Nachbarschaftstreff und Beratungsstelle plus Spiel- und Krabbelgruppe für Kleinkinder, Rückbildungskurse und Senioren-Qigong, Alleinerziehenden-Meetings und Bastelstunden: Das Familienzentrum "Friedenskapelle" in Neu-Forstenried deckt ein breites Spektrum an sozialen Angeboten ab. Dessen Leiter Thomas Fellinger hat gut zu tun, all die Aktivitäten in dem Bau an der Kemptener Straße 73 zu koordinieren. Dabei braucht die Einrichtung des evangelischen Sozialdienstes, die in so vielen Lebenslagen hilft, selbst Unterstützung.
Ihr Domizil ist stark sanierungsbedürftig, müsste eigentlich neu und größer gebaut werden. Doch das Kirchengemeindeamt des evangelischen Dekanats München hat bereits signalisiert, dass eine solche Investition über seine Kräfte ginge; allenfalls die nötigsten Ausbesserungsarbeiten könnten noch bestritten werden. Alle Hoffnungen auf räumliche Alternativen in der Umgebung haben sich mittlerweile zerschlagen.
Die unerfreuliche Entwicklung alarmiert die Nachbarschaft des Sozialzentrums und die Lokalpolitiker. Vor ein paar Tagen erst hat der Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln einstimmig einen Antrag an die Stadt verabschiedet, sich "für eine langfristige Lösung zum Erhalt des Familienzentrums einzusetzen". Zu prüfen sei, ob in Zusammenarbeit mit dem evangelischen Dekanat nicht doch die Errichtung eines neuen Gebäudes an der Kemptener Straße möglich wäre. Denn die Bedeutung dieses Zentrums des Soziallebens für das Viertel könne man nicht hoch genug einschätzen.
Und sie dürfte weiter wachsen, weil sich unlängst eine Elterninitiative gebildet hat, die einen kindergartenähnlichen Betrieb aufziehen will und dafür zusätzlichen Platz braucht. Doch auch als Treffpunkt für Jugendliche und Senioren sei das "mittelfristig im Bestand gefährdete" Familienzentrum unverzichtbar geworden.
Ein Neubau hätte nicht zuletzt den Vorteil, dass er barrierefrei geplant werden könnte. Derzeit hapert es noch an der entsprechenden Ausstattung. Der Bezirksausschuss weist ferner auf das überdurchschnittlich hohe Alter der Bevölkerung in den südlichen Vierteln hin. Besonders allein lebende, kontaktbedürftige Personen über 80 Jahre bildeten eine größere Gruppe. Für sie liege das Alten- und Servicezentrum Fürstenried (ASZ) zu weit entfernt. Über allen Aktivitäten, Initiativen und Angeboten des Familienzentrums und damit über dem "sozialen Miteinander im Stadtviertel" schwebe nun die Ungewissheit, ob diese in Zukunft überhaupt noch existieren, bedauert der Bezirksausschuss.