Mitten in der Altstadt:Spritzige Ideen

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In der Fußgängerzone sind weder Sprühmasten noch Sprühbügel erwünscht - dem kühlen Nass könnte man bei Wind nicht ausweichen

Kolumne von Berthold Neff

Es gibt in diesem Sommer, der sich nun offenbar anschickt, noch einmal zur Höchstform aufzulaufen, kaum Grund zur Klage. Gut, er liegt temperaturmäßig noch etwas hinter dem des Vorjahres zurück, aber wer weiß, vielleicht kann er, im Spät- und Altweibersommer, das noch aufholen. Die CSU im Münchner Rathaus jedenfalls weiß, dass sich die Stadt angesichts der Klimakatastrophe wappnen muss, damit ihre Bewohner in der Hitze der Zukunft einen kühlen Kopf bewahren.

Was CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer dazu auf den Weg gebracht hat, ist nur ein erster Schritt, wobei das Wort "Schritt" bei diesem Minister unangebracht ist. Bei ihm wird nicht gegangen, sondern gefahren, geflogen und gedüst, was zwar das Klima weiter schädigt, aber die Industrie am Laufen hält. Auch Scheuers heldenhafter Einsatz für die E-Scooter, denen er sogar das Recht einräumen will, die Busspuren zu verstopfen, muss als vorbildhaft gelten. Was gibt es Schöneres, als die von Alkohol und Sonne erhitzte Birne vom wohltemperierten Fahrtwind kühlen zu lassen? Sollte man dabei von der Polizei erwischt werden, ist die Abkühlung nicht perdu, denn wenn einem eröffnet wird, dass wegen absoluter Fahruntüchtigkeit eine Geld- oder sogar eine Freiheitsstrafe droht, gerät man selbst bei 40 Grad Celsius ins Zittern.

Die Rathaus-CSU wiederum setzt, um das Wohlbefinden bei Hitze zu sichern, auf Sprühkühlungen. "Viele Städte haben dieses smarte Feature bereits", blickt die CSU-Stadträtin Ulrike Grimm neidisch auf andere Metropolen. Smarte Masten vernebelten dort auf Knopfdruck Wasser, und man setze auf U-förmige Bügel, die durch Lichtschranken ausgelöst beim Durchgehen sprühen.

Angesichts all dieser spritzigen Ideen muss sich die CSU jetzt, da die Antwort des Baureferats vorliegt, wie ein begossener Pudel vorkommen. Kommt nicht in die Tüte, sagen die Experten. In der Fußgängerzone sei dafür einfach zu viel los. Schon bei geringsten Windverwehungen hätten die Passanten keine Chance mehr, "einem Sprühnebel auszuweichen, wenn eine Befeuchtung nicht gewünscht wird".

Bleibt also nur die traditionelle Münchner Lösung: Maßgeschneiderte Kühlung von innen durch die Mass im Biergarten.

© SZ vom 27.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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