Moosach:"Ich gehe auch mit Tränen"

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Die Zeit schien ihr reif für den Abschied zu sein: Pfarrerin Sabine Nagel verlässt Moosach und wechselt nach Weilheim. (Foto: Robert Haas)

Die evangelische Pfarrerin Sabine Nagel verabschiedet sich von der Gemeinde der Heilig-Geist-Kirche

Von Elena Butz, Moosach

Sabine Nagel nennt viele Gründe, zu bleiben und nur einen, zu gehen. Obwohl die evangelische Pfarrerin, die acht Jahre lang für die Heilig-Geist-Kirche in Moosach zuständig war, sich selbst für den Wechsel entschieden hat, erzählt sie von gelungenen interreligiösen Gebeten am Brunnen am Moosacher Stachus, von einer bunt durchmischten Gemeinde und "fitten Ehrenamtlichen". Ihre Entscheidung, künftig bei der Apostelkirche im rund 50 Kilometer entfernten Weilheim zu arbeiten, hat sie aus einer persönlichen Überlegung heraus getroffen.

"Ich gehe auch mit Tränen", sagt Sabine Nagel über ihren Abschied von der Gemeinde Heilig Geist, der schon kommenden Dienstag, 25. September, ansteht. Die Gemeinde umfasst mit ihren drei Kirchen einen großen Teil des Münchner Nordens von der Lerchenauer Straße über den Olympiapark bis zur Allacher Straße im Westen. "Von daher, und das ist wunderschön, haben wir alles in unserer Kirchengemeinde", sagt Sabine Nagel. Die Gehobenen, die Akademiker und Familien gehören ihr zufolge genau so dazu wie Gebiete mit hohem Anteil an sozialem Wohnraum. "Kirche braucht alles", sagt sie, "und das befruchtet sich auch gegenseitig." Nicht nur die Kirche, sondern das Viertel an sich fasziniert sie. "Moosach ist ein ganz spezieller Stadtteil, der getragen wird von seiner Vereinsgemeinschaft", sagt Sabine Nagel. "Es gibt eine unglaublich schöne Vernetzung der verschiedenen Einrichtungen." Dadurch sei auch die Kirche ins gesellschaftliche Leben eingebunden. Besonders wichtig waren ihr die Friedensgebete am Brunnen mit Vertretern der katholischen und orthodoxen Kirche, des Judentums und des Islams. "Uns ist es gelungen, das Gemeinsame zu feiern und zu suchen, was dem Frieden dient", sagt sie. Mit ihren Pfarrer- und Jugendarbeitskollegen hat Sabine Nagel, findet sie, "ein tolles, starkes Team" gebildet, von den anderen Mitarbeitern schwärmt sie ebenfalls. "Wir haben ganz fitte Ehrenamtliche", sagt Sabine Nagel. Manche übernehmen gemeinsam sämtliche Mesnerdienste. "Nur so können wir unsere Immobilien halten."

Warum hat sie sich dann anderswo beworben? "Mein Alter", sagt die 54-Jährige, lacht, und wird dann ernst. "Man kann den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel verpassen. Und das kann grausam sein. Und das wollte ich vermeiden." Zwar sei der Zeitpunkt überraschend, weil die Heilig-Geist-Kirche im Oktober ihr 60-jähriges Bestehen feiert. "Aber es ist eine Kunst des Lebens, dann zu gehen, wenn's am schönsten ist." Bis zu ihrem Ruhestand, rechnet sie vor, hat sie noch 13 Jahre. Eine Zeit, in der sie an ihrer neuen Stelle in Weilheim noch Dinge entwickeln kann. "Ich muss mich auf Neues einstellen, meine Konzepte überarbeiten, das finde ich schon spannend." Um die Zukunft der Heilig-Geist-Gemeinde macht sie sich keine Sorgen. "Der Laden läuft, mit und ohne mich."

Der Abschiedsgottesdienst findet am Sonntag, 23. September, um 15 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche, Gubestraße 4, statt.

© SZ vom 22.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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