Moosach:Bedrohtes Königreich

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Rutschen? Oder vielleicht lieber doch nicht? Im KiM können Kinder bis drei Jahre immer neue Spielgeräte ausprobieren. (Foto: Florian Peljak)

Der Indoor-Spielplatz "Kinder in München" braucht dringend finanzielle Unterstützung

Von Anna-Leandra Fischer, Moosach

Ein großer Kletterturm steht in der Mitte der 170-Quadratmeter-Halle. Da stehen Bobbycars, Bauklötze liegen herum. Und es gibt eine Tunnelröhre. Für Kinder bis zu drei Jahren ist der Indoor-Spielplatz "Kinder in München" (KiM) wohl ein Königreich. Wenn die Halle Ende März schließt, weiß Manfred Högg, Vorsitzender von Kennzeichen F, dem Trägerverein des Projekts, allerdings nicht, ob er den Spielplatz im Herbst wieder öffnen kann. Ihm fehlen freiwillige Helfer und die anfallenden Kosten sind kaum noch zu decken.

Im Winter, von Anfang November bis Ende März, wenn das Wetter draußen für das Toben im Grünen zu schlecht ist, hat der Spielplatz schon seit 2012 immer dienstags und donnerstags von 9.30 bis 12 Uhr und von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Dann tummeln sich dort - je nach Wetter - 30 bis 50 Eltern und Kleinkinder. An die Halle angrenzend befinden sich ein Wickelraum, ein Gemeinschaftsraum zum Essen mitgebrachter Speisen sowie eine Teeküche, in der Kaffee und Tee bereit stehen. Patricia Kuttenloher, Mutter einer zehnmonatigen Tochter, gefällt besonders der viele Platz und die immer neuen Spielsachen zum Entdecken. Sie kommt gerne immer wieder.

Wer die Halle besucht, kann, muss aber nicht - und das ist Högg wichtig - einen Beitrag von zwei Euro zahlen. Zu dem Angebot kämen auch viele Mütter aus einer nicht weit entfernten Flüchtlingsunterkunft, sagt Högg. Ein Eintritt benachteilige genau die Familien, die der Spielplatz eigentlich privilegieren wolle.

Für KiM sind das ganze Jahr über zwei Tage zur Nutzung der Halle blockiert. Sonst wird der Platz auch für kostenpflichtige Musik- und Sportangebote genutzt. Kaufmännisch sei es natürlich viel rentabler, noch mehr zahlende Kurse in die Halle zu lassen, so Manfred Högg. Er wolle aber lieber dieses Gratis-Angebot erhalten.

2015 hat KiM einen Antrag für die Bezuschussung laufender Kosten für Sozialarbeit beim Bezirksausschuss (BA) Moosach gestellt. Dieser wurde damals abgewiesen, weil dafür keine Zuständigkeit beim BA liegt. Als sich der Vorsitzende daraufhin vor zwei Jahren an das Sozialreferat gewandt hat, habe er nicht mal einen Termin bekommen. Jeden Winter hat der Verein Kennzeichen F mit 3600 Euro laufenden Kosten zu rechnen. Hinzu kommen Neuanschaffungen von Spielsachen. Durch Spendengelder kämen gerade einmal 3500 Euro zusammen. Bei weitem nicht genug, um das Angebot fortzuführen, sagt Högg. Er wünscht sich finanzielle Unterstützung und will erneut an das Sozialreferat herantreten. Aber auch Unterstützer vor Ort sind gefragt. Momentan helfen 14 Freiwillige im Wochen- und Monatstakt dabei, die Spielsachen am Morgen aufzubauen, am Abend wieder wegzuräumen und die Besucher während der Spielzeit zu betreuen. Und das unentgeltlich. "Da darf keiner krank werden", sagt Brigitte Schreiber, eine der freiwilligen Helferinnen. Die schönsten Momente seien, wenn die Eltern gehen wollen, aber die Kinder plärren "Wir wollen noch da bleiben!", erzählt Lydia Ott. Sie macht schon seit vier Jahren bei dem Projekt mit.

© SZ vom 13.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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