Moosach:Gespannt zuhören

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Kann nie genug vom Lesen kriegen: Vera Kahl stemmt die 2. Moosacher Literaturnacht. (Foto: Florian Peljak)

Vera Kahl lädt für Freitag zur Moosacher Literaturnacht mit 54 Lesungen

Von Anita Naujokat, Moosach

Es geht um Familien, zerbrechende, und solche mit Geheimnissen, um Mystik, Liebe, Mord und Totschlag, aber auch um Dichterstätten und München als Stadt der Frauen. Nach einem Jahr Pause veranstaltet Vera Kahl, Inhaberin der Buchhandlung "Blattgold", am Freitag, 17. Mai, die 2. Moosacher Literaturnacht. 18 Autorinnen und Autoren gastieren an 18 Orten mit 54 Lesungen. Sie lesen in Apotheken, beim Optiker, im Hotel, im Wirtshaus, in der Drogerie, im Schlössl, im Café, beim Makler, aber auch im Kaufhaus, in Läden, in der Stadtbibliothek, der Volkshochschule, in der Kirche, im Stadtteilladen - Schauplätze mit der ihnen jeweils innewohnenden Atmosphäre.

Für den Autor und Journalisten Bernhard Hampp ist Bayern sowieso ein Bücherland. Nicht nur Literaten wie Thomas Mann und Bertolt Brecht haben dort gelebt. Nürnberg und Augsburg zählten zu Hochburgen des Buchdrucks, und auch eines der frühesten poetischen Zeugnisse in deutscher Sprache soll im Freistaat entstanden sein. Daran teilhaben lässt Hampp seine Zuhörer in "Bayern erlesen!", für das er sich auf die Spuren von Schreibstuben, Büchermärkten und einem Schloss voller Kinderbücher begeben hat.

Ein Stück Frauengeschichte in München sichtbar machen die Historikerin Martha Schad und Claudia Mayr mit der Kamera. Sie stellen Frauen in Bronze und Stein vor, historische, mythologische, reale und abstrakte, schmückende an Denkmälern für große Männer - und erzählen die Geschichten dieser Frauen.

Olivier Ndjimbi-Tshiende berichtet in "Und wenn Gott schwarz wäre ... Mein Glaube ist bunt!" dagegen aus seiner eigenen Geschichte. Der Priester aus dem Kongo, der in Zorneding nach Kritik an der Gemeinde- und Flüchtlingspolitik Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen erlebte und daraufhin sein Amt niederlegte, lebt darin seinen Traum von einer Welt ohne Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Hass.

So wie die beschriebenen Autoren eröffnen auch die anderen Schriftsteller Neugierigen in dieser Nacht andere Welten bis hin zu Nischen. Su Turhan packt in einem neuen Fall für seinen Kommissar Pascha wieder die pure Mordslust, Stefanie Gregg lässt der "Duft nach Weiß" nicht los, in Tom Hillenbrands "Hologrammatica" kann man sich mittels digitaler Gehirne in andere Körper hochladen, in Marion Hübingers "Krieger der Lüfte" wird die Hauptfigur ebenfalls in eine fremde Welt katapultiert, Pfarrer Rainer Maria Schießler befasst sich in "Jessas, Maria und Josef" mit den Problemen realer Menschen.

Mit André Mumot knüpft Initiatorin Vera Kahl an den Ursprung der Literaturnacht an. Mumot hatte den Jugendroman "Wunder" von Raquel J. Palacio übersetzt - das Werk zur Premiere der Blattgold-Literatur-Reihe "Ein Buch für Moosach", um das sich ein ganzer Stadtteil drehte. In "Geisternächte" verpackt er Horror- und Thrillerelemente in einem Familienroman. Ein Heimspiel hat die in Moosach lebende Ingeborg Struckmeyer mit brandneuen Mordsgeschichten. Sie kommen so beiläufig daher, als wären die Protagonisten die eigenen Nachbarn. Ein verschwundener Bruder, Brüche und ein unheimliches Kindheitserlebnis lassen in Birgit Müller-Wielands "Flugschnee" die Studentin Lucy nicht mehr los. "Das Meer so nah" von Fiona Blum ist mehr als die Suche einer Frau nach einem Stück Vergangenheit, und Gerald Hubers "Bairische Wortkunde" bietet selbst Kennern noch überraschende Einblicke in die bairische Alltagssprache.

Stark kontrastiert der Plot im Oberbayern-Krimi "Chiemseefeuer" von Tanja Voit zu dem idyllisch gelegenen See, der Titel könnte aber auch für die Wortgefechte der Figuren stehen. Magie der anderen Art umgibt das Jugendbuch "Ewig wir" von Janet Clark, um eine sich selbst zerstörende Vorzeigefamilie geht es in "Der rote Swimmingpool" von Natalie Buchholz, und Harry Kämmerer zieht im Mangfall-Krimi eine "Dunkle Seite" auf. Vera Kahl selbst hat Sylvie Schenk und Heribert Leuchter zu Gast. Sie zeigt in "Eine gewöhnliche Familie" die Geheimnisse einer ganzen Familie auf, er spielt dazu Saxofon.

Die Literaturnacht dauert von 19 bis 21 Uhr, mancherorts von 20 bis 22 Uhr. Und wer jetzt nicht weiß, wo anfangen und aufhören: Das volle Programm mit allen Spielorten findet sich unter www.ein-buch-fuer-moosach.de.

© SZ vom 16.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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