Mordprozess gegen Mutter:"Das habe ich sofort geglaubt"

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Für Norman H. gibt es die Frau nicht mehr, mit der er zwei Jahre lang zusammenlebte. Bianca T. hat die gemeinsamen Kinder getötet. Jetzt sagt der ehemalige Lebensgefährte vor Gericht zu den SMS aus, die sie ihm nach dem Tod der Kinder geschickt hatte.

Von Hans Holzhaider

Für Norman H., 40, gibt es die Frau nicht mehr, mit der er zwei Jahre lang zusammengelebt hat. Norman H. ist der Vater der Zwillinge Fabian und Lisa, die am 13. November 2012, ebenso wie die sechsjährige Anna-Lea, ihre Halbschwester, von ihrer Mutter Bianca T. getötet wurden. "An diesem Tag sind für mich vier Menschen gestorben", sagt Norman H. Bianca T. existiert für ihn nicht mehr. Als Zeuge vor dem Landgericht Landshut vermeidet er es konsequent, einen Blick in Richtung seiner ehemaligen Lebensgefährtin zu werfen. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, von ihr zusprechen, dann nur so: Die Angeklagte.

Am Morgen des Tages, an dem Bianca T. ihre drei Kinder tötete, hatte sich Norman H. ohne ein Wort der Ankündigung und ohne eine Nachricht zu hinterlassen ins Bezirkskrankenhaus Taufkirchen begeben, um sich dort wegen einer schweren Depression behandeln zu lassen.

Er war gerade zwei Wochen zu Hause gewesen; davor war er schon sechs Wochen lang in stationärer psychiatrischer Behandlung. Warum er seiner Lebensgefährtin nichts gesagt habe, fragt die Vorsitzende Richterin. "Ich hatte vielleicht ein Stück weit Angst, dass sie mich nicht gehen lassen würde", sagt der Zeuge.

Dass Bianca T. zusammen mit den drei Kindern in die Klinik kam, habe er nur noch bruchstückhaft in Erinnerung. Er wisse nur noch, dass sie gesagt habe, wenn er nicht mitkomme, fahre sie auch nicht nach Hause. Das habe keinerlei Argwohn in ihm erregt. Er habe sich danach ins Bett gelegt. "Ich wollte nur meine Ruhe haben". Dann sei die erste SMS eingegangen.

Bianca T. teilte mit, dass sie gerade eben Anna-Lea erwürgt habe. "Das habe ich sofort geglaubt", sagt Norman H: "Wenn sie etwas gesagt hat, dann hat sie es auch durchgezogen, zu hundert Prozent, egal was." Allerdings sei die Angeklagte vorher nie gewalttätig gewesen, weder gegenüber ihm noch gegenüber den Kindern. "In dem Zeitraum, in dem wir zusammen waren, war sie immer eine gute Mutter", sagt der Zeuge.

Norman H. räumt ein, dass er als Folge seiner psychischen Erkrankung keine Empfindung dafür hatte, wie "die Angeklagte" allein mit den drei Kindern und in einer offenbar desolaten finanziellen Situation zurecht kommen würde. Die gemeinsame Wohnung war fristlos gekündigt worden, weil sie versäumt hatten, die Mietkaution zu hinterlegen. Außer dem Kindergeld verfügte Bianca T. über kein eigenes Geld, eine Vollmacht für das - ohnehin überzogene - Konto ihres Lebensgefährten hatte sie nicht.

© SZ vom 19.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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