Milbertshofen:Verweile, Augenblick

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Gehen, stehen bleiben, gehen und nachdenken: Die Farbspirale auf dem Boden der Dachterrasse lädt zum Meditieren ein. (Foto: Kulturhaus Milbertshofen)

Ort der Stille: der neue Kunstgarten im Kulturhaus

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Es weht ein laues Lüftchen, das Schilf raschelt, die Zweige des japanischen Kuchenbaums, der im Winter ein wenig nach Spekulatius duften soll, wiegen sich im Wind. Die Glocken der Dankeskirche erklingen. Friedlich ist es, und mitten im Lauten recht still. Fast ein wenig dörflich. Auf dem Boden eine nach den Jahreszeiten farblich gestaltete Meditationsspirale, künstlerisch gestaltete Stein-Stelen zieren die Terrasse. Und große Blumentröge mit Kräutern. Ein bisschen an Minze knabbern - das erfrischt. "Verweile Augenblick, du bist so schön" möchte man sagen, sich niederlassen auf der orangen Bank. Verweilen, träumen, die Augen schließen. Die berühmten Worte Fausts stehen nirgendwo. Dafür: da sein, erleben, loslassen. Auf dem hässlichen Lüftungsschacht. Kalligrafisch. Grün.

Orte, die entschleunigen, die Raum geben zum Loslassen, kann es nicht genug geben. Und so wurde aus der nur selten genutzten Dachterrasse im Kulturhaus Milbertshofen ein schön gestalteter Kunstgarten. Die Idee, sagt Geschäftsführerin Diana Koch, habe sie schon lange mit sich herum getragen. Immer mehr habe sie für einen bepflanzten Kunstgarten begeistern können. Die Gartenbauer der Stadt München haben das Begrünungskonzept unterstützt, Experten von Green City beraten, welche Pflanzen gut passen würden. So kam auch die Idee auf, viele Kräuter anzupflanzen. Viele Besucher - ob Kurzpausierer, Lesende oder Dösende - sagt Koch, zupfen den Salbei und reiben ihn in den Händen. Und wieder andere spielen am großen Holztisch Mühle. Und dann sind da die Kunstwerke der Projektgruppe "Oase" vom Künstlernetzwerk Milbertshofen, die im Hof des Kulturhauses entstanden sind. In vielen Stunden, in Gemeinschaftsarbeit. Arbeiten von Ludwig Brandl, Gabriele Demmel, Neeltje Dijkshoorn, Erika Lohr, Paula Stolz, Sylvia Waldmann, Helga Ziegler und Annette Ziller. Und zwei kleine Lämmer aus Holz stehen an der Glaswand der Terrasse, die Transparenz verschafft und einen Durchblick auf den Curt-Mezger-Platz. Sie blicken in die Ferne. Vielleicht auf ihre alte Heimat, den Olympiaberg. Dort standen sie mit ihrer Herde als ein Projekt des Künstlers Walter Kuhn. "Ich wollte einfach so gerne zwei davon haben", sagt Koch. Eine neue Insel, so könnte man den Kunstgarten des Kulturhauses auch nennen. Eine Insel zum Luftholen im Zeitenlauf.

Der Kunstgarten im Kulturhaus Milbertshofen, Curt-Mezger-Platz 1, ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 20 Uhr geöffnet.

© SZ vom 31.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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