Mitten in Schwabing:Eingeschränkt empfangsbereit

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In diesen Tagen soll möglichst alles online erfolgen. Blöd nur, wenn man ein neues Handy nicht nur virtuell, sondern in echtem Plastik benötigt

Kolumne von Nicole Graner

Es machte "pling". Und alles war dunkel. Das Display des Handys hatte beschlossen, fortan nur noch dann anzugehen, wenn man säuselnd auf es einredete, mit Geduld den An- und Ausschalter betätigte und hoffte, es werde ein Flimmern geben. Das einzige, was funktionierte, war das Handy ständig an der Steckdose zu belassen, also quasi als Festnetztelefon. Passt aber schlecht, wenn man mal unterwegs sein muss, aber ständig erreichbar sein sollte.

Also flugs zum Laden eines bekannten Mobilfunk-Betreibers. Den Vertrag mitgenommen. Und dann die Überraschung: "Mhmm", sagt der smarte, junge Mann mit zurückgegeltem Haar, ein neues Handy sei nicht möglich, man habe ja via Telefon 2019 erklärt, dass das Handy gut funktioniere und einen neuen Vertrag abgeschlossen. Aha. Ja, stimmt, da war mal was. Der Herr sagte am Telefon, dass man den Vertrag anpassen müsse, aber nicht, dass damit die Chance auf ein neues Handy verwirkt sei. Nach viel Gerede, Diskussion und Kopfschütteln ist es dann doch möglich, ein neues Handy zu bestellen. Es soll in den Shop an der Leopoldstraße geschickt werden. In drei Tagen.

Es folgen Mails, die nachweisen, dass das Handy auf dem Weg ist und dann tatsächlich auch im Shop gelandet ist. Doch die Zeiten ändern sich schnell in diesen Tagen. Der Shop ist längst geschlossen. Das Handy aber da drin. Ein Herankommen also unmöglich. Telefonisch niemand erreichbar - erst zwei Tage später. Der Herr am anderen Ende der Strippe ist freundlich. Er verspricht zu helfen. Jemand werde mich am gleichen Tag anrufen. Nichts passiert. Hallo?

In der Zwischenzeit hat der Anbieter übrigens eine weitere Mail verschickt: Der Auftrag sei storniert worden, denn man habe ja sein Handy im Geschäft nicht abgeholt. Wie bitte? Ein weiterer Anruf beim netten Herren. Ach, das Handy ist inzwischen nach Hause geschickt worden. Nach einer Woche! Hurra! Und endlich wieder auf Empfang!

© SZ vom 03.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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