Moosach:Alles dreht sich um "Wunder"

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Jugendroman im Mittelpunkt eines Stadtteilprojekts

Von Anita Naujokat, Moosach

"Die Idee stammt aus Amerika", sagt Vera Kahl. Man nehme ein Buch zu einem bestimmten Thema und stelle es in den Mittelpunkt einer ganzen Reihe vielfältiger Veranstaltungen in Städten, Gemeinden, Quartieren oder wie jetzt - in einem Münchner Stadtbezirk. "Eine bestechende Idee", fand die Inhaberin der Buchhandlung "blattgold literatur". Angeregt von ähnlichen Projekten in Regensburg und in Augsburg haben sie und ihr Partner Georg Mang das Projekt nun für Moosach initiiert - und schon das halbe Stadtviertel dafür gewonnen.

Der Jugendroman "Wunder" der New Yorker Autorin Raquel J. Palacio wird vom 18. September bis 16. November Stoff von Lesungen, Predigten, Ethikunterricht, Theaterstücken, Schreibwerkstatt, Vorträgen und einer Party sein und er wird Moosach nicht zuletzt einen neuen Baum bescheren. Kirchen, Schulen, die Stadtbibliothek, der Kulturverein, der Gesamtverein, Unternehmen, das Kultur- und Bürgerhaus Pelkovenschlössl, die Freizeitstätte "Mooskito", die Volkshochschule und Initiativen wie die Diakonie, die Nachbarschaftshilfe und die Laienbühne Moosacher Brettl sind bislang beteiligt. Unterstützt wird das Projekt unter anderem vom Bezirksausschuss und den Verlagen Carl Hanser und dtv. Neben der Mittelschule an der Leipziger Straße und dem Moosacher Gymnasium machen über die Grenzen des Stadtbezirks hinaus das Louise-Schroeder-Gymnasium in Untermenzing und die Ernst-Barlach-Schule in Schwabing mit. Auch das Inklusionsensemble der Freien Bühne München wird spielen.

Um Teilhabe, Toleranz, Respekt und das Miteinander geht es auch in "Wunder". Der von Geburt an schwer im Gesicht entstellte August muss als Zehnjähriger erstmals in eine öffentliche Schule und erlebt dort das erste Mal außerhalb der eigenen vier Wände das reale Leben mit all seinen Grausamkeiten, aber auch den schönen Dingen. Ein schweres Thema, das in dem preisgekrönten Werk so leicht daherkomme, schwärmte Julia Schönfeld-Knor bei der Auftaktveranstaltung in Harry's Home Hotel. Sie hatte als Kultur-Stadträtin der SPD die Schirmherrschaft übernommen. Es sei eines ihrer Lieblingsbücher.

Vera Kahl war es bei der Auswahl des Buchs auch sehr wichtig gewesen, dass es eine breite Leserschaft quer durch alle Schichten und Generationen ansprechen könne. "Man kann es mit zehn Jahren lesen, nach oben gibt es keine Altersgrenze." Und es verbinde: "Ich stelle mir vor, wie die Oma es ihrem Enkelkind vorliest und mit ihm darüber spricht." Georg Mangs Vision: Dass jeder in Moosach "mit dem Wunder" konfrontiert werde und an der Brücke über dem Mittleren Ring, hinter dem Moosach beginnt, nicht Werbung, sondern "Ein Buch für Moosach" prange.

Beide Initiatoren haben noch viele Ideen für das Projekt, deren Realisierung letztlich aber auch von der Finanzlage abhängen wird. Bis 15. August gibt es noch die Möglichkeit, sich mit Ideen zu beteiligen oder Hilfe zur Umsetzung anzubieten. Dann wird das Programm "Ein Buch für Moosach" geschlossen.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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