Moosach:Bauprojekt verursacht Verkehrschaos

Lesezeit: 3 min

Das Pilot-Vorhaben "Wohnen für alle" auf dem Parkplatz am Dantebad hat im Viertel gravierende Auswirkungen. Autos kurven in der sonst ruhigen Gegend durch die Straßen, für die Busse gibt es oft kein Durchkommen mehr

Von Anita Naujokat und Ulrike Steinbacher, Moosach

Der Parkplatz zwischen dem Sportplatz des Fußballvereins SC Amicitia und dem Dantebad an der Homerstraße ist zu. Gitter versperren ihn, auf dem Kopfsteinpflaster stehen überall Halteverbotsschilder. "Baustellenfahrzeuge frei" ist seit Montag an den Einfahrten zu lesen. Dort laufen nach Auskunft der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag bereits die Vorarbeiten für den geplanten Stelzenbau - genau dort, wo bis vor kurzem noch die Autos parkten. Es ist der Beginn des Pilotprojekts "Wohnen für alle", mit dem die Stadt schnell günstigen Wohnraum für finanzschwache Mieter und anerkannte Asylsuchende schaffen will. Das Sofortprogramm hatte der Stadtrat Mitte März beschlossen, in Kürze werden beim Dantebad schon die Bagger anrollen.

Wer kein Baustellenfahrzeug fährt, sondern nur einen Wagen, den er parken will, der muss jetzt sein Glück anderswo versuchen. Das aber ist ziemlich schwierig im Geviert von Postillon-, Homer-, Dietrich- und Walter-Flex-Straße - für die motorisierten Bewohner der beiden großen Häuserblocks genauso wie für die Besucher des Fußballvereins, des Dantebads und des Dantestadions.

Verschärft wird die Situation von zwei weiteren Komponenten: Anders als der gesperrte Parkplatz mit seinen 111 Plätzen gehören die Stellplätze am Straßenrand zur Kurzparkzone - vier Stunden darf man dort mit Parkscheibe stehenbleiben. Für Anwohner, die ihren Wagen über Nacht abstellen wollen, ist das ein Problem. Hinzu kommt, dass die Halteverbotszonen am Straßenrand in der Postillon- und Homerstraße ausgeweitet wurden, seit dort die Buslinien 164 und 165 verkehren. Beide enden normalerweise am Westfriedhof, müssen wegen der Sanierung des U-Bahn-Bauwerks aber die Verbindung zwischen den Tramlinien 20 und 21 sowie der U-Bahn herstellen. Sie fahren seit Mitte Mai in einer Art vergrößerter Wendeschleife durch die Baldurstraße, biegen rechts in die Dachauer und in die Postillonstraße ein und steuern am Dantebad vorbei zurück zum Westfriedhof. Damit die Fahrzeuge in den engen Straßen durchkommen, ist das Parken an Kurven und Einmündungen verboten. Allerdings hält sich so gut wie niemand an die Schilder. Die Folge: In dieser eher ruhigen Wohngegend kurven plötzlich viele Autos auf Parkplatzsuche herum, manchmal müssen die Fahrer rückwärts rangieren, um einen Bus durchzulassen.

"Die Parksituation ist bei uns Thema", sagt Gewofag-Sprecherin Sabine Sommer. Derzeit prüfe das Unternehmen gemeinsam mit der Stadt, welche Alternativen den Anwohnern angeboten werden könnten. So sollen die Stellplätze entlang der Dietrich- und der Walter-Flex-Straße als reine Anwohnerstellplätze ausgewiesen werden. Darüber hinaus klärt das Planungsreferat, ob während der Bauzeit Anliegern in unmittelbarer Nähe ein Ausweichparkplatz angeboten werden könne. Anfang Juni hatte die Gewofag in einer Wurfsendung die Anwohner der Homer-, Dietrich-, Walter-Flex-, Postillonstraße und zum Teil auch die der Dachauer Straße und der Baldurstraße auf die Sperrung des Parkplatzes und diese Möglichkeiten hingewiesen. Doch noch wird geprüft.

Rund zehn Millionen Euro investiert die Gewofag laut Sprecherin Sabine Sommer in das Grundstück und den Bau der 100 Wohnungen. Derzeit werde das Grundstück noch vermessen und ein Gutachten zur Beschaffenheit des Bodens angefertigt. Auf Kampfmittel sei das Areal bereits untersucht worden. Eine archäologische Begutachtung sei nicht nötig gewesen, da die Fläche nicht als potenzielles Bodendenkmal ausgewiesen sei. Stehen die Anschlüsse an Kanal, Fernwärme und Strom, beginnt der Rohbau. Die Fundamente für die Säulen und die Unterkonstruktion werden gesetzt, für sie werden eineinhalb Meter Boden ausgehoben. Etage für Etage werden dann die Obergeschosse eingesetzt. Die Außenwände bestehen aus Wandbauteilen in Holzrahmenkonstruktion, die als Einzelelemente angeliefert und eingehoben werden. Die Bäder hebt ein Kran als fertige Raummodule inklusive Fliesen und Sanitärkeramik geschossweise hoch. Treppenhäuser und Laubengänge werden in Massivbauweise aus Stahlbeton hergestellt. Diese dürfen nicht aus brennbarem Material bestehen. Schon im Herbst soll der Innenausbau beginnen. Generalunternehmer ist die auf Holz-Systembau spezialisierte Firma B & O aus Bad Aibling. Ein kleiner Trost für die von Parkplatzsuche geplagten Anwohner dürfte sein, dass der Zeitplan sehr überschaubar ist: Wenn alles nach Plan verläuft, soll der Komplex Ende des Jahres fertig sein. Dann sollen von den 111 Stellplätzen wieder 104 zur Verfügung stehen - unter dem Stelzenhaus.

© SZ vom 10.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: