Moosach:Langsam und leise

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Gleiten statt rasen: Auf einem Teil der Feldmochinger Straße soll ein Tempolimit eingeführt werden. (Foto: Florian Peljak)

Nach langem Ringen gelingt es den Moosachern, Tempo 30 für die Feldmochinger Straße bei der Stadtverwaltung durchzusetzen. Türöffner war letztlich ein erforderlicher Lärmschutz auf der viel befahrenen Trasse

Von Anita Naujokat, Moosach

Die Stadt hat eine Wende bei der Feldmochinger Straße vollzogen. Nach längerem Hin und Her hat das Kreisverwaltungsreferat (KVR) die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Route zwischen der Dachauer Straße und der Triebstraße auf 30 Kilometer pro Stunde begrenzt. Das Tempolimit gilt dauerhaft und unbegrenzt in beiden Fahrtrichtungen. Das "Zauberwort" hierfür habe "Lärmschutz" gelautet, sagte der Bezirksausschussvorsitzende Wolfgang Kuhn (SPD) kürzlich in einer Sitzung nicht ohne Stolz. Denn damit habe sich die Hartnäckigkeit und das ständige Nachbohren der Lokalpolitiker gelohnt. Wenn auch nicht in aller Sinne, denn die CSU hatte eine durchgängige Geschwindigkeitsbegrenzung bisher stets abgelehnt und ihr zuletzt nur in Teilbereichen zugestimmt. Auch die MVG (Münchner Verkehrsgesellschaft) hatte sich wegen eventueller Zeitverluste auf der Buslinie 175 gegen Tempo 30 ausgesprochen.

Nicht nur das Kreisverwaltungsreferat, sondern auch das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) und das Planungsreferat sind tief in die Materie eingestiegen. Auf 13 Seiten erläutern die Behörden rechtliche Grundlagen, Beurteilungspegel, Berechnungsverfahren, Verkehrszahlen, Verkehrsströme, ziehen Urteile und Lärmschutzerlasse heran und haben Stellungnahmen der MVG und Polizei eingeholt.

So hatte das RGU 23 der der Straße am nächststehenden Gebäude untersucht, die im Allgemeinen und Reinen Wohngebiet liegen. Das Ergebnis: An vier von ihnen werden die Beurteilungspegel von 70 Dezibel tags und 60 nachts nach der Lärmschutz-Richtlinie für straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen überschritten, an den übrigen die Grenzwerte von 59 Dezibel bei Tag und 49 nachts der Bundes-Immissionsschutzverordnung. Bei Tempo 30 könnten diese im Schnitt um drei Dezibel gesenkt werden.

Knackpunkte sind auch die Kindertagesstätten an der Feldmochinger Straße 14 und 14 a, wo eine Regelung nach einer Einzelfallprüfung nur werktags und auf die Öffnungszeiten beschränkt möglich gewesen wäre, weniger wegen der Schüler zum Schulzentrum, für die gesicherte Übergänge vorhanden seien. Ebenso spielte die Schadstoffbelastung bei der Entscheidung eine Rolle. So habe die Regierung von Oberbayern ein Verzeichnis, in dem alle Straßen(abschnitte) im Gebiet der Landeshauptstadt veröffentlicht seien, bei denen der Grenzwert von Stickstoffdioxid überschritten werde. Die Feldmochinger Straße sei darin aufgeführt. Auch wenn Geschwindigkeitsreduzierungen nicht generell die Schadstoffbelastung senkten, könnten punktuelle Maßnahmen wie die Förderung des Verkehrsflusses lokal zur Verbesserung der Luftqualität beitragen, so das KVR.

Laut dem Planungsreferat verkehren auf der Feldmochinger Straße im Abschnitt zwischen der Max-Born-Straße und der Pelkovenstraße 9600 Fahrzeuge pro 24 Stunden, darunter zirka 500 große Lastwagen, südlich der Pelkoven- bis zur Dachauer Straße sind es noch 5300 Fahrzeuge mit einem Schwerverkehrsanteil von etwa 100. Allerdings stammen diese Verkehrserhebungen zum Teil noch aus den Jahren 2012 und 2013. Mit einem spürbaren Verlagerungseffekt in die Nebenstraßen rechnet das KVR mangels sinnvoller Ausweichrouten nicht. Ebenso hält es den Zeitverlust für die Busse, die in besagtem Bereich zwei Haltestellen in jeder Richtung anfahren, für marginal. Im Gegenteil sieht die Behörde bei einem durchgängigen Tempolimit mehr Sicherheit für die Passagiere, da die Fahrer weniger bremsen und beschleunigen müssten. Das Polizeipräsidium München hatte aufgrund der Verkehrssicherheit "keinen akuten Handlungsbedarf" geltend gemacht, hält ein Tempolimit wegen der besseren Reaktionszeit und geringerer Unfallfolgen aber auch nicht für falsch.

© SZ vom 08.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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