Milbertshofen:Klare Worte

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Milbertshofener lehnen Wohnen-für-alle-Projekt strikt ab

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Sigrid Bülow freut sich. Die Unterschriftenaktion für den Erhalt des Bolzplatzes an der Schmalkaldener Straße und gegen die Bebauung durch ein "Wohnen für alle"-Projekt war ein voller Erfolg - rund 600 Unterschriften hat sie mit ihren Mitstreitern gesammelt. Sehr viele seien gekommen, wie Bülow sagt. Nicht nur Anwohner, sondern auch Bürger aus dem Viertel, zum Beispiel vom Frankfurter Ring. "Und wir werden weitermachen, so viele Unterschriften wie möglich sammeln." Die ersten Unterschriftenlisten sollen nun an den Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart weitergeleitet werden. Auch soll es online schon bald eine Möglichkeit geben, sich in Unterschriftenlisten einzutragen.

Eine für Milbertshofen prominente Befürworterin des Bolzplatz-Erhalts hat die Aktion hinzugewonnen: Antonie Thomsen (SPD). 29 Jahre war sie Mitglied im Bezirksausschuss (BA) des Stadtbezirks. 14 Jahre davon war sie Vorsitzende des Gremiums und hat vieles bewirkt wie den Bau des Kulturzentrums und die stärkere Integration der Nordhaide in den Stadtbezirk. Und Antonie Thomsen, die ihre Meinung stets offen geäußert hat, hält sich nicht mit stillen Bekundungen auf, sondern macht in einem offenen Brief an Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) keinen Hehl daraus, was sie vom geplanten Bauvorhaben der Stadt auf der Bolzplatzwiese hält: nichts. "Nun soll den Kindern und Jugendlichen der letzte begrünte Platz genommen werden, das kann doch nur ein schlechter Scherze sein", erklärt sie in dem Schreiben vom 18. Juni, das der SZ vorliegt. Vermutlich habe ein kluger Mensch in der Verwaltung die freien städtischen Grundstücke auf der Stadtkarte ausgeguckt und festgestellt: Ah, ja, da könnte man auch noch was drauf bauen. Und weiter schreibt sie: Kluge Menschen hätten festgestellt, dass Milbertshofen zwar einer der am dichtest bebauten Stadtteile sei, aber vielleicht auch deshalb eine sehr geduldige Bevölkerung aufweise, die interkulturell seit Jahrzehnten zusammenlebe. Thomsen weist darauf hin, dass im Zuge des Programms "Soziale Stadt" ein Bolzplatz in der sogenannten Spielmeile, der ehemaligen Tram-Trasse, vorgesehen gewesen sei, aber "auf Grund der Nähe zur Wohnbebauung" nicht habe realisiert werden können.

Die ehemalige Bezirksausschuss-Vorsitzende bittet Oberbürgermeister Reiter in ihrem Schreiben, "vom Vorhaben der Bebauung am Frankfurter Ring Abstand zu nehmen und Milbertshofen diese so notwendige Freifläche zu erhalten".

"Fantastisch ist dieser Brief", freut sich Sigrid Bülow, "besonders wenn so eine Bitte von jemandem kommt, der nun wirklich Ahnung hat."

© SZ vom 21.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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