Moosach:Neues Publikum

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In das 2003 eröffnete "Theater Gut Nederling" zieht im September ein Hort ein, das Nebengebäude wird zu einem Kindergarten umgebaut. Peter Landstorfer konnte keinen Pächter für das Restaurant finden

Von Anita Naujokat, Moosach

Das Theater von Peter Landstorfer auf Gut Nederling durchlebt seine nächste Verwandlung. In die Räume wird voraussichtlich im September ein Hort mit vier Gruppen einziehen; das Nebengebäude soll zu einem Kindergarten umgebaut werden. Laut Armin Ziegler, Vorsitzender des Unterausschusses Bau, Umwelt und Wirtschaft, der die Pläne im Moosacher Bezirksausschuss vorstellte, werden Plätze für 138 Kinder und Schüler entstehen. Damit wird sich auch die bisherige Form des einzigen Theaters im Stadtbezirk ändern: von einem Ort für bewirtete Aufführungen mit bayerischer Küche in ein klassisches Stuhlreihentheater ohne Bier und Braten auf dem Tisch. "Wir werden auf jeden Fall versuchen, dort weiter zu spielen" sagt Landstorfer, Gründer und Inhaber der Bühne, der seit 30 Jahren seine Freizeit der Schauspielerei und dem Theater als Darsteller, Regisseur und Autor widmet.

Grund für die Pläne sei, dass er für das geschlossene Restaurant partout keinen Wirt findet, der es betreiben will: "Das Theater würde super laufen. Wir spielen mit hundertprozentiger Auslastung." Aber niemand wolle die Gastronomie übernehmen. Das Lokal sei komplett ausgestattet bis hin zu Servietten und Tellern, und: Er habe es zu ganz normalen Marktkonditionen angeboten, wie jede Brauerei auch, versichert Landstorfer, nicht einmal eine Ablöse verlangt. Potenzielle Pächter hätten, die einzige Bedingung, bairische Küche im Angebot haben müssen. Da er alles als Privatmann finanziere, sei er auf die Pacht angewiesen, sagt Landstorfer, der von Beruf Rechtsanwalt ist. Die vormalige Pächterin hatte im März vergangenen Jahres aus persönlichen Gründen aufgehört.

Essen und applaudieren: Aus dem Theatersaal werden Räume für Kindergruppen. (Foto: Stephan Rumpf)

Die neuen Mieter sind für Landstorfer keine Unbekannten. Betreiber des Hortes und Kindergartens wird die private zweisprachige Organisation "International House of Kids", die bereits Einrichtungen an der Nymphenburger Straße und der Pegnitzstraße unweit von Gut Nederling hat. Über die Jahre habe die Organisation regelmäßig ihre Schulaufführungen im Theater von Gut Nederling gemacht, erzählt der 54-Jährige. "So sind wir überhaupt auf die Idee gekommen", sagt Landstorfer. An ihrem dritten Standort soll eine internationale Vorschule und ein "House for Schoolkids" eröffnen - mit einem pädagogischen Schwerpunkt auf Theater, der Kinder an diese Kunst heranführen soll, wie Landstorfer sagt: "Wir werden dort auch Kindertheater veranstalten."

Der Theatersaal soll in seiner Grundstruktur erhalten bleiben und wird durch flexible Raumelemente für die Kinder neu gestaltet, die Wirtsräume oben sind fürs Lernen und das Erarbeiten der Hausaufgaben vorgesehen, berichtet Landstorfer. Auch die Restaurantküche soll nicht aufgegeben werden; dort wird künftig für die Kinder gekocht.

Landstorfers erste 1982 gegründete Theatergruppe spielte zunächst in der Waldwirtschaft Großhesselohe und bis 2001 im Hirschgarten in Nymphenburg. Zusammen mit seinem Vater war es ihm gelungen, den ehemaligen "Dießener Hof" zu kaufen und nach fast vierjähriger Planungs- und Verhandlungsphase mit der Landeshauptstadt München und weiteren Beteiligten sowie einer einjährigen Bau- und Umbauphase wieder aufzubauen und als neue Kulturstätte "Theater Gut Nederling" im November 2003 zu eröffnen.

Das erste in Moosach gespielte Stück war "Zu wenig und zu viel". Seitdem trat dort das Landstorfer-Ensemble mit seinen derzeit fast 20 Schauspielern in wechselnden Inszenierungen und Uraufführungen im bairischen Volkstheaterbereich aus der Feder Landstorfers auf. Sein erstes Stück war 1988 "Der bayerische Protectulus". Seitdem hat die Truppe jedes Jahr einen neuen "Landstorfer" zur Uraufführung gebracht. Derzeit befinde man sich " in einer kleinen Schaffenspause", heißt es auf der Homepage der Darsteller. Aber man komme wieder. Bis dahin können die Fans ja ein bisschen im Archiv stöbern - hoffentlich ein kleiner Trost.

Bis zum 30. Juni stehen noch jeweils zwei Aufführungen von "A Kufern" und "Der Landgendarm" des Chiemgauer Volkstheaters auf dem Spielplan. Die Aufführungen werden vom Bayerischen Fernsehen aufgezeichnet. Dann ist erst mal Schluss mit Theater an der Nederlinger Straße. Im Juli soll der Umbau für den Hort und den Kindergarten beginnen, die Eröffnung ist für September geplant.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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