Mordversuch auf offener Straße:21-Jähriger sticht auf Mutter seines Babys ein

Lesezeit: 2 min

  • Ein 21-Jähriger hat gestanden, auf die 17-jährige Mutter seines Kinders eingestochen zu haben.
  • Die Jugendliche war mit ihrem Baby an der U-Bahnstation Implerstraße ausgestiegen und wurde von dem Mann attackiert.
  • Gegen den mutmaßlichen Täter ist Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragt.

Von Susi Wimmer

Sein Recht auf freie Selbstbestimmung hat einem 17-jährigen Mädchen am Sonntagabend fast das Leben gekostet: Weil die junge Frau ihr Leben nicht mit einem 21-Jährigen aus dem Kreis Rosenheim verbringen wollte, lauerte er ihr in Sendling auf und attackierte sie auf offener Straße mit einem messerähnlichen Gegenstand. Die Jugendliche, die ihr acht Monate altes Baby bei sich hatte, erlitt Verletzungen im Gesicht und an den Händen. Sie wurde in einer Klinik behandelt und befindet sich außer Lebensgefahr. Der Täter wurde tags darauf festgenommen.

Die Passanten, die am Sonntag gegen 21.30 Uhr an der Kreuzung Implerstraße und Brudermühlstraße blitzschnell reagierten, haben der 17-Jährigen wohl das Leben gerettet: Das Mädchen kam abends mit der U-Bahn in Sendling an, verließ das Untergeschoss der Haltestelle Brudermühlstraße und entdeckte an der Oberfläche auf der gegenüberliegenden Seite der Thalkirchner Straße den 21-Jährigen. Die Minderjährige stammt ebenso wie der Täter aus Afghanistan, die beiden sind nach muslimischem Recht getraut, wohnen aber nicht zusammen.

Wie der Angriff ablief

Am Sonntag hatte er sie schon angerufen und gedroht, sie umzubringen, falls sie sich ihm nicht unterordnen wollte. Beim Anblick des Mannes ergriff die Minderjährige mit ihrem Baby, das im Kinderwagen lag, sofort die Flucht. Er setzte ihr nach und stach mit einem noch unbekannten Gegenstand auf sie ein. Auch als das Mädchen verletzt und blutend am Boden lag, hörte er nicht auf, sie zu attackieren. Passanten griffen beherzt ein und zogen den Angreifer vom Opfer weg. Anschließend rannte der Täter davon. Das Baby blieb unverletzt.

Welche Geschichte das Mädchen hinter sich hat, seit wann sie in Deutschland lebt und ob sie zwangsverheiratet wurde, diese Fragen konnten am Dienstag weder Polizei noch Staatsanwaltschaft beantworten. Nach Angaben von Staatsanwalt Peter Preuß ist die 17-Jährige seit 2012 in München gemeldet, "und es existieren Familienangehörige im Raum München". Wann sie mit dem vier Jahre älteren Mann verheiratet wurde, ist ebenfalls nicht bekannt. Der 21-Jährige ist auch der Vater des acht Monate alten Babys.

Offenbar hatte sich das junge Mädchen von dem 21-Jährigen abgewandt: Sie wohnte in München, er ist im Landkreis Rosenheim gemeldet, wo er als Angestellter arbeitet. Bei der Polizei ist der Mann bekannt wegen diverser Delikte, unter anderem auch wegen Körperverletzungen. "Sie wollte sich in der Lebensplanung ihm nicht unterordnen", so formuliert es die Polizei.

Wie der Mann gefunden wurde

Nach der Tat flüchtete der Mann, eine Sofortfahndung der Polizei blieb ergebnislos. Auch tags darauf suchte die Polizei weiter - und tatsächlich entdeckten Zivilfahnder am Montag gegen 13.30 Uhr den Tatverdächtigen. Er ließ sich widerstandlos festnehmen.

Wo er die Nacht verbracht hatte und warum er sich wieder im Bereich der U-Bahn-Haltestelle Brudermühlstraße herumtrieb, ist unklar. Er gestand den Angriff auf die Frau, will sich aber an Details nicht erinnern, weil er zu betrunken gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft München I beantragte Haftbefehl gegen den Verdächtigen wegen versuchten Mordes. Sie sieht das Mordmerkmal der "niederen Beweggründe" als erfüllt an.

Die 17-Jährige erlitt etliche Schnitt- und Stichverletzungen. Sie konnte aber das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen, das Baby ist bei ihr.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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