Milbertshofen:Tante Ju und Bruder Zeppelin

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Bürger im Münchner Norden klagen über zunehmenden Fluglärm - andere halten das für stark übertrieben

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Ein Gefühl ist ein Gefühl und natürlich niemals objektiv. Und so kann es gut sein, dass so mancher Milbertshofener oder auch Schwabinger in den vergangenen Monaten auch nur das Gefühl hatte, dass Flugzeuge und Hubschrauber öfter und vor allem auch niedriger über die Stadtteile fliegen. Die SPD im Bezirksausschuss (BA) Milbertshofen-Am Hart jedenfalls nimmt, wie sie sagt, viele Anfragen von Bürgern ernst, die sich über den zunehmenden Fluglärm im Münchner Norden beschweren. Auch in der jüngsten Bürgerversammlung klagte ein Anwohner darüber.

Nun will der BA vom Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) sowie von der Deutschen Flugsicherung (DFS) wissen, ob das stimmt. "Der Fluglärm hat gefühltermaßen erheblich zugenommen", sagt Henrik Vej-Nielsen von der SPD. Die "Tante Ju" flöge bei schönem Wetter immer öfter, auch der Zeppelin sei immer mehr im Olympiapark zu hören. Dazu kämen die Hubschrauber, die über Milbertshofen in Richtung Stadt fliegen. Man wolle doch wissen, sagt Vej-Nielsen, ob dieser Eindruck stimme oder trüge. Mehrmals stand das Thema Fluglärm schon auf der Tagesordnung im Bezirksausschuss. Und immer wieder seien die Antworten klar ausgefallen. Ein Grund für Erich Tomsche (CSU), die Argumente im Antrag der SPD als "schlichtweg falsch" abzuurteilen. Die Flugbewegungen seien nicht anders als vorher. Auf drei Gründe, die das Fluggeschehen beeinflussen, habe das Referat auf Anfrage immer wieder hingewiesen: das Wetter, den Wind und den Flugbetrieb. Diese drei Dinge könne man nun mal nicht beeinflussen. Außerdem: Der Zeppelin flöge zu zwei Zeiten im Jahr, besonders zum Oktoberfest. "Wenn Sie dieser Lärm stört, Herr Vej-Nielsen, dann sollten sie unbedingt aufs Land ziehen", empfahl Tomsche. Und die Hubschrauberflüge nachts seien Einsätze direkt zu den umliegenden Krankenhäusern. "Tante Ju" und der Zeppelin flögen außerdem in einer Höhe, für die die Flugsicherung nicht zuständig sei.

Warum das Thema Fluglärm erneut auf der Tagesordnung stehe? Auch Claus Wunderlich von der FDP zeigte sich erstaunt. "Es hat sich nichts geändert", erklärte er. Ein Schaufensterantrag sei das. Vor allem ein subjektiver. Und wen der Zeppelin störe, der dürfe dann auch nicht in den Garten gehen, denn da summten die Bienen und Hummeln genauso laut wie der Zeppelin.

Bürgeranfragen und -hinweise hätten den Ausschlag gegeben, diese Thematik noch einmal aufzugreifen, erklärte SPD-Fraktionssprecherin Susanne Schneider-Geyer. Außerdem möchte man ja nur wissen, ob das subjektive Gefühl richtig sei. Eine Anfrage müsse daher schon erlaubt sein. Ziel sei auch, so Mathias Kowoll (SPD), rechtzeitig über neue Flugrouten Bescheid zu wissen. Dann könne man sehr wohl noch etwas dagegen unternehmen, wie die auf Protest der Bürger verschwenkten Routen beim Erdinger Flughafen vor vielen Jahren zeigten. Subjektiv oder nicht - das Gremium entschied sich dafür, RGU und DFS um Antwort auf die Fragen der SPD zu bitten.

© SZ vom 28.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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