Moosach:Neue Betriebszentrale für die MVG

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Ist ja nur der Grundstein - kein Problem, wenn die Stadtwerke-Geschäftsführer Ingo Wortmann und Werner Albrecht (rechts) etwas schief mauern. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Münchner Verkehrsgesellschaft baut sich eine neue Leitstelle.
  • Von 2021 an soll von dem Neubau in Moosach aus der komplette U-Bahn-, Bus- und Tramverkehr überwacht werden.
  • 34 Mitarbeiter sollen künftig aus einem Raum dafür sorgen, dass der Verkehr rollt und dass bei Störungen alles möglichst schnell wieder ins Lot kommt.

Von Dominik Hutter

Die eigens bereitgelegte Wasserwaage ist unnötig. Das bloße Auge genügt, um festzustellen, wie schief die frisch dazugemauerten Steine aufliegen. Immerhin handelt es sich nicht um ein tragendes Bauteil: Die Box enthält eine Kapsel mit Bauplänen, Münzen und einer Zeitung. Und später wird der symbolische Grundstein noch einmal versetzt, er stünde sonst im Weg herum.

Die Herren im dunklen Anzug legen die Maurerkellen zur Seite. Geschafft. Gut zwei Jahre noch, dann soll von dem Neubau in Moosach aus der komplette U-Bahn-, Bus- und Tramverkehr in München überwacht werden. Der Umzug aus der bisherigen Leitstelle gleich nebenan wird mehrere Monate dauern - bei laufendem Betrieb, versteht sich.

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"München wächst", betont MVG-Chef Ingo Wortmann, und da sollte der Nahverkehr idealerweise gleich mitwachsen. 34 Leute sollen künftig dafür sorgen, dass der Verkehr rollt und dass bei Störungen alles möglichst schnell wieder ins Lot kommt. Aktuell sind 23 MVG-Mitarbeiter in der Betriebszentrale beschäftigt, die einen nicht zu unterschätzenden Nachteil hat: Die Zuständigen für Tram und Bus arbeiten räumlich getrennt von den U-Bahn-Kollegen. Das ist nicht ideal, wenn es etwa darum geht, beim Ausfall einer U-Bahn-Linie Ersatzbusse zu organisieren.

In dem Neubau sollen alle in einem großen Raum im Halbkreis zusammensitzen. Das spart Wege und könnte deshalb, so hofft Wortmann, auch die Fahrgastinformation deutlich verbessern. Denn eine Leitstelle ist vor allem dann wichtig, wenn irgendetwas nicht funktioniert. Wenn eine U-Bahn ausnahmsweise übers Gegengleis fahren muss, wenn ein Ersatzfahrzeug nötig wird oder ein Tramgleis zugeparkt ist. Direkt zugreifen können die Mitarbeiter nur auf Weichen und Signale im U-Bahnnetz. Bei Tram und Bus geht es vor allem darum, Ausnahmesituationen zu organisieren. Und die gehören im Nahverkehr zum Alltag. Zudem gehen in der Betriebszentrale die Notrufe und Videobilder aus den Stationen ein.

Mit dem fünfstöckigen, 21 Millionen Euro teuren Neubau komplettieren die Stadtwerke ihren "M-Campus" an der Emmy-Noether-Straße - bislang befand sich an dieser Stelle ein Parkplatz. Nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen wird die neue Betriebszentrale nicht ebenerdig, sondern im ersten Stock untergebracht. Eine solche Einrichtung muss speziell geschützt werden, die Stadtwerke haben eigens ein Gefährdungsgutachten in Auftrag gegeben.

Auch die Azubis sollen umziehen

Dabei geht es nicht nur ums Thema Terrorismus. So verfügt die Leitstelle über zwei separate Stromsysteme, falls die Energieversorgung Probleme macht. Und sollte die Computertechnik einmal nicht so funktionieren wie gewünscht, stehen die Kollegen von der IT in den Etagen direkt über dem Steuerungsraum bereit. Dort entstehen etwa 150 bis 200 Büroarbeitsplätze. Im Falle eines Totalausfalls der Betriebszentrale in der Moosacher Stadtwerke-Zentrale könnten die MVG-Mitarbeiter aber auch noch auf die Räume der alten U-Bahn-Leitstelle im Marienplatz-Untergeschoss zurückgreifen. Sie ist seit 2004 nicht mehr in Betrieb, wird als Rückfallebene aber voll funktionstüchtig gehalten.

Der Neubau ist 55 Meter lang und 33 Meter breit. Schon im Herbst 2019 sollen die ersten Mitarbeiter ihre neuen Büros beziehen, wie der für Immobilien zuständige Stadtwerke-Geschäftsführer Werner Albrecht berichtet. Die MVG-Betriebszentrale folgt sukzessive bis Ende 2020. Das Gelände bleibt aber noch einige Zeit länger eine Baustelle. In der kommenden Woche entscheidet die Chefetage der Stadtwerke über den Umzug des Ausbildungszentrums, das derzeit seinen Sitz an der Hans-Preißinger-Straße im Schatten des Heizkraftwerks Süd hat.

Auf dem Gelände nahe der Isar soll in einigen Jahren das Interimsquartier des Gasteigs entstehen. Die Stadtwerke überlegen nach Auskunft Albrechts aber schon seit vielen Jahren, ob die Auszubildenden nicht sinnvollerweise auf dem zentralen Stadtwerke-Areal in Moosach untergebracht werden. In Planung ist zudem ein Neubau für die Kfz-Werkstätte, die jetzt noch an der Heßstraße residiert. In den bisherigen Räumen der MVG-Betriebszentrale kommen eine Cafeteria und eine Erweiterung des Casinos unter.

Die Münchner U-Bahn soll nach Auskunft von MVG-Chef Wortmann auf absehbare Zeit auch ein neues Zugsicherungssystem bekommen. Bislang sind in den Tunnelröhren zwei Technologien installiert - ein herkömmliches mit ortsfesten Signalen sowie die sogenannte Linienzugbeeinflussung (LZB), die die wichtigsten Informationen über die Fahrtstrecke in den Führerstand überträgt. Normalerweise fahren die Züge im LZB-Betrieb: Der Fahrer übernimmt die Abfertigung an den Stationen und aktiviert per Knopfdruck die automatische Fahrt zur nächsten Haltestelle.

© SZ vom 05.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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