Moosach:Sperrstunde vor dem Morgengrauen

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Sperrstunde: Auch am Mangfallplatz darf von drei bis vier Uhr morgens nur noch stehen, wer eine Sondererlaubnis hat. (Foto: Claus Schunk)

Um Dauerparker auszuschließen, gilt an vier P+R-Standorten zwischen drei und vier Uhr nachts ein Abstellverbot. Damit sollen mehr Plätze für jene übrig bleiben, die vom Auto auf den MVV umsteigen wollen

Von Anita Naujokat, Moosach

Die P+R Park & Ride GmbH spricht von einem besonders kuriosen Fall, den sie auf Videoaufzeichnungen festgehalten hat: Am 29. Januar passiert ein Kunde um 14.56 Uhr die Einfahrtsschranke einer Park-and-ride-Tiefgarage, fährt in die untere Ebene. Dort steigt er in seinen geparkten Sommer-Sportwagen um, fährt die gesamte Ebene einmal auf und ab und stellt ihn wieder ab. Dann steigt er wieder in das Auto, mit dem er gekommen war, und passiert 13 Minuten später die Ausfahrtsschranke. Wegen der regelmäßigen Bewegung des Sportwagens, den die Gesellschaft seit Wochen beobachtet hat, konnte die Überschreitung der erlaubten Parkdauer nicht sofort aufgeklärt werden.

Die Parkplätze sind für Pendler gedacht, die dort ihr Fahrzeug abstellen, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiterzufahren. Um eine Zweckentfremdung durch Dauerparker, Anwohner oder Flugreisende zu unterbinden, hat die P+R, ein Service-Unternehmen der Landeshauptstadt München für den Bereich Parken, seit Anfang Februar an vier Standorten eine Sperrstunde eingerichtet. In den Anlagen in Fürstenried-West, am Bahnhof Moosach, am Mangfallplatz und am Innsbrucker Ring darf von drei bis vier Uhr morgens nur noch stehen, wer eine Sondererlaubnis hat.

Das hatte den Moosacher Bezirksausschuss (BA) auf den Plan gerufen, der damit Schichtdienstler ausgesperrt wähnte und es auch nicht hinnehmen wollte, dass in Gebieten mit großem Parkdruck auf diese Weise Stellplätze ungenutzt blieben. Der Neuregelung waren intensive Untersuchungen und Kontrollen der P+R vorausgegangen, wie aus einem Schreiben an den BA hervorgeht. So hätten beispielsweise bei einer Ausfahrtskontrolle in der Tiefgarage Fürstenried-West 13 von 31 Personen kein MVV-Ticket vorzeigen können; fünf räumten offen ein, Anwohner zu sein. Und einige hätten bei unbeschrankten Zufahrten auch ganz bewusst die Parkdauer verschleiert, indem sie innerhalb der Tiefgaragen täglich umparkten oder die Kreidemarkierungen zur Feststellung der Parkzeit entfernten.

Zwei Vergleichsdiagramme zeigen, wie die Zahl der über Nacht abgestellten Fahrzeuge vor und nach Einführung der Sperrstunde abgenommen hat. Standen vom 11. Januar bis 24. Januar zwischen 55 bis fast 70 Fahrzeuge in den Garagen, waren es in den ersten beiden Februarwochen nurmehr 15 bis 35. Bis zum 20. Februar hatte die P+R für alle betroffenen Anlagen 60 kostenlose Sondererlaubnisse erteilt, acht Anträge lehnte sie ab. Für die Moosacher waren es zehn, die in der Regel noch am gleichen Tag des Antrags erteilt worden seien. Bei sieben anderen seien noch Nachfragen nötig gewesen, fünf habe man nicht bewilligt, da es sich meist um Personen gehandelt habe, die deutlich weniger als 400 Meter vom Bahnhof entfernt wohnten. Fazit: Die Sperrstunde unterstütze effektiv die Ziele des Park-and-ride-Systems, nämlich Stellplätze für den Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf öffentliche Systeme mit einer Höchstparkdauer von 24 Stunden anzubieten.

Wie die P+R dem BA noch schreibt, habe sie die angespannte Parksituation, insbesondere im Bereich der Bunzlauer Straße, aufmerksam registriert. Sie sicherte dem Gremium zu, "durchaus auch im wirtschaftlichen Interesse unseres Unternehmens" zu prüfen, ob die Parkregelung dort mittelfristig und standortbezogen flexibler gestaltet werden könne. Dies werde aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen, da rechtliche und technische Grundsatzfragen zu klären sind.

Was der Sportwagen-Fahrer letztlich zu befürchten hat, darüber gibt das Unternehmen keine Auskunft. Grundsätzlich gilt das Verhalten aber als ein Verstoß gegen die Einstellbedingungen und kann zu einer Vertragsstrafe führen.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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