Freiham:Junges Gemüse bekommt Soforthilfe

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Zuerst holten die Gärtner Gießwasser in Flaschen für die durstigen Pflanzen, aber das reichte nicht. Am Ende half das THW. (Foto: Kinderschutz München)

Nachbarn organisieren die Wasserversorgung, als im Freiluftgarten die Pumpe ausfällt

Von Ellen Drexel, Freiham

Sie sind noch jung, die Kräuter- und Gemüse-Pflänzchen im Freihamer Freiluftgarten. Die 15 Hobbygärtner des erst vor kurzem eingeweihten Gemeinschaftsackers sorgen mit viel Enthusiasmus dafür, dass sie wachsen und gedeihen. Doch dafür braucht es Wasser - und vor ein paar Tagen war die Quelle plötzlich versiegt. "Aus dem Hahn der Pumpe flossen nur noch drei Tropfen", erzählt Team-Mitglied Michael Hartung. Und das bei angekündigter Hitzeperiode.

Die Gärtner informierten Patrycja Marek. Die Leiterin des Nachbarschaftstreffs Freiham, von der Stadt beauftragt mit dem Aufbau der Gemeinschaftsfläche, wandte sich sofort ans Baureferat, dessen Mitarbeiter auch umgehend kamen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Doch ohne schnelle Hilfe, das war den Gartenliebhabern klar, würden die zarten Gewächse in der prallen Sommersonne verdorren. Was anschließend folgte, ist ein Musterbeispiel an nachbarschaftlicher Unterstützung.

"Zuerst haben wir das Wasser in Flaschen bei unseren Leuten in Aubing und Neuaubing geholt", berichtet Michael Hartung. Schließlich spendete eine Neuaubingerin einen Ziehwagen, mit dem die Freiluftgarten-Truppe dann versuchte, einige Wasserkannen am Wasserspielplatz zu füllen. Aber auch das reichte nicht. Marek kontaktierte deshalb am Samstagmorgen die Regsam-Beauftragte Dagmar Mosch. Die Lokalpolitikerin von den Grünen schaltete Sebastian Kriesel (CSU) ein - und der Bezirksausschuss-Chef rief das Technische Hilfswerk (THW). Binnen weniger Stunden stand ein Lastwagen des THW vor dem Freiluftgarten, im Gepäck einen 1000 Liter-Tank. Gärtner, zufällig vorbei radelnde Nachbarn und Kriesel selbst packten mit an, den riesigen Wasserkanister abzuladen. Die Hälfte des Tanks bekam das durstige Gemüse sofort, der Rest wurde für die kommenden Tage aufgespart. "Ohne diese Aktion", weiß Marek, "hätte die Pflanzen das nicht überlebt". Denn um zu gedeihen, braucht der Garten tausend Liter Wasser täglich.

Inzwischen läuft das Wasser zwar wieder, das Baureferat hat die defekte Pumpe schnellstmöglich reparieren lassen. Zweierlei hat der Vorfall den Beteiligten aber bereits gezeigt: die Notwendigkeit einer nachhaltigen Nutzung von Ressourcen, etwa mittels Regenwasser-Sammelstellen. Und die Bedeutung von sozialem Zusammenhalt.

"Der überraschende Wasserausfall beweist, dass die Arbeit der Pioniere des Freiluftgartens wertgeschätzt wird", freut sich Patrycja Marek. Schließlich gehe es bei dem Projekt "nicht nur ums Pflänzchen-Setzen, sondern um viel mehr: um den sozialen Frieden zwischen den Stadtteilen". Die Nachbarschaft zwischen Freiham und den bestehenden Stadtteilen entwickle sich "sehr positiv".

© SZ vom 07.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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