Milbertshofen:Ein Neuanfang

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Der geplante Abbruch von zwei Gebäuden an der Graf-Konrad-Straße 10 bis 18a weckt Ängste. Die Wohnbaugesellschaft WSB verspricht, die Mieter der 36 Wohnungen künftig besser zu informieren

Von Nicole Graner, Milbertshofen

"Wir gehen hier heute gesenkten Hauptes raus. Wir hätten vorab informieren müssen. Das wird uns nicht wieder passieren. Wir wollten nicht vorher über ungelegte Eier sprechen. Aber der Schuss ist nach hinten losgegangen." Wenn diese Sätze gleich zu Beginn gekommen wären, dann hätte sich die Wohnungs- und Siedlungsbau Bayern GmbH (WSB) von Anfang an glaubwürdig gemacht. Sie hätte Vertrauen aufgebaut, das bei den Mietern der Häuser an der Graf-Konrad-Straße 10,12,14, 18 und 18 a in Milbertshofen verloren gegangen ist, seitdem sie wissen, dass die WSB plant, zwei Gebäudekomplexe abzureißen. Aber diese Sätze kamen spät - in der jüngsten Bezirksausschusssitzung Milbertshofen-Am Hart.

Wie sehr die vorwiegend alten Mieter verunsichert sind, wie viel Angst umgeht in jenen 36 Parteien, deren Wohnungen zur Diskussion stehen, zeigt sich daran, dass fast alle betroffenen Mieter gekommen waren. Günter Glasner von der WSB und Sebastian Kuhlen von der Dibag Industriebau gaben Antworten. WSB und Dibag gehören zur Döblinger Unternehmensgruppe. Fakt ist: Die WSB möchte zwei Wohnblöcke an der Graf-Kronrad-Straße modernisieren und energetisch sanieren. Dazu hat sie eine Bauvoranfrage gestellt, um die Möglichkeiten auszuloten, ob auch eine Nachverdichtung, möglich ist. Fakt ist auch, dass die Mieter von diesem Vorhaben nur durch Zufall erfahren hatten - durch die Abfrage der WSB bei der Nachbarschaftsanhörung.

Von einem Abriss sei nie die Rede gewesen, erklärt Sebastian Kuhlen und widerspricht damit dem eigenen WSB-Schreiben der Nachbarschaftsanhörung, in dem sehr wohl vom Abbruch der beiden Wohnblöcke die Rede ist. Ein Anwohnerin las das Schreiben vor - erst dann räumte die WSB ein, dass die Thematik viel früher als geplant an die Öffentlichkeit gekommen und das Ganze "unglücklich" gelaufen sei. Nichts sei aber zu spät, erklärte Glasner, Leiter für Finanzierung und Liegenschaften: "Nichts entschieden."

Klar aber ist auch, dass die WSB modernisieren möchte. Das heißt: Ob nun abgerissen wird oder nicht, die Mieten werden erhöht werden, und die Mieter müssten während der Bauphase entweder vorübergehend umquartiert oder generell in neuen Wohnungen - möglicherweise in anderen Vierteln - untergebracht werden. Eine Vorstellung, die für die meisten alten Leute nicht tragbar ist. Helga Madison macht es deutlich: "Ich will nicht zweimal umziehen, ich habe hier mein soziales Umfeld und will nirgendwo anders hin." Von Verpflanzung ist die Rede, von Umsiedlung, von der Angst vor zu hohen Mieten und vom Verlust der Sicherheit. Auch die Stadtteilpolitiker fordern von der WSB klare Informationen, wie mit den Mietern umgegangen wird. Man hoffe darauf, dass den Betroffenen die Möglichkeit gegeben werde, in Milbertshofen zu bleiben, so die SPD.

Die Bewohner äußerten noch einmal ihre Ängste in kleinen Gesprächskreisen. Glasner und Kuhlen standen Rede und Antwort. Die Ängste haben sie den alten Menschen, die in den beiden betroffenen Wohnblöcken der Graf-Konrad-Straße leben, trotzdem nicht nehmen können. Aber sie haben ein Versprechen in den Raum gestellt: "Wir werden, wenn es so weit ist, mit jedem einzelnen Mieter sprechen und nach individuellen Lösungen suchen", sagt Günter Glasner. Ein Versprechen für einen Neuanfang. In Sachen Vertrauen.

© SZ vom 19.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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