Moosach:Das vergessene Dorf

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Die Landshuter Allee, eine der meistbefahrenen Strecken Deutschlands. Sie führt auch an der Olympia-Pressestadt (hinten links) vorbei. (Foto: Robert Haas)

Lärmschutz tut auch für Bewohner der Olympia-Pressestadt not - aber welche Maßnahmen empfehlen sich?

Von Anita Naujokat, Moosach

Wie lassen sich die etwa 2000 Bewohner der Olympia-Pressestadt am besten vor dem Verkehrslärm und den Abgasen von der Landshuter Allee, diesem stark befahrenen Abschnitt des Mittleren Rings, schützen? Die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Moosach meinte, mit lärmminderndem Asphalt, einer Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 50 und einer Einhausung der Landshuter Allee. Dies alles könnte über das Projekt "Soziale Stadt" finanziert werden, wenn dessen Umgriff für das Gebiet zur Stadtsanierung bis zur Landshuter Allee entlang der Pressestadt ausgeweitet würde. Doch mit ihrem Vorstoß stand die SPD allein auf weiter Flur. CSU, FDP und ÖDP wollten dem Antrag so nicht folgen.

Das Thema sei zwar wichtig und richtig, sagte CSU-Fraktionssprecher Florian Wies, aber der Hebel sei nicht richtig. Bei der "Sozialen Stadt" gehe es um die Entwicklung des Stadtbezirks und nicht um ein einzelnes Anliegen. Sinnvoller sei es, argumentierte Wies, den Lärmschutz für die Pressestadt unter Einbezug der betroffenen Bezirksausschüsse in das Verkehrskonzept für den Münchner Norden einfließen zu lassen. Die ÖDP sieht das ähnlich. Fraglich sei, inwieweit sich der Umgriff des Projekts "Soziale Stadt" noch erweitern lasse, sagte ÖDP-Sprecher Eberhard Ryba. "Dann lieber einen größeren Griff, wie ihn die CSU fordert." Axel Stoßno sagte, für ihn sei eine Einhausung neben dem Olympiapark als eventuellem Weltkulturerbe nicht gerade ideal. Und was Tempo 50 betreffe: Die Autos müssten ohnehin vor der Ampel herunterbremsen. Er halte nur Teilaspekte des SPD-Antrags für unterstützenswert.

Veronika Linden (SPD) hatte zuvor ausgeführt, dass die Anwohner Tag und Nacht dem Lärm der Landshuter Allee ausgesetzt seien. Bisherige Anträge auf Lärmschutz seien abgelehnt worden, und alle geplanten Maßnahmen - die Untertunnelung der Landshuter Allee, die Lärmschutzwand für die Borstei und die Lärmschutzwand an der Schule für Medienberufe - endeten vor der Olympia-Pressestadt. Auf große Würfe wie das Verkehrskonzept für den Münchner Norden zu warten, dauere wieder Jahre, sagte sie. In der Olympia-Pressestadt spreche man inzwischen schon vom "vergessenen Dorf", sagte sie. "Man muss auch zeigen, dass man für 2000 Menschen" etwas tut. Christine Rapp von der CSU wandte ein, sie wohne selbst seit 45 Jahren in der Pressestadt. Sie sei für eine lärmmindernde Asphaltierung, lehne aber eine Einhausung und Tempo 50 ab.

Da sich kein Konsens abzeichnete, zog die SPD ihren Antrag zurück, um noch einmal daran zu feilen.

© SZ vom 07.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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