München:Kampf-Barbaren, Lachyoga und 3-D-Fliegen

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Beim Münchner Sportfestival auf dem Königsplatz präsentieren sich neben den Klassikern auch skurrile Neulinge

Von Jerzy Sobotta

Leicht verwundert sieht die Göttin Minerva aus, die vom Giebel der Glyptothek hinunterschaut. Zwar sind auch die Alten große Sportfreunde gewesen, aber nicht alles wäre auf dem Olymp willkommen gewesen, was sich da unten auf dem Königsplatz abspielt. Mehr als 90 verschiedene Sportarten sind dort am Sonntag zu sehen, die meisten zum Mitmachen und Reinschnuppern. Fußball, Basketball und selbst Cheerleading hätten die Götter vielleicht noch durchgehen lassen. Aber Lachyoga und 3-D-Fliegen, das wäre ihnen bestimmt zu viel gewesen. Doch zum Glück ist das städtische Referat für Bildung und Sport da liberaler.

Es hat das Münchner Sportfestival mitveranstaltet und die Vereine eingeladen: vom Bogenschieß-Club bis zur Wing-Chun-Kampfsport-Truppe. Bei strahlendem Sonnenschein zeigen sie zehntausenden Besuchern, was man mit seinem Körper so alles machen kann. Auf einer 20 Meter langen Slackline zum Beispiel, die vor der Antikensammlung gespannt ist. Hip-Hop dröhnt aus den Lautsprechern. Statt zu balancieren, wippt der junge Athlet auf dem Seil wie auf einem Trampolin. Immer wieder fliegt er meterhoch in die Luft, macht eine ganze Drehung, landet mit dem Hintern wieder auf dem Seil. Ein Vorwärtssalto heißt "Butflip". Erfunden hat den Trick Immanuel Bump, der schon seit neun Jahren wippt und fliegt. Das ist fast so lang, wie es diese Sportart überhaupt in Deutschland gibt. "Sie entwickelt sich wahnsinnig schnell", erzählt der 28-Jährige, der sich schon der Oldshool-Fraktion zurechnet. "Jede Generation macht immer neue Tricks auf der Slackline."

Vor der Glyptothek ging es für manche hoch hinaus und durchaus rund. In diesem Fall beschränkte sich das Motto des Tages aufs Zuschauen und Staunen, weniger aufs Mitmachen. (Foto: Andreas Gebert)

Nur einige Meter weiter schlägt eine Handvoll Jungs mit Schildern, Schwertern und Lanzen aufeinander ein. Die sind aus Schaumstoff, trotzdem sieht die Truppe aus, als spielte sie eine Schlachtszene aus dem Film Braveheart nach. "Wir sind weniger Militär als Barbarenhaufen", erzählt Carl-Eric Menzel. Er trägt ein mittelalterliches Hemd und eine Schutzbrille mit Gummibändern. Aber es geht nicht ums Rollenspiel, sondern um den Sport. Jeden Sonntag trifft sich der Informatiker mit 20 anderen Barbaren im Englischen Garten und kämpft die kleinen Varusschlachten.

Geregelter geht es bei der Ladies-Mannschaft der Munich Cowboys zu. Biggy Gerl schlüpft ins schwarz-gelbe Trikot, das über massive Schutzpads verfügt. Sie hebt den Football vom Rasen und wirft ihn einer Freundin zu. Die vierzig Frauen aus dem Team spielen in der Bundesliga. "Was die wenigsten wissen: Man muss nicht nur physisch Stark sein. Wichtiger sind die Nerven, man muss einen kühlen Kopf behalten." Sie ist gekommen, um Rookies zu finden, wie hier die Neulinge heißen.

Anderen beim Sporteln zusehen: Zehntausende kamen am Sonntag zum Münchner Sportfestival auf dem Königsplatz. (Foto: Andreas Gebert)

Neben amerikanischen Importprodukten und einem Dutzend asiatischer Kampfsportarten, konnte man aber auch die Klassiker finden: Leichtathleten zum Beispiel, und auch den Alpenverein. Vielleicht hätten die Göttervater Zeus ein wenig milder gestimmt.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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