Modelabel "unitedskateboardartists":Kreativ im Kollektiv

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Es zählt der Spaß an der Arbeit und nicht das Geschäft mit den Millionen: Ein Besuch bei dem Münchner Label unitedskateboardartists.

Ana Maria Michel

Die Treppe hoch, durch einen dunklen Flur. Dann steht man im Hauptquartier. Neben dem Eingang stehen alte Klappfahrräder, gegenüber hat ein gemütliches Sofa seinen Platz. Und an der Wand hängen schmale, kurze Kunststoff-Boards aus den siebziger Jahren neben bunt bedruckten Brettern aus Holz.

Der Ort in der Hansastraße 31 ist kein Szene-Treff für Skater, sondern ein Firmensitz. Die Zentrale der Münchner Skateboard-Labels unitedskateboardartists, das T-Shirts für die Skater-Szene bedruckt und fast 20 Läden sowie diverse Internet-Shops beliefert. "Wir sind keine professionellen Geschäftsmänner", sagt Krishy, der eigentlich Kristijan Mirkovic heißt und einen schwarzen Kapuzen-Pulli und eine Kappe trägt. Aber sie wissen ganz klar, wohin sie wollen.

In der großen, hellen Werkstatt im hintersten Raum der Firma nimmt ein vierarmiges Gerät ein Viertel des Zimmers ein. Auf diesem Karussell werden die T-Shirts eingespannt und nach dem Siebdruck-Verfahren per Handarbeit bedruckt. Die Farbe wird mit einem Rakel - einem Schaber aus Gummi - durch das Sieb auf den Stoff aufgetragen. Das Drucken haben sich Krishy, Philippe Phan und Matthias Wiegele, die nur Phil und Matt genannt werden, nach dem dem "Do-It-Yourself-Prinzip" beigebracht.

Auch das Managen einer Firma hat keiner der drei gelernt: Phil ist Fotograf und übernimmt die Gestaltung des Katalogs der unitedskateboardartists. Matt arbeitet nebenher als Grafiker in einer Werbeagentur. Auch in seinem Skateboard-Label macht er Grafiken und arbeitet mit den Künstlern aus der Skater-Szene zusammen, von denen die Motive für die T-Shirts, Kapuzen-Pullis oder Stofftaschen kommen. Krishy gefällt das Motiv eines spanischen Künstlers besonders gut, der mit dynamischen Strichen in Neon-Farben einen Skateboarder in Aktion gezeichnet hat.

Krishy arbeitet als einziger hauptberuflich bei dem Skateboarder-Label und ist der Mann für die Buchhaltung und die Finanzen. Mit der Wirtschaftskrise habe das Label wenig Probleme, erzählt Krishy: "Wir sind es gewohnt, zu improvisieren", sagt er und lacht. Der Skateboarder-Geist hat da geholfen, denn sowohl beim Skaten als auch bei der Leitung einer Firma ist jede Menge Durchhaltevermögen gefragt, das Risiko fährt immer mit.

Ende der neunziger Jahre trennte sich die Clique von Phil und Matt, weil die Freunde ins Ausland gingen. Zur Erinnerung wurden für alle T-Shirts gedruckt. Krishy, der damals noch nicht dabei war, lernte Phil und Matt später beim Skaten kennen und bedruckte mit Phil in einem Keller die ersten T-Shirts - ohne professionelle Ausrüstung. 2003 gründeten Krishy, Phil und Matt dann das Skateboarder-Label.

"Ich habe nach dem Abi angefangen, Musikwissenschaft zu studieren, aber gleich gemerkt, dass es nicht das Richtige war." Deshalb arbeitete Krishy in einem Skateshop in Schwabing, wo er zum Spaß die selbstbedruckten T-Shirts ausstellte. Ihre Werke kamen gut an und von dem eingenommenen Geld kauften sie neue Shirts, die sie bedrucken konnten.

Ihre Firma war bis zum Sommer 2009 im Glockennbachviertel und damals konnte Krishy mit dem Board zur Arbeit skaten. Das geht heute nicht mehr, aber jetzt hat Krishy den neu gebauten Skatepark Streetplaza im Feierwerk direkt vor der Tür, denn die unitedskateboardartists sind Nachbar des Feierwerks, das sie als kreatives Kollektiv begriffen und die drei Skater in die Planung des neuen Skateparks mit einbezogen hat.

Kreativität spielt in der Skateboard-Szene, die neben Brettakrobaten auch Künstler und Bands vereint, eine große Rolle. Im Moment ist im Farbenladen des Feierwerks eine Ausstellung zu sehen, die ebenfalls von den unitedskateboardartists organisiert wurde. Damit wollen sie für die Künstler, die die Motive für die Shirts erstellen, einen Ort schaffen, wo sie ihre Arbeitenzeigen können.

"Das Schöne war, dass alle unsere Idee gut fanden und mitmachen wollten", sagt Krishy, der genau überlegt, welche Worte er wählen muss, um das Lebensgefühl zu beschreiben, dass hinter dem Label steht. "Natürlich produzieren und verkaufen wir Produkte", sagt er, "aber gleichzeitig übernehmen wir die Rolle eines gemeinnützigen Vereins."

Die unitedskateboardartists engagieren sich aus eigener Motivation für die Skateboard-Szene: Sie fördern junge Skateboarder-Talente, indem sie ihnen Geld und die nötige Ausrüstung zur Verfügung stellen, um ihnen die Teilnahme an Skateboard-Wettbewerben zu ermöglichen. "Daran hätten wir nicht gedacht, als wir damals ein paar Shirts gedruckt haben", sagt Krishy und lacht.

Er, Matt und Phil sind zwar die Gründer des Labels, aber sie wollen im Hintergrund bleiben, weil der Name unitedskateboardartists mehr bedeutet als drei Gesichter - er steht stellvertretend für das kreative Potenzial der Skateboarder-Szene.

Krishy, Phil und Matt sind Street-Skater: "Das Skateboard-Fahren erfordert viel Kreativität. Als wir jung waren, gab es in der Stadt keine Plätze für uns. Wir mussten die Architektur der Stadt nach Möglichkeiten abscannen, um geeignete Plätze zum Skaten zu finden."

Das Feierwerk bietet heute mit der Streetplaza einen Ort für Street-Skater - früher gab es solche extra für Skateboarder angelegten Plätze noch nicht und das Skaten erforderte Mut, weil es an vielen Orten nicht gerne gesehen oder sogar verboten war.

Die unitedskateboardartists bedrucken keine T-Shirts, um Millionäre zu werden - sie wollen das Skateboarden vor den "bösen Kräften" des Mainstreams schützen. Obwohl Krishy, Phil und Matt mit dem Bedrucken von Shirts erfolgreich sind, würden sie die Gelegenheit, gemeinsam mit Leuten aus der Sktaeboarder-Szene kreativ und unabhängig vom großen Geldmarkt zu arbeiten, nicht aufgeben wollen.

Krishys größter Wunsch ist es, alle Künstler und Bands, die den Geist der unitedskateboardartists ausmachen, unter einem Dach zu vereinen. "Wir wollen die Leute aus ihren ganzen Neben- und Gelegenheitsjobs 'freikaufen', damit sie mit uns kreativ arbeiten können", sagt er.

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