Milbertshofen:Der Abriss ist absehbar

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Im Kampf um den Erhalt der einst prächtigen Villa an der Griegstraße 24 muss sich der Bezirksausschuss geschlagen geben: Das Landesamt für Denkmalpflege sieht keine Möglichkeit, das 1925 errichtete Gebäude unter Schutz zu stellen

Von Jerzy Sobotta, Milbertshofen

Ist ein Haus dem Abriss geweiht, ist der Denkmalschutz häufig die letzte Rettung. Doch auf diese Rettung kann die einst prächtige Villa an der Griegstraße 24 nun nicht mehr hoffen. Dass sie bald verschwinden wird, scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Denkmalschützer sehen keine Möglichkeit, das Haus in die Liste der geschützten Gebäude aufzunehmen. Daher musste sich nun auch der Bezirksausschuss geschlagen gegeben, der sich am längsten für den Erhalt der Villa eingesetzt hatte. In seiner jüngsten Sitzung am Mittwochabend hat er dem Abriss und der Fällung einer alten Kastanie auf dem Gelände zugestimmt.

Im Sommer vor zwei Jahren war das Haus noch in gutem Zustand. Stolz stand die Zahl des Baujahres 1925 auf der gelben Fassade, darunter ein kleiner Balkon mit liebevoll gestaltetem Geländer. Der Plan für das Wohnhaus ist in den Zwanzigerjahren vom Architekten Josef Bernecker für den vermögenden "Autobesitzer" Johann Gruber angefertigt worden, wie es in den Unterlagen nebst der historischen Baupläne heißt. "Es ist eines der wenigen Häuser, die noch an die Zeit erinnern, als Milbertshofen ein Villenviertel war", sagt Leo Meyer-Giesow (ÖDP), der sich für den Erhalt des Hauses eingesetzt hatte.

Im Herbst 2017 hat der Münchner Immobilienentwickler 3Bau Haus und Grundstück aufgekauft. Kurze Zeit später war das Haus plötzlich demoliert: Die Jahreszahl war samt einem Stück Giebelmauer und dem schmiedeeisernen Balkongeländer abgerissen worden, im Ziegeldach klaffen seither Löcher, Fenster und Balkontüren wurden herausgerissen und sind seitdem mit Brettern verrammelt. Entsetzte Anwohner kontaktierten daraufhin das Landesamt für Denkmalpflege, das kurze Zeit später das Haus begutachtete. Allerdings wurde die Villa vor zwei Jahren nicht in die Denkmalschutzliste aufgenommen. Die Lokalpolitiker vermuteten, dass die mutmaßliche Beschädigung und Entfernung aller historisch denkmalwürdigen Details der Grund dafür gewesen ist. Sie forderten im Sommer 2018 die vollständige Wiederherstellung und eine anschließende erneute Prüfung durch die Denkmalpfleger. Diesen Herbst musste das Stadtviertelgremium erneut über neue Pläne und den Abriss der alten Villa befinden. "Diesmal waren wir vorgewarnt", sagt Meyer-Giesow. Die Lokalpolitiker verlangten weitere Aufklärung von der städtischen Lokalbaukommission und vertagten zwei Monate lang ihre Entscheidung. Viele fühlten sich an das Giesinger Uhrmacherhäusl erinnert. Denn kurz vor der Beschädigung der Milbertshofener Villa war in Giesing 2017 ein denkmalgeschütztes Haus von einem Investor illegal abgerissen worden. Anwohner und Lokalpolitiker befürchteten damals in der Griegstraße ein ähnlich rabiates Vorgehen.

Auf Vermittlung der CSU-Fraktion hat nun der Generalkonservator Mathias Pfeil die Lokalpolitiker über die Entscheidung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege aufgeklärt: Ein entscheidender Eingriff in die Bausubstanz habe bereits in den Siebzigerjahren stattgefunden und nicht erst mit der Zerstörung der Fassade vor zwei Jahren. Zudem gebe es zahlreiche weitere gleichwertige Gebäude in München, sodass der Denkmalschutz vor Gericht anfechtbar gewesen wäre.

"Wir haben uns vor zwei Jahren sehr über den drohenden Abriss geärgert. Aber nun ist klar: Der Sündenfall hat bereits in den Siebzigerjahren stattgefunden", sagte Stadträtin Jutta Koller (Grüne), die ebenfalls im Stadtviertelgremium sitzt. Mit der Entscheidung der Denkmalschützer mussten auch die Lokalpolitiker widerwillig ihren Kampf um eine der letzten historischen Prachtvillen in Milbertshofen aufgeben und das Haus zum Abriss freigeben. Die Entscheidung liegt nun bei der städtischen Lokalbaukommission, ist aber eine Formsache.

© SZ vom 30.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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