Moosach:Eine Trambahn zum Sendlinger Tor

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Moosacher Bürgerversammlung stimmt für die Verlängerung der Linien 20 und 21, lehnt aber die Forderung ab, den Rangierbahnhof zu verlegen und dort Wohnungen zu errichten

Von Anita Naujokat, Moosach

Die Moosacher denken voraus: Viele in die Zukunft gerichtete Ideen zum Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, aber auch Visionäres für mehr Wohnungen bewegten die Antragsteller in der Bürgerversammlung am Donnerstagabend. 220 Besucher waren zu der knapp zweistündigen Veranstaltung in das Foyer der Grundschule am Amphionpark gekommen, zehn Bürger meldeten sich zu Wort, wovon einer gleich vier und ein anderer drei Anträge stellte.

Mit seinem Ansinnen, Münchens am stärksten frequentierte Straßenbahnlinien 20 und 21 bis zum Sendlinger Tor und damit zur U 3/U 6 zu verlängern, traf Thomas Kantke dieses Mal den Nerv der Versammelten. Vor vier Jahren hatte Kantke, der sich als Privatplaner auch schon mit einer Seilbahn zur Messe in die Verkehrsdiskussion eingebracht hat, denselben Antrag schon einmal in der Bürgerversammlung gestellt, aber keine Mehrheit gefunden. Dieses Mal war es anders.

Anfreunden konnten sich die meisten auch mit seiner Forderung, auf den Metrobuslinien 51 und 60 Doppelgelenkbusse statt der Buszüge einzusetzen. Letztere seien angeschafft worden, weil man dachte, in Zeiten mit weniger Fahrgästen die Anhänger abkoppeln zu können, sagte Kantke. Dies sei wegen des hohen Fahrgastaufkommens längst überholt: Mittlerweile würden die Anhänger ganztags und auch in den Ferien benötigt. Ein Doppelgelenkbus könne bei gleicher Länge zudem 20 Personen mehr befördern. Auch fühlten sich Fahrgäste, gerade Frauen, in den Anhängern eher unwohl, weil ihnen der direkte Kontakt zum Fahrer fehle.

Abgelehnt hat die Versammlung dagegen den Bau einer völlig neuen Straßenbahnlinie, die Moosach mit dem Frankfurter Ring, der Studentenstadt, dem Föhringer Ring und Johanneskirchen verbinden sollte. Auch die Verlängerung der Linie 21 vom Westfriedhof über die Allacher Straße bis zum Untermenzinger Friedhof fand zu wenig Verfechter.

Weitblickendes im Wohnungsbau schwebt einem anderen Mann vor: Er forderte, angesichts knapper Flächen in der Stadt mittelfristig den Rangierbahnhof zu verlegen, und die "tote Fläche" für den Bau von Wohnungen zu nutzen. Doch auf ihr dort gewachsenes Erholungsgebiet wollen die Moosacher offenbar keinesfalls verzichten: Sie lehnten den Antrag strikt ab.

Doch die Bürger plagen auch alltägliche Dinge. Eine Anwohnerin der Welzenbachstraße beschrieb die Parksituation als riesiges Problem. Mütter von Schulkindern blockierten ewig lang die Parkplätze, während die Anwohner auf der Suche nach einer Parkmöglichkeit stundenlang herumkreisen müssten. Abends würden Fahrer dort ihre Firmenautos abstellen und mit ihren ebenfalls dort stehenden Privat-Pkw davonfahren. Ein Mann bat, die sich ständig festfressende Drehscheibe des Brunnens am Moosacher Stachus künftig elektrisch zu betreiben, weil die Wasserpumpe nicht richtig funktioniere. "Sonst ist der Brunnen eine Farce", sagte er, sein Ansinnen erhielt aber keine Mehrheit. Zu prüfen hat die Stadt dagegen, ob auf der Dachauer Straße zwischen der Franz-Fihl-Straße bis Höhe Hugo-Troendle-Straße ein Zwei-Richtungs-Radweg möglich ist. Auch einer besseren Überwachung von Tempo 50 in der Untermenzinger Straße stimmten die Bürger zu.

Ein Mann forderte im Sinne von Transparenz und Demokratie die Protokolle der Bezirksausschuss-Sitzungen im Netz der Stadt zu veröffentlichen, sie nur auf die Website des Gremiums zu stellen, wie geplant, reiche ihm nicht. Der Bericht der BA-Vorsitzenden Johanna Salzhuber (SPD) dauerte 20 Minuten; Versammlungsleiter Alexander Reissl, Chef der Rathaus-SPD und selbst Moosacher, hatte die Stadtpolitik eine halbe Stunde lang umrissen.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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