Moosach:Ausbremsen ohne Ausnahme

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Wohngebiet soll komplett als Tempo-30-Zone ausgewiesen werden

Von Anita Naujokat, Moosach

Gegen die Stimmen von CSU, FDP, Freien Wählern und AfD will der Moosacher Bezirksausschuss (BA) flächendeckend ein gesamtes Wohngebiet als Tempo-30-Zone ausweisen lassen. Es erstreckt sich westlich der Dachauer Straße, nördlich der Bahnlinie zwischen dem Park am Hartmannshofer Bächl und der Saarlouiser Straße. Einbezogen sind dabei insbesondere die Gröbenzeller, Untermenzinger, Donauwörther und Lauinger Straße. Damit wolle man endlich einen Schlussstrich unter "einen Dauerbrenner" ziehen, das Quartier angesichts des Zuwachses konstruktiv fortentwickeln und den Wünschen vieler betroffener Anwohner nachkommen, sagte Riad El Sabbagh, der zusammen mit Hanna Kammermaier für die SPD-Fraktion spricht.

Die Idee ist nicht neu: Schon vor fast 30 Jahren habe der Bezirksausschuss dort großflächig ein Tempolimit einrichten wollen, habe aber mit Rücksicht auf die Betriebsverkehre von und zu Meiller die Gröbenzeller und Untermenzinger Straße ausgenommen, heißt es im aktuellen SPD-Antrag. Damals sei die Ein- und Abfahrt vom und zum Firmengelände über den Memminger Platz erfolgt. Mittlerweile sind diese auf die Allacher Straße verlegt, sodass sie kein Hindernis mehr darstellten. Damit Autofahrer nicht in die Lauinger oder Donauwörther Straße ausweichen, solle auch dort die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer begrenzt werden.

Als zusätzliches Argument sieht die SPD die neu entstandenen 650 Wohnungen auf dem Meiller-Gelände mit Kindertagesstätten an der Untermenzinger Straße und einem allgemein zugänglichen Park, nachdem das Unternehmen seine Produktionsstätten im südlichen Teil des Areals konzentriert hat. Deshalb sei auch mit Querungen vieler Fußgänger zu rechnen. Letztlich befürchtet die SPD, dass nach dem Umbau der Eisenbahnüberführung an der Dachauer Straße noch mehr Verkehr und Lärm auf das Stadtviertel zukomme, weswegen ein Ausgleich anzustreben sei. Wobei die Dachauer Straße nicht in die Tempo-30-Zone einbezogen werden solle, wie El Sabbagh mehrmals betonte. Die CSU wiederum plädierte dafür, die Gröbenzeller und Untermenzinger Straße aus der Zone herauszuhalten. Anders könne sie dem Antrag nicht nähertreten, sagte CSU-Sprecher Florian Wies. Es wäre doch kontraproduktiv bei der langen Sperrung der Tunneldurchfahrt und dem dafür noch ausstehenden Verkehrskonzept für die Umleitungen, noch vorher in der Nähe eine Tempo-30-Zone festzuzimmern. Beide Straßenzüge seien Hauptverbindungen, zudem Route für den Expressbus X80, der bei Tempo 30 zum Bummelbus mutiere.

Jörg Breyer (Freie Wähler) sagte, Tempo 30 sei in bestimmten Wohngebieten zu begrüßen, aber nicht flächendeckend. Statt immer mehr Verbote und Einschränkungen einzuführen, sollte man lieber die Radfahrer besser unterstützen und attraktive Alternativen anbieten, das Auto stehen zu lassen.

Armin Ziegler (SPD), Vorsitzender des Unterausschusses Bau, Umwelt, Klima und Wirtschaft, wies darauf hin, dass ja gerade der Umbau der Eisenbahnröhre dafür spreche, in der Gröbenzeller und Untermenzinger Straße Tempo 30 einzuführen, damit diese während der langen Bauzeit nicht zur Ausweichroute würden. Und an Breyer gewandt: "Wenn wir das Limit auf 30 reduzieren, ist das doch eine natürliche Attraktivität für Radfahrer." Es sei aber ein Verbot, konterte dieser. Für marginal hält die SPD den Zeitverlust für den Expressbus: Der liege im Sekundenbereich, sagte El Sabbagh. Grüne, SPD und ÖDP brachten den Antrag schließlich mehrheitlich auf den Weg.

© SZ vom 23.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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