München-Bogenhausen:Diktatoren-Villa zu verkaufen

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Die Villa in München-Bogenhausen hat eine bewegte Vergangenheit: Ein ehemaliger Spitzenbanker hat hier gewohnt, später wurde das Haus an das libysche Diktatoren-Regime verkauft - einziehen sollte Gaddafi-Sohn Saif al-Arab. Doch der ist inzwischen tot. Nun soll die Villa verkauft werden. Doch das Interieur des Hauses ist ziemlich gewöhnungsbedürftig.

Christian Mayer und Katja Riedel

Die Pienzenauer Straße in Bogenhausen zählt zu jenen Gegenden, die man in München als Toplage bezeichnet - wer hier wohnt, hat ein beträchtliches Ruhe- und Platzbedürfnis, und das hat seinen Preis. Insofern dürften die Anwohner nicht unglücklich sein, dass es um das berühmteste Anwesen der Straße ziemlich ruhig geworden ist.

Es handelt sich um die frühere Villa eines gewesenen Spitzenbankers, der nach zweijähriger, offenbar nervtötender Umbauzeit nie einzog. Stattdessen verkaufte der Münchner Immobilienhändler Detlev von Wangenheim, ein Spezialist für Bogenhausener Wohnträume, die 540 Quadratmeter große Villa im März 2009 an Libyen.

Einziehen sollte ein in München ziemlich umtriebiger junger Mann: der inzwischen bei einem Luftangriff getötete Lebemann Saif al-Arab, der 29-jährige Sohn von Libyens Ex-Machthaber Gaddafi. Offiziell war die Villa als Gästehaus deklariert; wie auch eine zweite Villa in Waldperlach.

Der Gaddafi-Clan ist Geschichte, die moderne Villa nahe dem Englischen Garten steht zum Einzug bereit. Und noch immer ist das von Gaddafis Mutter ausgesuchte, vom Junior umgestaltete, doch nie bezogene Haus Gegenstand wilder Gerüchte.

Zuletzt hieß es in einem Boulevardblatt, die libysche Übergangsregierung plane, dort ein Konsulat zu errichten. Eine abenteuerliche Spekulation: In Bengasi dürfte man derzeit sicher Wichtigeres zu tun haben. Der neue Botschafter, der Arzt Ali el-Kothany aus dem fränkischen Hof, ist bislang nur als Interims-Vertreter benannt; der Vorgänger, der den Kaufvertrag für die Villa unterzeichnete, hatte sich im August abgesetzt.

Im Auswärtigen Amt in Berlin weiß man jedenfalls nichts von angeblichen Konsulatsplänen der Libyer. Solche seien an diesem Donnerstag auch nicht Gegenstand der Gespräche zwischen Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und dem Chef des nationalen Übergangsrats gewesen, sagte ein Sprecher.

Auch Makler Wangenheim ist nicht bekannt, dass der Staat die Villa behalten möchte. Er hätte größtes Interesse, sie noch einmal zu verkaufen - und erhielt dazu im vergangenen Jahr, nach der überstürzten Abreise des Gaddafi-Juniors aus München, erneut den Auftrag. "Die Kompetenz haben wir, und das Objekt kennen wir inzwischen sehr gut", sagt er.

Doch diesmal hatte er mit dem Bogenhausener Objekt, das er damals für acht Millionen Euro an Libyen verkauft hatte, noch keinen Erfolg. Saif al-Arab al-Gaddafi hatte die Zehn-Zimmer-Villa, die mit angenehm reduzierter Fassade besticht, nach seinem eigenwilligen Geschmack ausgebaut: Die Eichendielen wurden schwarz lackiert, Innenräume mit Goldfarbe verziert. Es dürfte schwierig sein, dafür einen Liebhaber zu finden.

© SZ vom 28.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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