München bejubelt den FC Bayern:Meisterfeier-Episoden aus Balkonien

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Da ist das Ding: Bastian Schweinsteiger präsentiert den Fans auf dem Marienplatz die Schale - bei der bislang letzten Meisterfeier der Bayern am 9. Mai 2010. (Foto: dpa)

Der FC Bayern hat Routine bei der Meisterfeier auf dem Münchner Rathaus-Balkon. Manchmal wurde es dabei jedoch peinlich. Beim Singen zum Beispiel. Selbst die Löwen durften schon winken. Und was war los beim Pferdekorso?

Von Kassian Stroh und Christian Krügel

Am Samstag feiert der FC Bayern zum 23. Mal einen deutschen Meistertitel. Er hat also Routine - auch was den inzwischen obligatorischen Empfang auf dem Balkon des Rathauses betrifft. Hier oben standen die Bayern-Kicker schon oft, wenngleich es manchmal etwas peinlich wurde. Beim Singen zum Beispiel

Pferdekorso

Wenn die Bayern ihre Meisterschaften heute per Ausfahrt im offenen Wagen feiern, gibt es dafür ein historisches Vorbild: 1932, als sie erstmals deutscher Meister wurden. Damals siegte die Mannschaft im Finale in Nürnberg 2:0 gegen Frankfurt.

Nach ihrer Rückkehr fuhr sie vom Hauptbahnhof in Pferdedroschken zum Marienplatz. Die Begeisterung war offenbar groß - in der Vereinschronik findet sich folgendes Presse-Zitat: "München, jenes gemütliche München, das eigentlich lange braucht, bis es sich für irgendetwas begeistern kann, verschwand gestern im Fußballtaumel und in Siegesfreude."

Ein Brauner sieht Rot

Im Jahre 1944 wollte Münchens Oberbürgermeister nichts vom FC Bayern München wissen. Der war zwar soeben Südbayerischer Meister geworden, doch einen Empfang im Rathaus lehnte das von den Nazis eingesetzte Stadtoberhaupt Karl Fiehler ab. Begründung: Der FC Bayern sei "bis zur Machtübernahme von einem Juden geführt" worden. Gemeint war Kurt Landauer, der im März 1933 sein Präsidentenamt niedergelegt hatte, später für zwei Monate im Konzentrationslager Dachau saß und 1939 in die Schweiz flüchtete. Von 1947 bis 1951 stand er dann erneut dem FC Bayern München vor.

Soll keiner sagen, die Bayern hätten den Rathausbalkon für sich gepachtet: Auch die Sechzger standen schon ein paar Mal dort. 1979 zum Beispiel, als sie den Aufstieg in die Bundesliga feierten. Damals war der CSU-Abgeordnete Erich Riedl ihr Präsident; im Rathaus residierte sein Parteifreund Erich Kiesl. Letzterer ist übrigens, was kaum einer weiß, bis heute Ehrenvorsitzender des Verwaltungsbeirats des FC Bayern.

Die Sechzger hatten auch später diverse Aufstiege zu feiern, in die zweite und erste Liga, weshalb sie auch in den Jahren 1991, 1993 und 1994 ins Rathaus kamen. Damals stets dabei war Reiner Maurer, später dann zweimal Cheftrainer der Löwen. Er hat in der Disziplin Balkonempfang also viel Erfahrung - zumal er einmal auch mit den Roten oben stand: 1984 nach dem Gewinn des DFB-Pokals. Damals spielte er eine Saison für Bayern.

Ohje du Fröhliche

1983 war für den Bayern-Fan ein schlimmes Jahr. Denn die Fußball-Helden kamen damals aus dem Norden: Der Hamburger SV wurde Meister und - noch schlimmer - gewann den Europapokal der Landesmeister. Und da die Bayern sogar den DFB-Pokal dem 1.FC Köln überlassen mussten, war an Auftritte auf dem Rathausbalkon nicht zu denken.

Doch es gab "Wetten, dass. . .?" und einen überaus findigen Karl-Heinz Rummenigge. Der bot an, dass sein Team während des Christkindlmarkts Weihnachtslieder vom Rathausbalkon sänge, falls Costa Cordalis auf Rollen nicht schneller ist als Langlauf-As Georg Zipfel mit Skiern. Rummenigge gewann die Wette, doch weil die Bayern halt unbedingt auf den Balkon wollten, sang er trotzdem gemeinsam mit Jean-Marie Pfaff, Kalle Del'Haye, Wolfgang Grobe (von links) und anderen: an einem nasskalten Sonntagabend, schrecklich falsch, nur gerettet vom Tölzer Knabenchor.

Statt Freibier gab es Glühwein - der schlimmste Auftritt auf dem Balkon. Er wurde auch nicht getoppt von einer ähnlichen Aktion mit Lothar Matthäus und Andi Herzog in den Neunzigern.

© SZ vom 11.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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