SZ-Adventskalender:Eröffnung der Otto-Steiner-Schule mit therapeutischer Einrichtung

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Unterricht in der Otto-Steiner-Schule im Hasenbergl: 38,8 Millionen Euro hat der Um- und Neubau des staatlich anerkannten privaten Förderzentrums gekostet. (Foto: Robert Haas)

Nach drei Jahren Bauphase eröffnet das neue Schulgebäude mit Tagesstätte: Es soll den aktuellen pädagogischen Ansprüchen entsprechen und Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung optimal fördern.

Von Katharina Thümler

Inneneinrichtung kann beruhigen und therapeutisch wirken. Das ist die Idee des sogenannten "Würzburger Modells", nach dem die Heilpädagogische Tagesstätte des Centrum Augustinum im Hasenbergl nach dem Umbau nun eingerichtet ist: Mehrere Ebenen aus hellem Holz sind mit kurzen Treppen miteinander verbunden. Durch ein geknüpftes Netz fällt Licht auf die verwinkelten Flächen und ein Fenster erlaubt den Blick in den angrenzenden Flur. Unter einer der Ebenen befindet sich hinter einem Vorhang eine Nische, sie lädt zum Verstecken ein. Erst seit wenigen Monaten steht das Holzgerüst nach dem "Würzburger Modell" in der Tagesstätte der Otto-Steiner-Schule.

Nach einer dreijährigen Bauphase ist das Schulgebäude der Otto-Steiner-Schule und der Anbau der Tagesstätte Augustinum an der Rainfarnstraße am Samstag offiziell eröffnet worden. Rund 38,8 Millionen Euro hat der Um- und Neubau des staatlich anerkannten privaten Förderzentrums insgesamt gekostet, unterstützt mit 23,8 Millionen von der Regierung von Oberbayern.

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29 Klassenzimmer und 15 Räume sowie das neue Mobiliar soll den Kindern und Jugendlichen des Förderzentrums mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zur Verfügung stehen. Doch bereits vor der offiziellen Eröffnung konnten Schule und Tagesstätte wieder in ihren eigenen, noch nicht vollständig eingerichteten Räumen zurückkehren, nachdem sie während der Bauphase auf dem Gelände der Samuel-Heinicke-Realschule zu Gast waren.

Die Nutzfläche hat sich von 6200 Quadratmetern auf insgesamt 11 600 beinahe verdoppelt. Mit dem Umbau passen sich die Schule und die Tagesstätte an die aktuellen pädagogischen Anforderungen an und bieten unter anderem Räume für Fachangebote wie Handarbeit, Hauswirtschaft sowie drei Lehrküchen und einen Ruheraum an.

Der Snoezelen-Raum soll den Schülern einen Rückzugsort bieten. Er ist mit einem Wasserbett und Lichtkugeln ausgestattet. (Foto: Robert Haas)

Außerdem werden die Tagesstätte und Schule räumlich klar getrennt. Es seien zwei Lebensräume, ein Ort zum Lernen und ein Ort zum Spielen, sagt Annette Martin, Gesamtleiterin der Augustinum-Tagesstätten. Mit dem Umbau gebe es nun ausreichend Platz für Lernecken und Rückzugsorte für die Schülerinnen und Schüler vor Ort - 150 von ihnen besuchen die Tagesstätte, darunter 86 Kinder mit der Diagnose Autismus-Spektrum-Störung.

Kinder und Jugendliche mit der Diagnose leiden an einer Störung der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung und sind deshalb häufig überfordert in sozialen Situationen und von Umwelteindrücken. Die Schule und die Tagesstätte versuchen mit verschiedenen Modellen, darauf Rücksicht zu nehmen. Die Otto-Steiner-Schule hat sich am Münchner Lernhauskonzept orientiert: Es gibt jeweils zwei Klassenzimmer mit einem gemeinsamen Lernraum dazwischen, sodass die Schülerinnen und Schüler aus zwei Klassen für gemeinsame Projekte und soziales Lernen zusammenkommen können. So können sie über den Klassenverband hinaus lernen und sich neuen Herausforderungen stellen, sagt die Schulleiterin Andrea Eichler.

Um auf die Bedürfnisse der Kinder in der Tagesstätte einzugehen, gibt es inzwischen eine Inneneinrichtung nach dem "Würzburger Modell". Die Einrichtung wurde nach den Anforderungen der Tagesstätte entworfen und soll den Kindern mehr Raum zum Spielen geben. Sie können sich auf den Holzebenen und in den "Höhlen" darunter allein, zu zweit oder in Gruppen verstecken und sich Geschichten erzählen. Wenn es ihnen mal zu viel wird, können sie sich dorthin zurückziehen und durch die Fenster trotzdem indirekt am Geschehen in den Räumen teilnehmen. "Das Würzburger Modell ist kein Standard", sagt Annette Martin, es konnte daher nur mit Spenden finanziert werden. Der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V. hat die Einrichtung mit 250 000 Euro unterstützt.

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