Milbertshofen:Komplizierter Verkehrsknoten

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Höchste Vorsicht ist geboten: Nach dem tödlichen Unfall einer Neunjährigen soll die Kreuzung von Moosacher und Schleißheimer Straße umgestaltet werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Entsetzen war groß, als auf der Kreuzung von Schleißheimer und Moosacher Straße ein neunjähriges Mädchen auf seinem Fahrrad von einem Lkw überrollt und getötet wurde. Jetzt soll der neuralgische Punkt übersichtlicher und sicherer gestaltet werden

Von Jerzy Sobotta, Milbertshofen

Mehr als ein halbes Jahr ist vergangen, seit ein neunjähriges Mädchen auf dem Weg zur Schule beim Überqueren der Ampel an der Ecke Schleißheimer und Moosacher Straße sein Leben verlor. Bei Grün fuhr die Schülerin mit ihrem Kinderfahrrad auf die Moosacher Straße, wo sie von einem schweren Schrottlaster erfasst und überrollt wurde. Der tragische Tod hat auch Behörden und Politiker aufgeschreckt, die seither versuchen, die Kreuzung sicherer zu machen. Eine große Herausforderung, denn auf den beiden vielbefahrenen Straßen sind nicht nur Autos unterwegs, sondern auch viele Lkw die die Industriestandorte im Viertel anfahren. An der Kreuzung staut sich der Verkehr auch deshalb häufig, weil Linienbusse einen Rückstau erzeugen und Rechtsabbieger erst dann abbiegen, wenn die Fußgänger schon längst Grün haben. Die müssen sich nicht selten zwischen den haltenden Autos hindurchschlängeln.

Nach dem Unfall reagierten Lokalpolitiker und das Kreisverwaltungsreferat und haben eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, die den Verkehr an der gefährlichen Stelle sicherer machen sollen. Bereits wenige Wochen nach dem Unfall wurden die Radwege an der Kreuzung rot eingefärbt. Auch die Ampelschaltung wurde verändert: Nachdem das Grünsignal für Rechtsabbieger erlischt, springt die Ampel für Fußgänger erst nach zehn Sekunden auf Grün. Zuvor waren es noch acht Sekunden gewesen. Auch die Mittelinsel auf der nördlichen Seite der Schleißheimer Straße wurde verkleinert, damit die Fahrzeuge mehr Platz zum Abbiegen und eine bessere Sicht auf die Straße haben. Die entsprechenden Markierungen werden abgeändert, sobald die Baustelle an der Gashochdruckleitung verschwunden ist. Das geht aus einer Mitteilung des Kreisverwaltungsreferenten an Stadträte hervor, die sich nach dem Unfall über die Sicherheitslage an der Kreuzung erkundigt hatten.

Lkw dürfen seit August zudem nur die linke der beiden Rechtsabbiegerspuren benutzen, damit sie beim Abbiegen eine bessere Übersicht haben. Immer noch strittig ist eine Verlegung der Bushaltestelle auf der nördlichen Seite der Moosacher Straße. Anfangs befand sich diese auf der Westseite direkt hinter der Kreuzung. Im August wurde sie probeweise 40 Meter weiter nach Westen versetzt, was den Verkehr ein wenig entspannte. Weil sich beim Halten zweier Busse der Verkehr aber weiterhin staute, wurde die Haltestelle noch weiter nach Westen verlegt. Damit nun die Fußgänger die Moosacher Straße trotzdem nur an der Ampel überqueren, wurde zudem ein Zaun auf dem Mittelstreifen der Moosacher Straße errichtet.

Der Bezirksausschuss Milbertshofe-Am Hart hat wiederholt gefordert, die Haltestellen für die aus dem Norden und aus dem Osten kommenden Linienbusse stattdessen vor die Kreuzungen zu verlegen. Eine Bitte, die das Kreisverwaltungsreferat im Januar erneut abgelehnt hat. Zum einen, damit umsteigende Fahrgäste insbesondere Schüler nicht zusätzlich die Kreuzung überqueren müssen. Zum anderen, da an der Stelle Baumfällungen nötig wären. Das stieß auf Missmut der Lokalpolitiker, die sich bei der jüngsten Sitzung darüber ärgerten, dass die Verwaltung sie nicht zu den Ortsterminen eingeladen habe. "Die Stadt hat sich konsequent geweigert, eine Verlegung vor die Kreuzung überhaupt auszuprobieren", sagt Thomas Schwed (CSU), der Vorsitzende des Unterausschusses Verkehr. Der Laufweg zur Kreuzung sei jetzt zu lang, daher wolle man nochmals mit der Verkehrsgesellschaft MVG sprechen.

Schon seit Jahren sind für die Kreuzung zudem Schulweghelfer im Gespräch. Eine Genehmigung dafür gibt es seit 2015. Allerdings haben sich bisher noch keine Freiwilligen bei den zuständigen Grundschulen und Elternbeiräten gemeldet. Verkehrsspiegel wird es an der Stelle nicht geben. Denn diese werden nur dann angebracht, wenn das Grünsignal für Rechtsabbieger und Fußgänger zeitgleich kommt. An dieser Kreuzung ist es aber zeitversetzt.

Unfälle bei rechtsabbiegenden Lkw können grundsätzlich nur durch Kameras und Sensoren an den Fahrzeugen vermieden werden. Die seien in Deutschland aber nur bei einem Prozent der Lkw verbaut, sagt der Unfallexperte Wolfram Hell von der Ludwigs-Maximilians-Universität München und fordert entsprechende rechtliche Vorgaben.

Ende Januar hat die Unfallkommission des Kreisverwaltungsreferats (KVR) die Kreuzung nochmals besucht und die bisherigen Verbesserungen begutachtet. "Seit Umsetzung aller Maßnahmen ereignete sich kein Verkehrsunfall mit Fußgängerbeteiligung. Die umgesetzten Maßnahmen der Unfallkommission wurden einstimmig positiv bewertet", heißt es dazu beim KVR. Die Polizei soll nun ein waches Auge auf die Kreuzung haben und die Lage im Sommer erneut auswerten.

© SZ vom 22.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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