Messestadt Riem:Uferlos

Lesezeit: 3 min

Alle Jahre wieder entflammt die Diskussion zur Parkplatz-Situation am Buga-See aufs Neue. Gegner des Ausbaus von Stellflächen verstehen den See als "regionales Gewässer mit U-Bahn-Anschluss"

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

Eine wirkliche Hitzewelle hat es in diesem Sommer noch gar nicht gegeben, das Thema Parken am Riemer See jedoch wird bereits wieder genauso heiß diskutiert wie in jedem Jahr. Der Grund ist ganz einfach: Es gibt dort so gut wie keine Parkplätze, aber viele Badegäste kommen dennoch mit dem Auto.

Die Schilderungen von Polizei und Anliegern der Astrid-Lindgren-Straße in der Messestadt im Bezirksausschuss Trudering-Riem waren zahlreich und drastisch - der kleine Quartiersplatz im Süden der Astrid-Lindgren-Straße werde an Wochenenden generell zum Parkplatz umfunktioniert, und sogar die Polizei schaue zu. Eine Streife habe ihm erklärt, so einer der Anwohner, aufgrund der Bordsteinabsenkung wirke das doch wie ein Parkplatz, ein Verbotsschild gebe es auch nicht, die Blaue Zone gelte nicht auf Plätzen. 19 Autos habe er am Sonntag auf dem Platz gezählt, viele weitere auf Bürgersteigen und in Feuerwehreinfahrten. Ein anderer hatte in einer einzigen Stunde 210 Autos gesehen, die auf der vergeblichen Suche nach einer Lücke fürs Fahrzeug in der schmalen Anliegerstraße herumkurvten.

Bei der Polizeiinspektion 25 in der Messestadt waren über den Tag verteilt rund 50 Beschwerde-Anrufe eingegangen. In einem Schreiben an den Bezirksausschuss machte die Polizei aber auch klar: Zum Knöllchenverteilen habe man nicht immer Kapazitäten, und Knöllchenverteilen löse das Problem nicht grundlegend. Aber: "Leider wird aus unserer Sicht eine kurzfristige Lösung nicht möglich sein".

Für die Grünen erklärte Stadtrat Herbert Danner, der See im Riemer Park sei nun mal ein See für den 15. Stadtbezirk und die umliegenden Gemeinden, nicht fürs überregionale Badepublikum: "Und das ist gut so. An stark belasteten Wochenenden haben auch der See und die Liegewiesen keine Kapazitäten mehr. Wir sollten ihn nicht mit Parkplätzen noch attraktiver machen." Zehn oder 20 Plätze wären ohnehin ein Tropfen auf den heißen Stein, 100 oder 200 Stellenflächen wären nirgends unterzubringen.

Zur Gelassenheit riet auch die Messestädterin Susan Beer (SPD), in diesem Jahr komme leider zweierlei zusammen. Zum einen gelte zum ersten Mal die Parkregelung "Blaue Zone" in den Straßen nahe des Sees, was mancher noch nicht wissen könne; zum anderen gab es in diesem Jahr die Baumaschinenmesse "Bauma", weshalb die Messefreifläche derzeit saniert wird und als Sonntags-Notparkplatz ausfällt. Im kommenden Jahr könnte die Lage schon wieder entspannter sein. Vom Parkplatzbau riet aber auch sie ab: "Wir haben einen See mit U-Bahn-Anschluss, im Gegensatz etwa zum Feldmochinger oder Feringasee." Für die CSU jedoch sprach Magdalena Miehle zunächst von Fehlplanung und Änderungsbedarf: Da dürfe "auch eine Bebauungsplanänderung kein Tabu sein". Klartext: Warum nicht das Parken im Park ermöglichen?

Zuallererst aber wollte die CSU einmal eine Zählung, damit klar wird, wie groß ein mögliches neues Parkplatzkontingent sein müsse. Dann forderte sie ein Konzept für die Bauma-Jahre, in denen die Messefreifläche unzugänglich bleibt. Genau hinsehen müsse man auch bei dem kleinen Stellplatz für rund 120 Autos hinter dem Berufsschulzentrum an der Astrid-Lindgren-Straße: Dies sei eigentlich gedacht für Besucher des Sees und der Grünanlage, doch unter der Woche stünden dort Autos der Berufsschüler aus ganz Bayern, da diese die schuleigene Tiefgarage nicht benutzen dürfen. Diese Plätze solle man eher an den Wochenenden für die Badegäste öffnen, vielleicht auch das Park & Ride-Parkhaus am U-Bahnhof Messestadt Ost. Und man müsse über verkehrssteuernde Maßnahmen nachdenken: Der Radiosender "Bayern 3" könne doch davor warnen, das Badegewässer motorisiert anzusteuern.

Auf Wunsch der Grünen verzichtete die CSU dann auf den Passus mit der Bebauungsplanänderung in ihrem Antrag. Der Rest der CSU-Vorschläge, sämtliche Bürgerschreiben und das der Polizei werden mit der Bitte um ein Konzept an das Bau- und das Kreisverwaltungsreferat (KVR) gesandt; die Verkehrsbehörde soll zudem für Halteverbotsschilder auf dem Platz an der Astrid-Lindgren-Straße sorgen. Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Otto Steinberger (CSU) will zudem einen Ortstermin mit den beiden Referaten schon in den nächsten Tagen, notfalls will er sich dafür auch direkt an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wenden: "Wir haben nicht viel Zeit, das Problem ist dringend."

Badegäste des Sees, so denn angekommen, haben noch ein anderes Problem: Die vorhandenen Toiletten sind nach Beobachtung mehrerer BA-Mitglieder nur sporadisch zugänglich. Die bisherige Regelung, wonach der Kioskpächter auch für die Toiletten zuständig war, hatte nicht funktioniert, da der Kiosk viel seltener geöffnet hatte als ursprünglich gedacht oder gewünscht. Doch wer wann nun nach welchen Kriterien das Häusl aufschließt, sei völlig unklar. Die Forderung lautet ganz klar: täglich öffnen, auch an trüben Tagen. Ganze Schulklassen hätten an ihren Wandertagen vor den abgeschlossenen Toilettentüren gestanden.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: