Mieten:Kritik am Mietspiegel

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Haus- und Grundbesitzer monieren "völlig praxisfremde Abschläge"

Der Haus- und Grundbesitzerverein übt heftige Kritik am neuen Münchner Mietspiegel. "Für die Hälfte aller Wohnungen in München weist der neue Mietspiegel geringere Mieten aus als der von 2013", sagte der Vorsitzende des Vereins, Rudolf Stürzer, am Mittwoch. Diese Zahlen seien aber unrealistisch. Haus+Grund München kenne keinen Wohnungseigentümer, der die Miete in den vergangenen Jahren ohne besonderen Anlass - wie etwa Wohnungsmängel - gesenkt habe, so Stürzer. Dem Mietspiegel fehle deshalb "die Eignung für die Praxis. Die Zahlen stimmen einfach nicht", sagte er. Der Rechtsanwalt kündigte an, den Münchner Mietspiegel rechtlich zu prüfen, betonte allerdings: "Ein Angriff gegen einen Mietspiegel ist rechtliches Neuland."

Stürzer kritisiert vor allem die "Stellschrauben", an denen beim Erstellen des neuen Mietspiegels gedreht worden sei. So seien "völlig praxisfremde Abschläge" eingeführt oder erhöht worden. Als Beispiel nannte er, dass denkmalgeschützte Häuser im neuen Mietspiegel als "einfache Altbauten" bezeichnet und mit einem Abschlag von bis zu 2,18 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche belegt würden. Ein nicht ausgebauter Dachboden in älteren Gebäuden würde mit einem Abschlag von ebenfalls bis zu 2,18 Euro pro Quadratmetern "sanktioniert", wie Stürzer sagte. So würde bei einer 90-Quadratmeter-Wohnung in einem solchen Gebäude die Monatsmiete um 196 Euro sinken, "unabhängig vom Zustand und der Ausstattung der Wohnung selbst". Umgekehrt fänden Wohnungen mit Balkonen, für die Mieter in München meist deutlich mehr zahlen, keine Berücksichtigung im Mietspiegel.

Die geplante Einführung der Mietpreisbremse hält Stürzer für falsch. Von ihr würden lediglich Gutverdiener profitieren, weil sie sich für das gleiche Geld größere Wohnungen leisten könnten. Und das sei das Hauptproblem: nicht zu hohe Mieten, sondern zu wenig Wohnraum. Heute bewohnt ein Münchner durchschnittlich eine 40-Quadratmeter-Wohnung, 1975 waren es noch 20 Quadratmeter.

© SZ vom 23.04.2015 / anl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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