Moosach:Ein Denkmal im Wartestand

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Warten auf eine bessere Zukunft: Im einstigen Spieglwirt in Moosach wurde Ende 2017 das letzte Bier ausgeschenkt. (Foto: Catherina Hess)

Vor gut einem Jahr wurde die 1898 eröffnete Gaststätte "Spieglwirt" geschlossen. Nun macht sich in Moosach die Sorge breit, das Haus im Stil einer Sölde im alten Ortskern könnte verfallen

Von Anita Naujokat, Moosach

Der "Spiegl", das war viele Jahre ein Begriff in Moosach - schon damals, als der Ort noch ein Dorf und kein Stadtteil Münchens war. Nun aber besteht Grund zur Sorge, der Zustand der ehemaligen Gaststätte an der Feldmochinger/Ecke Pelkovenstraße lässt sehr zu wünschen übrig. Im Bezirksausschuss Moosach berichtete die Denkmalschutzbeauftragte Inge Girard (SPD) von stundenlang offenstehenden Fenstern in dem leer stehenden Gebäude. "Es drängt sich der Eindruck auf, dass das Haus dem Verfall preisgegeben werden könnte, um es abreißen zu können", sagte Inge Girard. Mehrere Schreiben an die Lokalbaukommission und Denkmalschutzbehörde seien bisher unbeantwortet geblieben.

Zum Jahresende 2017 hatte die traditionsreiche Wirtschaft schließen müssen. Das denkmalgeschützte Gebäude im Stil einer Sölde steht im alten Ortskern Moosachs, dessen Ensemble-Schutz nach nahezu zehnjährigem Ringen erst kürzlich in der bayerischen Denkmalliste gesichert wurde. Eine nicht zuletzt für den Bezirksausschuss (BA) wichtige Entscheidung, der immer gewollt habe, dass die alten Strukturen noch ersichtlich seien, sagte der BA-Vorsitzende Wolfgang Kuhn (SPD).

Das Gebäude des Spieglwirts war 1849 von einem Ehepaar namens Kohlenberger erbaut worden, 27 Jahre später eröffnete dort Michael Hagenbucher ein Gasthaus, den "Karlwirt", schreibt der Historiker Volker D. Laturell von der Geschichtssammlung Laturell/Mooseder in seinem 2001 erschienenen Stadtteilbuch "Moosach". 1898 sei es dann von dem aus Moosach stammenden Franz X. Spiegl erworben worden, der Metzger in München war, und das Gasthaus in "Spieglwirt" taufte. Damals habe es auf der Südseite eine Kegelbahn gegeben, die 1971 der Verbreiterung der Pelkovenstraße habe weichen müssen. Auf der Liste der Baudenkmäler ist sogar davon die Rede, dass der Kern des einstigen Bauernhauses aus dem Jahr 1800 stammen könnte.

Laut Ingo Trömer, Sprecher des Planungsreferats, zu der auch die Lokalbaukommission gehört, hat sich am Sachstand nichts geändert. Seit März 2016 gebe es für den hinteren Teil des Anwesens einen Vorbescheid für den Abbruch von Lagergebäuden und zur Errichtung eines Mehrfamilienhauses mit sechs Wohneinheiten. Für den Bereich des Gasthauses selbst liege weiterhin nichts vor, so Trömer. Der Bezirksausschuss hätte in dem Baudenkmal gerne wieder eine Gaststätte, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege würde das ebenfalls begrüßen, sagte dessen Sprecherin Dorothee Ott. Aus denkmalfachlicher Sicht seien aber auch andere Nutzungen, etwa für Wohnzwecke, denkbar.

Wie die SZ in Erfahrung brachte, hat die Erbengemeinschaft, der das Haus gehört, bislang noch nicht entschieden, was aus dem Gebäude einmal werden soll. Allerdings äußerte man sich mehr als entsetzt über die Vorwürfe, es angeblich verfallen lassen zu wollen und wies derartige Anschuldigungen "als Anmaßung" zurück. Die Lokalpolitiker jedenfalls wollen den Zustand des Hauses im Auge behalten. Das Gremium beschloss, deswegen noch einmal bei den Behörden nachzuhaken.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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