraine" auf dem Stachus angemeldet. Für den 2. März meldete der SPD-Landesverband Bayern eine weitere mit 1000 Personen auf dem Odeonsplatz zum Thema "Frieden in Europa, Solidarität mit der Ukraine" an.

In Fürth soll am Donnerstagabend eine Kundgebung am Dreiherrenbrunnen stattfinden, angemeldet vom Fürther Friedensforum. In Nürnberg ruft die Grüne Jugend zu einer Demo für Frieden in Europa auf, Start ist um 18 Uhr am Kornmarkt. Für Samstag ist ab 14 Uhr eine "Solidaritäts-Demo für die Ukraine und gegen die russische Invasion" ebenfalls am Kornmarkt angekündigt.

In Erlangen sind bereits seit mehreren Tagen zwei Friedensdemos für Samstag angemeldet. In Würzburg lädt die Gemeinschaft Sant'Egidio an diesem Donnerstag ab 19 Uhr zum Friedensgebet in die Marienkapelle.

© SZ/epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAngriff auf die Ukraine
:Was über das militärische Vorgehen Russlands bekannt ist

Die ersten Angriffe gelten Flugplätzen und Militäreinrichtungen in der Ukraine. Der Vormarsch russischer Bodentruppen zielt offenbar auch darauf, die Hauptstadt Kiew einzukreisen. Ein Überblick.

Von Paul-Anton Krüger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: