Mord an der Isar:Unbekannte werfen Kerzen und Blumen für das Opfer weg

Lesezeit: 1 min

Im Mai 2013 wurde Domenico L. am Isarufer erstochen. In den Monaten nach dem Mord waren am Tatort noch viele Blumen zu sehen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Noch immer sucht die Polizei den Täter, der vor zwei Jahren Domenico L. an der Isar erstochen hat. Nun ist plötzlich die Gedenkstätte verschwunden.

Von Susi Wimmer

Mit Blumen, Kerzen und Bildern gedachten Angehörige und Freunde an einem Kastanienbaum in der Erhardtstraße ihres Freundes Domenico L. , der vor zweieinhalb Jahren an dieser Stelle von einem Unbekannten erstochen worden war.

Plötzlich war die Gedenkstätte verschwunden. Nach einem SZ-Bericht meldete sich nun ein Ehepaar aus Planegg. Es habe am 22. August ein paar junge Männer beobachtet, die die Erinnerungsstücke einfach in die Isar geworfen haben.

Die Familie radelte am 22. August zum Sommerfest im Deutschen Museum, vorbei an der Stelle, an der Domenico L. im Mai 2013 einen Mann zur Rede stellen wollte, der seine Freundin angespuckt hatte. Der Fremde hatte ein Messer gezogen und den jungen Italiener niedergestochen.

Mord an der Isar
:Polizei bittet zum Massenspeicheltest

Fast 400 Hinweise sind eingegangen, doch auch knapp zwei Monate nach dem Mord an der Isar gibt es keinen Tatverdächtigen. Nun will die Münchner Polizei mit einem Massengentest den Mörder finden - und bittet Anwohner und Menschen, die am Tatort arbeiten, um DNA-Proben. Tausende sind betroffen.

Von Anna Fischhaber und Florian Fuchs

Seit jenem Tag kommen Domenicos Freunde und seine Verlobte, die Augenzeugin der Tat war, zu der Stelle und bringen frische Blumen und Kerzen. "Aus dem Augenwinkel hab' ich gesehen, dass die Männer den Platz freigeräumt haben, wohl, um sich dort niederzulassen", erzählt die Zeugin aus Planegg.

Sie fuhr mit ihrer Familie über den kleinen Steg zum Museum und sah, wie gegenüber Blumen und Kerzen in die Isar flogen. "Die jungen Männer sahen so aus, dass man sich besser nicht mit ihnen anlegt." Sie habe auch nicht realisiert, dass es sich um die Gedenkstätte von Domenico L. handelt.

Die Freunde von Domenico L. kämpfen seit Jahren dafür, dass an dem Baum ein Gedenkfoto angebracht wird. Doch die Stadt hat das Ansinnen bereits zweimal abgelehnt. Zuletzt schrieb Oberbürgermeister Dieter Reiter im November 2014, dass man nicht an alle schrecklichen Morde in einer Großstadt mit einer Gedenktafel erinnern könne.

Die Hinterbliebenen können das nicht nachvollziehen. Der Mörder von Domenico L. ist noch nicht gefasst. "Die Ermittlungsgruppe besteht nach wie vor", sagt Markus Kraus, Chef des Mordkommissariats. Es würden immer wieder Hinweise einlaufen. Der entscheidende Tipp aber fehlt.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Unaufgeklärte Morde
:Was die Ermittlungen so schwierig macht

Morde werden in Deutschland fast immer aufgeklärt. Doch zu manchem Mörder fehlt jede heiße Spur. Wieso das so ist, lässt sich am Beispiel des "Isar-Mords" in München aufzeigen.

Von Markus C. Schulte von Drach

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: