Moosach:Schmieren-Komödie

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"Anti-Quietsch-Aufschweißung" soll Tramgleise leiser machen

Von Anita Naujokat, Moosach

Statt Schmiere soll es jetzt eine "Anti-Quietsch-Aufschweißung" richten und für mehr Ruhe an der Tramwendeschleife der Linie 20 am Bunzlauer Platz sorgen. Der Begriff ist noch nicht einmal im Internet auf Anhieb zu finden - erst auf den hinteren Seiten stößt man auf einen Bericht der Badischen Zeitung, der aber nur wenig Mut macht. Demnach erhielten die Trambahnen in Freiburg nach drohenden Klagen von Anwohnern einer Wendeschleife Schallabsorber und die Gleise eine Anti-Quietsch-Schweißnaht verpasst. Die aber soll nicht funktioniert haben.

Eine Schmieranlage analog der Kurve an der Post will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nicht einbauen, weil dort die Gleise in der Straße liegen und die Schmiere auch Autos, Radfahrer und Fußgänger gefährden könnte. Um Abhilfe für die Anwohner zu schaffen, die über nerv- und schlaftötende Quietschgeräusche klagen, hatte sich die MVG dann aufs Schmieren von Hand verlegt; zweimal pro Woche war angekündigt worden. Doch auch das scheint nach den Worten von Anwohner Herbert Bayer nachgelassen zu haben, vielleicht auch wegen der schon in Aussicht stehenden Aufschweißung. Und langsamer führen die Trambahnfahrer auch nur, wenn ein Offizieller der Verkehrsgesellschaft in Sicht sei, so will es Bayer beobachtet haben.

Die MVG will das Schweißverfahren nun erstmals in Moosach erproben, bisher sei es in der Stadt noch nicht angewandt worden, sagt Sprecher Matthias Korte. Dabei werde im Schienenkopf eine Nut eingefräst, in die dann weicheres Material eingefüllt werde. Dadurch verändere sich die Reibung zwischen Rad und Schiene, so dass es weniger quietschen soll: "Die Geräusche sind natürlich ein physikalisches Phänomen und auch durch Witterungsverhältnisse, Trockenheit oder Nässe bedingt." Deshalb wirke vielleicht auch die Handschmierung nicht immer ganz so gut, sagt Korte, der beteuert, dass die Gleise am Bunzlauer Platz unvermindert geschmiert würden.

In Freiburg sollen im Übrigen Straßenbahnen in die Werkstatt gekommen sein, deren Fahrer über lang anhaltendes Rumpeln berichteten. Letztlich sollen die Mechaniker dann aber nichts anderes zu tun gehabt haben, als Kaugummi von den Trambahnrädern zu kratzen. Immerhin soll ja die Schweißnaht am Technischen Rathaus funktionieren. Vielleicht hat da die Kurve in der badischen Stadt aber nur einen anderen Radius.

© SZ vom 02.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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