SZ-Serie: Wahlfang:Rente? Ente? Scholz!

(Foto: René Hofmann)

Fundstücke aus dem Münchner Wahlkampf. Heute: Die SPD und ihre unfreiwilligen Botschaften.

Wahlplakate punktgenau zu kleben ist eine Kunst. Manches Thema entfaltet an manch einem Ort eine besondere Wirkung, das weiß offenbar auch die SPD: An den St.-Martins-Platz, gegenüber dem imposanten Eingangsportal zum Ostfriedhof, setzte sie eines ihrer Fünf-Buchstaben-Bundestagswahl-Arrangements: weiße Lettern auf rotem Grund, die im Miteinander das Schlagwort RENTE ergeben, das vor allem bei der älteren Zielgruppe Emotionen auslösen dürfte.

Die Botschaft ist recht einfach, mit ihr Schindluder zu treiben allerdings auch: Ein bisschen SPD-rote Farbe mehr, und aus der RENTE wird die ENTE. Kleine Veränderung, ganz andere Wirkung - das Phänomen lässt sich häufiger bestaunen. Am Grand Canyon etwa prangte einst ein Hinweisschild, das die eindringliche Warnung formulierte: Bitte die Erdhörnchen nicht futtern! Wer ein Wahlplakat beschmiert, begeht allerdings Sachbeschädigung, weshalb an dieser Stelle vor Nachahmungstaten gewarnt sei. Bei der jüngsten Bundestagswahl war der Plakate-Vandalismus im Stadtgebiet ein Problem im größeren Maßstab.

Am St.-Martins-Platz zeigte sich die SPD nun aber wehrhaft: Nur Tage nach dem Farbanschlag war dieser bereits kaschiert. Mit fünf neuen Plakaten, von denen gleich drei den Kanzlerkandidaten der Partei zeigen: Olaf Scholz, der für manch einen mitunter etwas Schlumpfiges ausstrahlt, aber von einem Erpel doch eher wenig; auf die Idee käme vermutlich nicht einmal Pointen-Jäger Markus Söder. Die Enten-Variante war allerdings noch die eher liebliche Seite des Anschlags. Auf der Rückseite des Arrangements prangte ebenfalls ein Stichwort: MIETE. Auch dieses wurde verändert, indem ein Strich übermalt wurde. Welcher wird hier nicht verraten. Seit Kurzem aber blickt auch dort jetzt Olaf Scholz Richtung Ostfriedhof.

© SZ vom 06.08.2021 / hof - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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