Milbertshofen:Balkon-Beschallung

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Veranstaltungslärm aus den offenen Fenstern des Kulturhauses stört Anwohner

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Es ist heiß im Saal des Kulturhauses Milbertshofen am Curt-Mezger-Platz, die Luft scheint nahezu still zu stehen. Die Fenster müssen geöffnet werden, damit überhaupt ein bisschen Frischluft hereinkommt. Geschäftsführerin Diana Koch kann ein Lied von diesem Problem singen und bringt es nicht ohne einen leisen Unterton von Sarkasmus auf den Punkt: "Die Lüftung ist wirklich ein architektonisches Highlight." Mit anderen Worten: Sie ist alles andere als leise und funktioniert mehr schlecht als recht. Das hat viele Gründe. Einer davon ist die schlechte Zirkulation. Der "Ablauf" der Lüftung befindet sich oben an der Decke hinter dem Frontal-Vorhang. Da dieser oft zu ist, kann die Abluft nicht richtig abziehen. Zudem fällt Luft von oben nach unten. Bei einer Wartung, erzählt Koch, habe der Mitarbeiter gesagt: "Meine Haare bewegen sich!"

Die Türen sind geöffnet und in den kleinen Seminarräumen die Fenster. Genau das ist das Problem. Eines, das nun in der Bürgerversammlung verärgerte Anwohner auf den Plan rief. Sie klagten massiv über Lärmbelästigung und schimpften, dass sie Tag für Tag bei geöffneten Fenstern "alles anhören müssten". Sogar am Sonntag. Alles habe seine Grenzen, "jetzt gehe es einfach nimmer", ärgerte sich ein Anwohner, der in der Piccoloministraße wohnt und von seinem Balkon aus direkt in den Saal des Kulturhauses blicken kann. Zwar versuchte die Vorsitzende des Kulturhaus-Trägervereins, Angelika Mocciaro, in der Bürgerversammlung um Verständnis zu werben und bat, dass nicht "jeder Schnauferer beschimpft" werde. Von "Schnauferern" ist allerdings nicht die Rede, sondern von Musikveranstaltungen, Vernissagen, Lesungen und anderen Events.

Diana Koch weiß schon lange, dass diese Problem gelöst werden muss. Und sie macht deutlich, dass sie für die Anwohner "vollstes Mitgefühl" habe. Schließlich habe der verärgerte Anwohner ja gleich gegenüber seinen Balkon, den er im Sommer natürlich gern nützen wolle. Oft habe man mit ihm schon über das Problem gesprochen, zumal er ja auch Gast im Kulturhaus sei. Sie lobt ausdrücklich die langjährige Geduld der Anwohner. "In der Sachlage sind wir uns einig. Aber wir haben ja als Kulturhaus für die Bürger des Bezirks auch einen Auftrag der Stadt zu erfüllen - und beides verträgt sich nicht mehr gut."

Bevor man aber an eine neue Klimaanlage denke, die in der Bürgerversammlung von den Anwohnern in einem Antrag vehement gefordert wurde, müsse man die Lüftung in Angriff nehmen. "Wenn die mal funktionieren würde", sagt Koch, "wäre vielleicht schon einiges gewonnen." Auch sei das Kulturhaus ein ökologisches Haus, da müsse man auch erst einmal prüfen, ob eine Klimaanlage aus ökologischer Sicht funktionieren könne. Eine Umbaumaßnahme sei kostspielig und müsse, so Koch, auch nachhaltig sein.

Neben dem kleinen Hof des Kulturhaus-Saals ist zum Schutz der Anwohner eine kleine Hecke gepflanzt, und es gibt eine Aufschüttung. Diana Koch spukt eine Idee im Kopf herum, die auch als eine Variante für eine Lärmschutzwand dienen könnte, die ebenfalls von den Anwohnern gefordert wird. "Man könnte die Aufschüttung mit Natursteinen befestigen und nochmals im großen Maße aufschütten und das Ganze dann hoch und dicht bepflanzen", erklärt Koch. Das sähe schön aus und alle hätten etwas davon. Natürlich müsse man solche Überlegungen erst noch auf ihre Machbarkeit prüfen.

Noch einmal macht die Geschäftsführerin des Kulturhauses deutlich, dass es wirklich darum gehen müsse, gute Lösungen im Sinne der Anwohner zu finden. "Die Nachbarschaft ist uns sehr wichtig, schließlich sind wir ja auch ein Kulturhaus für die Bürger im Viertel." Sehr wichtig sei ihr aber auch, zusammen und im Einvernehmen gute Lösungen zu finden - und nicht nur zu schimpfen.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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